Grangor 23 (Feqzjian)

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Noch einmal rückte Feqzjian den Stützverband zurecht, der sich über sein Nasenbein bog, dann nickte er zufrieden. Garions Faustschlag war lange nicht so gut gezielt gewesen, wie der Letzte. Sicher, seine Nase hatte füchterlich geblutet, aber keine Verletzung aufgewiesen, die der gute Trunk vom Heiler nicht wieder hatte beheben können.

Mit nachdenklicher Miene schob er sich an einem der Bettler vor dem Eingang zur Offenen Hand vorbei und sah über die Köpfe der Anwesenden hinüber zu dem hölzernen Geländer der Treppe, die sein Ziel war. Die Luft der niedrig gebauten Taverne war geschwängert vom Rauch schlechten Tabaks und dem Geruch billigen Bieres. Rasch drängte er sich in die Menge hinein, drängelte Leiber bei Seite und machte ausgiebigen Gebrauch von seinen Ellenbogen.

Als er die erste Stufe betrat, knarrte das Holz unter seinem Stiefel leise. Sein Blick huschte den Weg empor und verharrte am oberen Ende des Aufstiegs.
Immerhin habe ich versucht, um was sie mich gebeten hat.., huschte es ihm durch den Kopf. Mit der rechten Hand hielt er sich am letzten Pfosten des Geländers fest und schwang sich gut gelaunt nach rechts daran vorbei. Garions Auszeit war noch um einen weiteren Tag verlängert worden und er würde heute seine Ruhe allein mit Neferu haben.
Konnte dieser Tag noch besser werden?

Kurz bevor er die Tür zu seinem Zimmer erreichte, hielt er noch einmal inne.
Sie sagte zwar, dass ich mich entschuldigen und so lange bei Garion bleiben solle, bis er die Entschuldigung akzeptiert hätte, aber ich denke nicht, dass ich mich dafür in Lebensgefahr begeben sollte. Mal abgesehen davon, dass ich eher gegangen wurde, als es freiwillig zu tun.

Er nickte zufrieden. Ja, es gab nichts, was man ihm vorwerfen konnte. Mit einem letzten Schritt war er bei der Tür und öffnete sie ohne anzuklopfen.

