Grangor 3 (Rahjard)

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Missmutige Blicke striffen zur Traviastunde immer wieder das hölzerne Einzelbett, in dem seine Begleiterin und zeitweise auch der Knappe der Göttin ihre Ruhe gefunden hatten. Voneinander getrennt. Neferu hatte ohnehin kaum bis kein Interesse an Garion – oder war sehr talentiert, tiefergehende Gefühle für den Rondriten mit reiner Schauspielkunst zu übertünchen. Kurzerhand legte sich ein mildes Schmunzeln auf seine Lippen und er hob den Blick schließlich zum Fenster an. Eigentlich konnte es ihm herzlich egal sein, mehr Hoffnungen durfte sich in diesen Stunden wahrscheinlich Phexdan machen. Dieser Bettler – und Gaukler. Immer diese Gaukler. Das Schmunzeln wich zunehmend einem ernsteren Gesichtsausdruck, ehe es durch ein Augenrollen endgültig abgelöst wurde. War er denn der einzige, der diesen Leuten nichts abgewinnen konnte?

Sein Brechreiz hätte ihn schon damals in Andrafall beinahe übermannt, als sich der Rondra-Geweihte Hals über Kopf in den hübschen und keuschen Gauklerburschen Wilbur verliebt hatte und ihn am liebsten mit sich genommen hätte. Tragisch, dass Wilbur gegenüber seiner Familie einige Verpflichtungen hatte. Sonst würde er es, damit rieb Rahjard sich mit beiden Händen ruhig über das Gesicht, an diesem Praioslauf mit gleich zwei passabel dreinblickenden Gauklern zu tun haben, die seiner Begleitung den Kopf verdrehten.

Seufzend erhob er sich und öffnete eine seiner Gürteltaschen – ein Wunder, noch war es Grangor nicht gelungen, Rahjard seiner Reichtümer zu berauben. Dann schüttelte er kurz den Kopf. Selbst wenn es Zeit war zu versuchen, Neferu von Phexdan zu trennen und Garion von einem etwas dickeren, hässlicheren Wilbur – wo zog es ihn nach diesen Ereignissen, den Morden an den Altvorderen und der Zerstörung des Namenlosenkultes überhaupt hin?

Vielleicht Neersand, Hinterbruch… Mirhidan. Die einzige Frau seit Jahren, die er sich schon lange hielt. Sozusagen etwas ernstes oder auch nicht. So wie sie aussah, konnte sie sich vor Angeboten wahrscheinlich kaum retten und liebte es, mit irgendwelchen Fremden in den Rahja-Tempel zu gehen… um zu beten. Selbstverständlich. Was sollte sie auch sonst mit diesen Leuten tun, einmal davon abgesehen, dass sie sich um deren Wunden kümmern konnte?

In diesen Tagen war ihm aber nach allem, nur nicht nach dem Bornland. Was er benötigte war, so murmelte er es zumindest zu sich, „ein wenig Abwechslung.“ Ein wenig Vergnügen, nicht unbedingt in einem Tempel. Eher in einer Art und Weise, wie Dora es wohl verstanden hatte sie zu leben. Ein langgezogenes Seufzen drang mit einem Mal durch den Raum. Rahjard blinzelte – und sah zu dem Fuchs vor seiner Nase.

„Abwechslung – du willst gehen?“, fragte Phexje und umklammerte das Geschenk des garether Fräuleins wieder mit beiden Armen und Händen. Wortlos ließ sich Rahjard mit dem Rücken voraus in sein Bett zurückfallen. „Nein, noch… nicht“, raunte er dem Jungen zu.

„Nur das Haus verlassen, denn ich denke, wir sind deinem Vater lange genug zur Last gefallen.“