Gareth 27 (Neferu)

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Zeitraum: EFF 1014

Es waren bereits zwei Monate ins Land gegangen, seit Voltans Leben durch einen von langer Hand geplanten Besuch in eines der zahllosen Feenreiche gerettet worden war und Neferu im Anschluss seinen Heiratsantrag noch in selber Nacht angenommen hatte.
Die letzten Wochen waren geprägt gewesen von den Vorbereitungen zum Schließen des Traviabundes.
Abend um Abend war verflogen, während Voltan und Neferu gemeinsam ihre Gästeliste erstellt hatten. Sie hatten das Türschild von Knüppel-Golle, dem Koboldhändler aus Eschenrod aufgehängt und damit ihre Einigkeit nach draußen demonstriert.
Und die Hexe hatte sich entschieden, sie würde ihr Grundstück in der Weststadt nicht verkaufen. Nicht an die Praioskirche, nicht an die Pfeile des Lichts, an gar niemanden. Sie hatte ihren Architekten Nerix lediglich ein paar Änderungen am Bauplan übermittelt und anschließend das Stück Land mittels Pachtvertrag an die Silberklingen übergeben – eine Söldnerbande, die gelegentlich in Eschenrod aufräumte und von einer Frau namens Bernwidda angeführt wurde.
Die Nachforschungen bezüglich des schwarzen Dorns, der für einige Tote innerhalb der alten Gilde verantwortlich gewesen war, waren ins Leere verlaufen.
Die rote Hexe und ihr Verlobter hatten in all der Zeit die Schlösser des Hauses im Arenaviertel vorsorglich austauschen lassen, Blauhimmelsstern gepflanzt – die heilige Blume des Phex – und gegen eine kleine monatliche Summe an Harlaf Gorthingen die Kapazität des Waisenhauses nahezu verdoppelt.

Nun galt es die eigenen, ganz persönlichen Ziele zu verwirklichen und Voltan zeigte sich im Jonglieren mit ihren Ersparnissen bezüglich der Kosten pro Kopf an ihrem Hochzeitstag als der Geschicktere von beiden. Gemeinsam setzten sie zwei Tage zum Feiern Anfang Travia an – inklusive Verköstigung der Gäste, deren Unterhaltung, der Miete des Gebäudes, die zu verschickenden Einladungen, die Traviadekoration und die Boten, die all das auf ihren zwei Beinen und mit der Arbeit ihrer Hände zu verteilen und zu dekorieren hatten.

Immer wenn der Inspektor, der jetzt Bräutigam in spe war, den Anschein erweckte eine Form von Unsicherheit an den Tag zu legen, spielte Nepheruna mit ihm „Wünsch dir eine Wand“. Von Kätzchen, Blumen und schönstem Efeu zauberte die Hexe ihm nicht nur die jeweiligen Wände mit Hilfe ihrer satuarischen Magie, sondern auch ein Lächeln auf das Gesicht.
Was die vierbeinigen Gefährten anging, so war die Tralloper Stute Elster dem Erwachsenwerden nahe und wurde darauf vorbereitet eingeritten zu werden.
Meistens mit Hilfe eines Sacks Kartoffeln oder einer Decke auf ihrem Rücken.
Die Kaninchen Assaf und Calaman waren in den Götternamen, in denen das künftige Ehepaar auf Reisen gewesen war von den Nachbarn versorgt worden und hoppelten und mümmelten, wie es ihre Art war, wieder in ihrem angestammten Zuhause im Arenaviertel.
Nef war endlich weit genug zu ihrem Parderjungen Ineri durchgedrungen, dass das Raubtier, das in Gareth völlig fehl am Platz war – sich zumindest bemühte keine Anstalten mehr zu machen, seine hoppelnden Mitbewohner zu jagen und zu verspeisen.

Ende Efferd dann wurde der Ablauf der Hochzeit, der auserwählte Ort und die Anzahl der Gäste spezifiziert und auch das selbstverständlich rote Hochzeitskleid mit den funkelnden Edelsteinen, die wie ein Sternenhimmel auf einem dunkelroten Nachtsamt prangten, war seiner Vollendung nahe.
Meisterin Altacker, von der Schneiderei Samt & Sonders, hatte bei dem Sternenkleid eigens Hand angelegt.
Voltan und Neferu, die er liebevoll „Vesper“ nannte, entschieden sich für Weißgoldringe mit Monden und Rahjarosenranken mit kleinen Dornen, hergestellt von einem Angroschim namens Xador Birkenholz aus Nardesheim. In die Innenseite der Ringe war graviert worden: Voltan & Vesper, 1. Travia 1014 BF.

Von den fünf übrig gebliebenen Tanzdielen in der engeren Auswahl wurde die Herberge Bei Algrid im Schlossviertel gemietet, die einen großen Festsaal mit bemaltem Holz ihr Eigen nannte.
Neferu hatte zwischendurch getan, was sie am besten konnte: Sich umentschieden.
Während sie anfangs noch einer kleinen, bescheidenen Hochzeit zugetan gewesen war, spürte besonders Voltans Portemonnaie, dass sie – je näher die Hochzeit rückte – doch mehr wollte, als sie ursprünglich gedacht hatte. So beschrieb sie ihren Wunsch mittlerweile als „üppig“, sinnierte über Speisenfolgen, gute Weine, echten Kakao, erlesenes Rauchwerk, Gaukler, Barden und Musici und rote Rahjarosen – sehr, sehr viele rote Rahjarosen.

Neferu hatte Mutter Harina, die verantwortliche Traviageweihte vom Lowanger-Greiber-Waisenhaus dazu überredet die Trauung zu vollziehen und fünfzehn der Waisenkinder dazu verdonnert, rote Rosen zu streuen – bei Nef drehte sich in den letzten Tagen fast alles um diese Blumen in eben dieser Farbe – und alles fühlte sich noch viel schicksalhafter und bestimmter an, als die Stadthexe feststellte, dass sich in einem schlichten, zweistöckigen Bürgerhaus direkt gegenüber der Herberge ein Traviatempel befand.

Voltan entschied sich für seinen ehemaligen Kameraden Rank Karlow als seinen Besten Mann. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge hatte Nef Rychard zu ihrem Trauzeugen erkoren. Trotz allem konnte sie ihn gut leiden und sie stellte sich vor, dass er diese Ehre mit doppelter Münze zurückzahlen würde. Im übertragenen Sinne natürlich – sie erwartete kein Geld von ihm. Aber alles musste sich schließlich irgendwie rechnen.