Das Zimmer des Halbmaraskaners bot im Allgemeinen den gleichen Anblick wie immer. Überall lag Kleidung in den Ecken, auf dem Tisch standen mehrere angebrochene Flaschen mit klaren oder bernsteinfarbenen Flüssigkeiten, die Vorhänge waren kaum mehr als einen Spalt geöffnet obwohl es noch nicht dunkelte und das Bett war nicht gemacht. Die einzige, in Feqzjians Augen durchaus erfreuliche Abweichung der Norm stellte die gut gebaute junge Frau mit den vielen, geflochtenen Zöpfen dar, die mit einem angewinkelten Bein rücklings auf seinem Bett lag.
Neferu hatte sich eines seiner Bücher über Maraskan aus dem unordentlichen Stapel direkt neben seinem Bett gezogen und begonnen darin zu blättern. Als er eintrat schlug sie gerade eine Seite um, sah dann aber über den Rand des Werkes zu ihm auf.
„Und?“, fragte sie neugierig, ehe der Blick ihrer tannenfarbenen Augen kaum einen Augenblick später auf den Verband stieß, der sich über seinem Nasenrücken befand.
„Nein. Er hat dich schon wieder geschlagen?“ Neferu schlug mit ungläubigiger Miene das Buch zu und legte es bei Seite, dann stand sie auf und kam zu dem Geweihten des Fuchsgottes hinüber.
„Ich fürchte doch.“, antwortete er mit einem wehleidigen Lächeln und einem mitleidheischenden Tonfall. „Aber viel schlimmer ist, dass er meine Entschuldigung nicht annehmen wollte.“ Das hatte er einfach erwähnen müssen. Er, der er aussöhnend und auf ihren Wunsch in liebender Rücksicht zu dem Rondriten gepilgert war, um schmählich fortgescheucht zu werden – und das nicht nur verbal. Im selben Atemzug bemerkte er innerlich voll Zufriedenheit lächelnd, dass seine Worte Früchte trugen.
Die Lippen der grünäugigen Schönheit pressten sich unwillig aufeinander.
„Dieser Sturkopf!“
, schimpfte sie.
„Verzeih mir …“
, fuhr sie gleich darauf gnädiger fort, „ich dachte nicht, dass er dich erneut schlagen würde.“ Sanft glitt ihre Hand über seine unrasierte Wange, ehe sich ihr Gesicht in noch langsamen, von Scheu geprägten Bewegungen näherte. Ihre Lippen taten einen zaghaften Versuch und strichen sachte über die Seinen.
Der verführerische Duft ihrer Haut ließ ihn einen Moment wanken, ließ seine Gedanken vergessen wo er war und wer er war.
War dieser dezente, süßliche Hauch eine Nuance des Jasmin?
Ein erhebendes Gefühl durchflutete seine Nervenbahnen und hinterließ ein wohliges Kribbeln in seiner Bauchregion. Selten hatte er soetwas gespürt. Wenn er genau darüber nachsinnte – eigentlich niemals zuvor.
Inniger als sie ihn begonnen hatte, erwiderte er den Kuss und löste sich dann von ihr um sich auf dem Bett niederzulassen.
Mit zwei schnellen Handgriffen zog er seine Füße aus den dünnledrigen Stiefeln und warf sie unachtsam in seine favorisierte Ecke des Raumes, in der sich ein heterogenes Sammelsurium verschiedenster Habseligkeiten beinahe bis auf Brusthöhe stapelte. Bald hatte er auch diese Höhenmarke erreicht.
Das für nur eine Person ausgelegte Bett knarrte leise, als er sich auf den Rücken sinken ließ und die Arme unter seinem Kopf verschränkte. Alsbald erhielt er Gesellschaft: Mit flinken Bewegungen war Neferu an seiner Seite und schmiegte sich an ihn.
Vorsichtig löste er eine seiner Hände vom Hinterkopf und streckte den freien Arm nach ihr aus, um sie noch näher an sich zu ziehen.
„Ich habe morgen früh einen Termin.“, eröffnete Feqzjian leise, als sie ihre Wange katzengleich an seiner rieb, tief und wohlig einatmete und mit den schlanken Fingern ihrer linken Hand durch seine ewig zerzausten Strähnen strich.
„Oh …“, antwortete sie leise und rutschte wie auf Stichwort etwas von ihm fort, imme rnoch auf der Seite liegend, „dann sollten wir heute besser früh schlafen.“
Er musste unwillkürlich lächeln, als er mit den Fingern seiner rechten Hand über die Rundung ihrer Hüfte strich, um ihre verführenden Konturen nachzufühlen und sich ein weiteres Mal vorbeugte, um einen Kuss zu seinem zu machen.
Ihre Lippen empfingen seine wohlwollend, doch noch immer mit einer Spur Zurückhaltung. Er gab ihrer Unerfahrenheit die Schuld, auch wenn er gleichzeitig in seinen Gedanken unterstrich, dass von Schuld nicht die Rede sein konnte. Die ungewohnten Erfahrungen von Zärtlichkeit, der Austausch von Berührungen in Kombination mit ihrer Schüchternheit machten sie noch reizvoller und durchaus niedlich.
Wie er ihre Nähe liebte. Jedes Mal rief es bei ihm eine wohlige Gänsehaut hervor, ließ seine Handinnenflächen feucht werden. Noch einmal konnte er es sich nicht verwehren ihre Lippen in zärtlichem Sturm zu küssen, dieses Mal jedoch wagte er einen Schritt zu wiederholen, den er bisher nur gegangen war, als die geliebte Person zurück nach Grangor, zurück zu ihm, gekommen war.
Als ihre Lippen aufeinander stießen, öffnete auch sie ihren Mund und liebkoste seine vorstoßende Zunge voll Zuneigung und Hingabe. In sinnlicher Verbundenheit teilten sie den Platz seines schmalen Bettes, Arm in Arm und tauschten Küsse, die intensiver und zugeneigter nicht sein konnten.
Feqzjian schloss die Augen und sog die Luft des Zimmers tief in seine Lungen, während er diesen alveranischen Moment in all seiner erregenden Beschwingtheit auf sich wirken ließ.
Der Tag konnte also tatsächlich noch besser werden.

