Grangor 6 (Neferu)

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„Rahja liebt jeden. Warum glaubt Ihr, dass es bei Euch nicht so ist?“ Wurde sie begrüßt.
Ein gutaussehender Moha, der vom Aussehen her auch ein Tulamide hätte sein können, nahm sich ihrer an. Sie wurde in eines der nobel anmutenden Badebecken geführt und ausgiebig, aber sanft gewaschen, nicht ohne den Geweihten zu ermahnen, sie nicht an den heiligsten Stellen zu berühren (aus irgendeinem Grund empfand sie das als Anmaßung, selbst von einem Diener der Liebesgöttin – oder eher erst recht deshalb.).

Sie ließ es sich nicht nehmen mit dem Rahjapfaffen über drei Stunden zu diskutieren, über Liebe, Schmerz, Travias Ansichten und die Vereinigung zweier Leiber.
Seine rahjaische Auffassung von alledem trieb ihr hauptsächlich nur ein Stirnrunzeln auf das Gesicht. Diese Verrückten kannten keine solch inbrünstige Liebe, dass sie eine einzige Person für sich allein hätten haben wollten. Der Gedanke war ihnen fremd und der Geweihte bezeichnete ihn gar als egoistisch.
Sie rauchte Rauschkraut – das erste Mal in ihrem Leben. Sie rauchte viel Rauschkraut. Zuviel.
Bunte Punkte und verschwommene Farben waren in ihre Wahrnehmung gedrungen, als der Moha sie in einen der abgeschiedenen Nebenräume geführt hatte.
Sie hatte bereits zuvor verlauten lassen, dass der, dem ihre Liebe einzig gehörte (für den Rahjapriester ein unrichtiger Umstand) flinke Finger besaß. Nun, durch die Auswirkungen des Krauts gab sie auch seinen Namen preis.
„Phexdan…“
Der nackte, gutgebaute Südländer kannte ihn. Er bestätigte, dass Phexdan oft mit den liebestollen Bewohnern des Tempels, also der Priesterschaft, das Lager teilte.
Etwas zuckte unter Neferus Auge, sie hatte genug gehört.
Während der Geweihte sie eingehend massierte und beide sich fortwährend unterhielten, gab es wenigstens ein Thema, das Neferu ein Schmunzeln auf die Lippen zwang: Offensichtlich hatte Abelmir, so der Name des Schönlings, intimen, wenn auch nicht zu intimen Kontakt zu Richard gehabt. Immerhin, vielleicht konnte sie ihren Frust etwas dämpfen, indem sie ihre Mitwisserschaft dem langjährigen Kumpanen neckend unter die Nase rieb.
Die Halskette – ein Erinnerungsstück. Sie lenkte das Thema zu ihrem eigentlichen Kernproblem zurück. Der Geweihte legte ihr seine Sicht der Dinge dar und schilderte ihr bildlich mit einer anderen Rahjageweihten, dass „Erinnungsstücke“ nicht unbedingt Vergangenheit sein müssen (Die Frau hatte ihm ebenfalls vor einigen Jahren eine Kette geschenkt und immer noch liebten sie sich heiß und innig – körperlich natürlich.).
Auch für die Rondriten fand Abelmir einige beschwichtigende und positive Worte.
Neferu seufzte und zog so lange an der Rauschkrautpfeife, dass sogar der Rahjageweihte sie ermahnen musste, während er ihre Pobacken massierte, was ihr mittlerweile – verklärt durch den Rausch – auch einerlei war.
Mehrere Stunden verbrachte sie mit dem fremden Mann, bis sie sich anschickte zu gehen. Sie erhielt von dem Moha noch ihren allerersten lang anhaltenden und tief intensiven Zungenkuss, ehe sie sich berauscht auf die nächtigen Straßen wagte. Obwohl… nächtlich? Es musste bereits früher Morgen sein.
Ihr wurde blümerant zu Mute und sie lehnte sich keuchend an eine Hausmauer.
Schweißperlen traten auf ihre Stirn und flackernde Punkte und Kreise in allen Farben tanzten um sie herum – ganz offensichtlich war sie diese Drogen nicht gewöhnt.
Schwankend und mit wattigen Gedanken schwebte und strauchelte sie vorwärts durch die menschenleeren, grangorianischen Gassen.

Irgendwann, das Zeitgefühl hatte sie endgültig verloren, fingen ihre stecknadelkopfgroßen Pupillen Phexdans Brücke ein. Sie schleppte ihren Körper, der nicht ganz so reagierte, wie sie es gewohnt war zu dem Flecken Grund, auf dem der junge Hochgeweihte sich für gewöhnlich tagsüber aufhielt.
Nur ganz kurz ausruhen…