Durfte er die Dreistigkeit besitzen mehr zu verlangen? Alles in ihm forderte und sehnte sich nach mehr. Mehr Berührungen, mehr Nähe, mehr Neferu.
Neferu… Vor einem halben dutzend Monaten erst hatte der Zufall sie zu ihm nach Grangor geführt. Er formulierte seine Gedanken nicht aus. Wie das aufflackernde Licht eines Blitzes drangen schnell und ungreifbar einzelne Szenen ihrer bisherigen Bekanntschaft auf ihn ein. Die erste Begegnung auf der Brücke beim Schneider, der Tag im Garten hinter dem Tempel Efferds, die lange Unterhaltung Marans und Neferus, all das umspülte seinen Geist. Aber noch etwas anderes beschäftigte ihn. Wie im Fieber schien ihm sein Verstand umnebelt, niedergerungen durch den Eigenwillen seines Leibes.
Seine Fingerspitzen glitten stetig über ihre Schultern und ihre Taille, strichen ihr einen der vielen geflochtenen Zöpfe aus dem Gesicht, berührten wie zufällig ihre Brust. Er spürte mit jeder Sekunde das Begehren ansteigen, was sich in der Intensität seiner Küsse und seiner Bewegungen wiederspiegelte.

Da war sie wieder, ihre verhaltene Gehemmtheit… Überfallen durch soviel schiere Leidenschaft seinerseits zog sie sich zurück und unterbrach die Verbundenheit beider Körper.
Als sie sich aus dem Kuss befreit hatte, leckte er sich schnell atmend durch seine nun wieder gezügelte, doch zuvor ungestüme Annäherung über die Lippen. Sein Hals war trocken. Konnte er es tatsächlich wagen? Zu spät… Die Frage hatte bereits angefangen über seine Lippen zu gleiten und seinen Wunsch zu äußern.
„Darf…ich deinen Po berühren?“
, entkam es ihm leise und mit verlegenem Zögern. Sie lagen sich gegenüber, fast Stirn an Stirn. Seine dunkelgrünen Augen blickten durch die eben herrschende passionierte Inbrunst glasig und gedämpft in ihre, in welchen trotz des Sinnenreizes der Lust noch immer Ruhe und Vernunft die Überhand hatten.
Beinahe sofort erstarrte Neferu an seiner Seite und hielt den Atem an. Er konnte sehen wie sich ihre Lieblingsfarbe Rot auf ihrem Gesicht ausbreitete und er war sich für einen Moment sicher, das Blut in ihre Wangen rauschen zu hören. Dann erreichte ihre unsicher geflüsterte Antwort sein Ohr. „Ich…Ja, ich denke schon…“
Seine Finger ließen sich das nicht zweimal sagen und während er durchdringenden Augenkontakt hielt, wanderten sie ihre Hüfte hinab, bis diese in den sanften Schwung ihres Pos überging, dessen Wärme und Weichheit er durch den Stoff ihrer blauen Hose hindurch vorsichtig betastete.
Es war das erste mal, dass er den Körper einer Frau auf diese Weise an so einer Region berührte. Und soweit er wusste, war es auch für die wunderschöne Halbtulamidin die erste Erfahrung dieser Art. Zumindest hatte sie ihm noch nichts Gegenteiliges erzählt.
Einen Moment hielt er inne und genoss die Wärme ihres Leibes, die durch den Stoff der Hose an seine Hand gelangte, dann beugte er sich erneut in hitziger Gier über sie und brannte ihr einen verschlingenden Kuss auf die Seite ihres Halses.
Bei Rahjas Rosen.

Neferu schob sich innig in seine Arme und legte ihren Oberkörper auf seine Brust, nachdem er sich durch sanfte Gewalt hatte überzeugen lassen, sich auf den Rücken zu drehen. Phexdan spürte die angenehme Wärme des geliebten Körpers, genoss die traute Zweisamkeit, die die heitere Göttin den Liebenden schenkte. Seine Welt war perfekt, als er Neferu fest an sich drückte und sein Gesicht in ihrem rotbraunen Haar vergrub, das zu Zöpfen geflochten waren.
Dann schien sie die grausame Absicht durchsetzen zu wollen, den Zauber zu beenden.
„Phexdan… Wir sollten wirklich schlafen.“
, damit drehte sie in seinem Arm herum und zeigte ihm nur noch ihren angekleideten Rücken.
Innerlich seufzte der Bettlerkönig.
Nebenbei entschied er, dass es dringend an der Zeit war, dass er sie auf die korrekte Aussprache seines Namens hinwies.
Dicht rückte er an sie heran, spürte wie sich ihr Po an seine Lenden drückte und wie ihre Hand nach der Seinen griff, als er seinen Arm wie zum Schutz über sie legte.
Mal sehen ob ich schlafen kann, Bruderschwester…

Minuten später starrte er noch immer auf den dunkelroten Stoff direkt vor seiner Nase. Trotz der Dunkelheit des Zimmers, Neferus beruhigender Nähe und des weichen Kissens wollte seine Erregung der Erschöpfung ihr Recht verweigern.
Mit einem Kloß in der Kehle ließ er seine Hände abermals über den Leib der Geweihten gleiten, berührte ihre Haut, wo sich ihm die Möglichkeit eröffnete.
Die Schranken ihrer Kleider hatte er längst frech durchbrochen. Hemdsaum und Hosenbund stellten für die flinken Finger des Halbmaraskaners kein Hindernis mehr dar.
Einen Moment zögerte Feqzjian, dann tastete er sich fahrig an den Rundungen ihres Körpers entlang.
„Es gibt so viel zu erkunden…und ich bin neugierig.“, flüsterte er in ihr nahes Ohr.
Ein phantastisches Gefühl strömte durch seinen ganzen Körper, während der waghalsige Pionier ihre Haut berührte.
Unter seinen Fingern erbebte und zitterte der Leib der jungen Frau.
Seine Sinne mussten ihm einen Streich spielen, anders konnte es nicht sein. Tief in seinem Innern meinte er ein amüsiertes Lachen zu hören. Wie viel von seiner lustvollen Schwester doch in dem Gott mit dem schelmischen Zwinkern verborgen lag.
Ihm wurde heiß.
Niemals hatte er zu hoffen gewagt, dass er seine ersten Berührungen dieser Art mit einer Frau wie Neferu austauschen würde. Mit einer Frau, deren Witz, Charme und schlichte Eleganz ein Zusammenspiel bildeten, wie Rur es in seiner Schönheit nicht besser hätte schaffen können. Er biss sich auf die Unterlippe, um sich zurück in die Realität zu holen, um sich nicht endgültig durch den Strom der rahjaischen Gelüste fortreißen zu lassen.
Er musste auch jetzt einen kühlen Kopf bewahren, aber gerade das, was ihm normalerweise so leicht fiel, schien nun nahezu unmöglich. Nie war es ihm so wenig falsch vorgekommen den Verstand zu verlieren wie jetzt.
Seine ungleich längeren und breiteren Finger umschlossen ihre, ehe er ihre Hand zu sich nahm und auf seiner warmen Brust ablegte. Er schauderte. Wieder ein gutes, neues Gefühl von dem er schon jetzt nicht genug bekommen konnte. Er fühlte sich hungrig nach ihren Berührungen und kam sich gleichermaßen unersättlich vor.

Ihre schmalen Finger glitten unsicher, aber schier sanft seine muskulöse Brust hinab, auf seinen Bauch und strichen an seinem Nabel vorbei, bevor sie einen schmalen Streifen dunklen Haares entdeckten.
Sich vorsichtig auf die Seite drehend, überwand er erneut, diesmal etwas unwirscher den Bund ihrer blauen Hose, die ursprünglich die seine gewesen war. Er hatte sie mit ihr geteilt, sie ihr überlassen. Und da war noch viel mehr, das er mit ihr teilen und ihr überlassen wollte …
„Ich liebe deine Berührungen, Neferu.“, er schluckte trocken, als sich die Worte seiner Kehle heiser entrangen und die schützende Decke des Schweigens zerrissen.
Die Reaktion Neferus kam unterwartet. Schnell, beinahe furchtsam wandte sie ihre Front von ihm ab, der Wand entgegen.
Feqzjian musse ungewollt Lächeln, setzte sich auf und griff nach ihrer Rechten. Keine Angst, Bruderschwester, Füchse beißen nicht – nicht fest zumindest.
„Hast du Angst…?“
, fragte er sie leise, ehe er sich halb über sie beugte und ihr einen zärtlichen Kuss in die Handfläche drückte, um ihre Unruhe zu vertreiben.
„Sieh mich an. Ich gehöre ganz dir.“

Als sie antwortete klang ihre Stimme weniger unruhig, denn bitter und herausfordernd: „Das habe ich schon von vielen Männern, viele Male gehört. Ich war schon vier Mal verheiratet.“
Ein weiteres ungesehenes Lächeln glitt über die ansehnlichen Züge des jungen Mannes, als seine Finger in die Freiräume zwischen ihren glitten. Neferu war keinesfalls älter als zwanzig Götterläufe. Vier Hochzeiten und vier Trennungen bis zu diesem Zeitpunkt sagten mehr als 1000 Worte über die Ernsthaftigkeit mit denen diese Ehen geführt worden waren. „Ich…War Heiratsschwindlerin, habe die Unschuld vom Lande gespielt, die sich geziert hat. Brauchte das Geld. Ich bin mit den Männern nie bis zum Äußersten gegangen.“, gestand die süße Stimme neben ihm leise ein. Hatte er es doch geahnt …
„Aber du hast es noch nie von mir gehört. Glaube mir, wenn ich es sage.“
, versicherte er ihr und schwang seinen Körper auf den ihren, legte seine Knie rechts und links neben ihrer Hüfte ab und führte ihre Hand zu seiner Wange.
„Ich bin noch unberührt.“
, fügte er im Flüsterton hinzu. Das musste ihr Interesse wecken, er konnte vollständig ihr gehören. Wieder war die Antwort der schönen Lippen unerwartet: „Ich auch… aber nicht aufgrund eines Versprechens wie bei dir, sondern weil ich es wollte. Glaub mir, es war nicht immer leicht…Und es gab viele Dutzend Gelegenheiten …“ Sie hatte den Spieß umgedreht und ihr Ziel nicht verfehlt, er konnte geradezu drängend spüren, wie sein Interesse an ihr ins Unermessliche wuchs.

Einen Moment herrschte eine gespannte Stille. Nun kommt es darauf an die richtigen Worte zu finden, Bruderschwester. Gib dir Mühe oder du machst alles kaputt. Noch einmal befeuchtete er seine Lippen und setzte zum Sprechen an: „Das…macht es umso wertvoller.“ Ein weiteres Mal küsste er sie und spürte, wie Neferu sich ein wenig entspannte.
Seine Antwort war gut gewesen, dessen war er sich nun sicher. Vielleicht war heute ja doch die Nacht der Nächte. Berauscht von dieser Vorstellung drängte er sich zwischen ihre Beine und sah wie gebannt in ihr nahes Gesicht hinab. Ihr Blicke begegneten sich, als er einen festen Ruck spürte und von Neferu hinab zurück auf das Laken der Tatsachen rollte. Hattest du es dir bei einer Frau wie ihr wirklich so einfach vorgestellt? Er spottete in Gedanken über sich selbst, als sie sich auf die Seite rollte um ihn anzusehen. Zitternd erklang ihre Stimme: „So viele Jahre habe ich mir bewahrt, was du jetzt unbedingt willst. Ich werde dir alles geben, aber erst…wenn wir den Bund geschlossen haben.“
Er schluckte leise. „Dann… nimm mir den Eid ab. Nur du sollst meine Strafe bestimmen, wenn ich ihn breche….“, seine Stimme bebte, als er sprach. Kaum waren seine Worte verklungen, drang wieder der weiche Ton Neferus an seine Ohren. „Ich…darf mir jede Strafe ausdenken, die ich gut heiße?“
Er spürte wie Gänsehaut seinen Leib hinauf kroch. Dann nickte er. „Ja, so ist es, fordere was immer du willst, ich werde auf deine Bedingungen eingehen.“ Wieder spürte er deutlich wie trocken seine Kehle war, sogar seine Stimme hatte ein wenig gekrächzt.
„Und wann willst du den Bund eingehen?“,flüsterte sie.
Für einen Moment lang glaubte er nicht genügend Luft zu bekommen, ehe er hervorbrachte: „Morgen, am besten noch Heute … Ich will, dass du endlich mein Eigen bist.“
Ob er mit diesem offenen Geständnis zu weit gegangen war? Immerhin hatte er Neferu soeben vollständig und unwiderruflich für sich beansprucht und dabei nicht unbedingt die Worte gewählt, die ein in Freiheit lebender Mensch gerne hörte.
Einen quälenden Moment lang herrschte atemlose Stille, dann flüsterte ihre Stimme nahe an seinem Ohr: „Du sollst mich zuerst lehren …“
Ein erschöpftes Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ja, Bruderschwester, du bist ganz eindeutig dem humorvollen Gott zugetan, aber warum sollte ich dir diesen Triumph verwehren? „Alles…“, hauchte er sanft in ihr Ohr,„…wir werden gemeinsam Erfahrungen sammeln.“ Neferus Stimme war, wie erwartet, von triumphierenden Klängen durchdrungen als sie ihm antwortete. „Nicht wie du jetzt gerade meinst…Bringe mich Phex näher…Versprich es!“
In einer schnellen Bewegung zwang er sie auf den Rücken und schob seinen Körper auf ihren und drückte sich an sie. Wieder war ihm kein Erfolg beschieden. Sanft aber entschieden schob sie ihn von sich und versuchte seine Aufmerksamkeit auf etwas weniger Verfängliches zu lenken.
„Zuerst habe ich gedacht…du seist der Mond.“ Das erheiterte Lachen, dass in seinem Inneren begann, trug bis nach außen. Zwar wusste er nicht genau ob sie wahr sprach oder etwas erfand, aber er war sich sicher, dass sie fieberhaft nach Worten suchte, um die Stunde der Wahrheit herauszuzögern.
„Hast du das?“, fragte er leise.
„Ja, du warst so schön…“, raunte sie in sein nahes Ohr und streichelte mit einer Hand seinen Nacken,„…und ich habe noch nie einen helleren Stern gesehen.“
Sie meinte also was sie sagte. Er war sich des Umstandes durchaus bewusst, dass seine Kenntnisse die der meisten Phexgeweihten übertrafen. Aber selbst er hätte sich bei aller Liebe zur Einbildung nicht mit dem Mond messen wollen. Sein Auftreten musste sie wahrhaft beeindruckt haben. Ihre Finger an seiner Haut stockten, als sie über das Lederband fuhren, an dem er noch immer den Schneeflockenanhänger trug, den sie ihm geschenkt hatte.
„Du trägst ihn noch…“ flüsterte sie leise. Offensichtlich gab sie sich weiterhin größte Mühe ihn von den Vorzügen ihres Leibes abzulenken.
„Ja, natürlich…“ wisperte er schmunzelnd, ehe er entgegen ihrer Bemühungen erneut alles daran setzte ihren Körper zu erfahren. Neugierig küsste und tastete er.

„Ich liebe wie du riechst…deinen Duft… ich liebe deine Haut so dicht an meiner… deine Fingerspitzen, wie sie mich immer wieder berühren.. ich liebe es, wie sich deine Finger in meinem Haar verkrampfen.. Ich liebe, wie du dich bewegst. Ich liebe… dich.“, gelang es ihm durch den Nebel, der sein Hirn umgab zu flüstern. Er erschauderte, als er hörte, wie rauh seine eigene Stimme klang. Dann war Neferu von einem Lidschlag auf den anderen auf ihm. Seine Lunge füllte sich scharf mit der warmen Luft des Raumes, als sie aus dieser sitzenden Position auf ihn hinab sah.
Die Stimme, der man das verschmitzte Lächeln ihrer Besitzerin anhören konnte, erklang leise und fordernd:„Wenn du mich wirklich liebst… zeig mir wie sehr.“
Für einen Moment blinzelte er in das Dunkel und stockte. Wie sollte er jetzt und hier zeigen können, wie sehr er sie wirklich liebte? Dann aber gehorchte ihm sein Verstand wieder und kurzentschlossen umschlang er ihren Oberkörper und begann zu drücken, presste sich dicht an sie, versuchte sein Gefühl in die Kraft seiner Arme zu legen.
Nicht unbedingt geistreich, wie er sich selbst eingestehen musste, aber immerhin – er hatte überhaupt reagiert.
Als auch der Druck ihrer Arme zunahm löste sich seine Anspannung, sie fühlte, was er auszudrücken versucht hatte.
Er ließ sich mit ihr in die Kissen zurücksinken. Die Körper der Zwei schienen beinahe durch die Umarmung ineinander verkeilt.
Jetzt war seine Chance gekommen! Mit einer schnellen Bewegung drehte er seinen Körper zur Seite und nutzte den Schwung um sich auf das Objekt seiner Begierde zu stürzen.
Er war am Ziel, zwischen ihren Beinen. Endlich spürte er den Leib unter sich, den er sich sehnlichst genau dort gewünscht hatte.
Sein innerer Jubel fand ein jähes Ende, als er das Lachen Neferus hörte und spürte wie sie ihn von sich herunter warf.
„Glaub nicht, du kannst dir heimlich erschleichen, was du nicht sofort bekommst, Füchschen…?“
, flüsterte sie neckisch in sein nahes Ohr, als sich unter ihm wieder nichts als das Stofflaken seiner Bettstatt befand.
Immer wieder erinnerte sie ihn mahnend wegen der voranschreitenden Uhrzeit an das frühe morgendliche Aufstehen und jedes Mal trieb es ein innerliches Schmunzeln in seine Gedanken.
Immer wieder stellte sie leise Fragen. Er quittierte mit einem Lächeln, dass sie mehr über ihn erfahren wollte und diese Gelegenheit nutzte, in der sie ihn ihr ausgeliefert glaubte.
„Wo kommst du her?“ wisperte sie ihm entgegen.
„Meine Eltern kamen aus Maraskan…“ war seine leise Antwort. Maraskan. Er wusste aus ihren Erzählungen genau, dass er mit diesem Fleckchen Erde nur punkten konnte.
„Warum nur habe ich mir das nur gedacht?“ lächelte sie fast heiter. „Und wer waren deine Eltern?“
„Mein Vater war ein Sonnenlegionär, meine Mutter eine Maraskanerin… Wir wurden schikaniert… und gingen nach Grangor… ich blieb. Mir gefiel die Stadt… meine Eltern leben wieder auf Maraskan..“ flüsterte er, nicht innehaltend ihren wohlgeformten Leib zu studieren.
„Phexjian von Tuzak“. schmunzelte sie intuitiv, ohne zu wissen wie Recht sie doch hatte.

„Von all dem hier… haben die Rahjapriester erzählt..“ atmete er schwer, während er ihre Wange streichelte.
„Du bist Rahjas Tochter… Du bist… ihr Meisterwerk…“ raunte er ihr mit mitteltiefer Stimme sanft und begehrend gleichermaßen zu, während er sie an sich drückte und ihren Herzschlag spürte.
Sie lachte leise. „Lass das nicht die Rahjapriesterinnen hören…“
„Was kümmern mich diese Pfaffen..“ wisperte er verächtlich, während Neferu ein weiteres Mal begann sich von ihm zu lösen, um ihm mit ihren warmen Lippen die Vernunft zu rauben. Seine Hände verkrampften sich im Laken, während er genoss, was sie ihm schenkte. Er spürte wie seine Augen vom Sinnesrausch feucht wurden, wie seine Hände zitterten.
„Bleib für immer bei mir… Ich will.. dass du mir ganz gehörst… Was muss ich tun?“ Auch seine fahrige Stimmte versagte ihm fast ihren Dienst und erklang leise und unwirklich – Denken war zäh wie Honig.
„Ich sagte dir doch… der Traviabund..“ erinnerte sie ihn ruhig.
„Lass ihn uns schließen… gleich morgen…“ bat er leise und ernst.
Ihre Stirn runzelte sich sachte: „Soetwas braucht doch Vorbereitungen..“
„Es ist alles vorbereitet…“ beschloss er und leckte sich über die Unterlippe. Das Rauschen des eigenen Blutes in seinen Ohren ließ ihn fast die Worte nicht verstehen, die er selbst sprach.
Sie gab keine Antwort mehr darauf, sondern beließ es dabei.