Gareth 29 (Salpico)

Kategorien: 1014 BFDer Puls der StadtGarethRahjardSalpico
Zeitraum: TRA 1014

Als Rychard am Abend eines langen und anstrengenden Tages von den Übungsstrecken des Rennstalls Winzberg nach Hause zurückkehrt, findet er einen Umschlag unter der Tür durchgeschoben, der mit schwarzer Tinte beschriftet ist. Die etwas krackelige Schrift verkündet „Rychard Lowanger-Greiber“. Die innen befindlichen Pergamentbögen sind ebenfalls schwarz beschriftet und offenbaren folgenden Text.

„Friede sei mit dir Rychard,

Da das Schicksal uns zusammen auf die Reise nach Selem schickt, will ich dir erläutern, was ich bei meiner letzten Reise herausgefunden habe und was davon wir auch auf dieser Reise wieder nutzen können. Außerdem beinhaltet dieser Brief so etwas wie eine Grobplanung dessen, was wir benötigen werden.

Zuletzt war ich von Praios bis Efferd des Jahres 1013 BF in Selem und habe die Stadt versteckt auf einem Frachtschiff verlassen. Es ist davon auszugehen, dass die Familie Musten’Cha nach dem Tod ihrer Enkelin nicht begeistert sein wird mich lebend zu sehen.

Eine zweite große Familie sind die S’Za Temen’Cha. Allerdings befinden sie sich auf dem absteigenden Ast. Die wenigen Familienmitglieder, die noch existieren haben viel Geld verloren und sind kaum noch magisch. Wir werden sehen, wie weit sie uns zu helfen bereit sind. Zuletzt haben wir gut zusammengearbeitet, aber dafür habe ich auch mit Magie nachgeholfen.

Selem war vor ewigen Zeiten als Elem eine blühende Stadt und Sitz mächtiger Magier. Es beherbergte sogar eine Magierakademie von der Heute nur noch gefährliche Ruinen – halb verborgen im Sumpf – übrig sind. Irgendwann straften die Götter den Hochmut der Bewohner indem sie einen riesigen Felsen auf die Stadt stürzen ließen. Danach war die Stadt bestenfalls ein Schatten ihrer selbst und wurde zu dem sumpfigen Nest, das es heute ist.

Da viele der Bewohner tatsächlich nach einiger Zeit zu degenerieren beginnen, halte ich es für möglich, dass der Stein außerdem eine Art Aura mit brachte, die dazu dient die Bewohner des Umlandes zu verdummen. Nur sehr starke Geister halten diesen Einfluss langfristig aus – und davon gibt es dort wenige genug. Irgendwann ist der eigenen Geist weit genug geschrumpft, um Selem nicht mehr verlassen zu können oder zu wollen. Das ist unser zweites Problem.

Zu erreichen ist die Stadt am besten per Schiff, da sie trotz allem als Umschlagsplatz für Händler aus aller Herren Länder dient. Die im Hafen vorgelagerten Inseln werden den einzelnen Regionen zugeordnet und oft als “Klein Zorrigan, Klein Festum” und so weiter bezeichnet. Dort kommen die jeweiligen Matrosen unter und löschen dort zumeist auch ihre Fracht.
Unser Ziel ist “Klein Perricum”. Dort gibt es eine Herberge mit Namen “Hotel Selemer Hof”, deren Besitzerin Edra Korninger mit mir befreundet ist. Sie wird uns – trotz des vermuteten Kopfgeldes – sicher Unterschlupf gewähren. Außerdem ist der Hafen vor einiger Zeit von einem Piraten mit Namen “El Hakir” übernommen worden. Die einzelnen Stadtteile Selems sind wie eigene Städte, daher trat man seinem Angriff nicht koordiniert gegenüber und verlor die Kontrolle beinahe umgehend. Bei meinem letzten Aufenthalt habe ich mit ihm (besser einem seiner Unteroffiziere) einen Waffenstillstand ausgehandelt, damit seine Männer mich in Ruhe lassen und ich niemanden von ihnen umbringe. Zwar ist der Gedanke dieses Abkommen wieder aufleben zu lassen reizvoll – allerdings bin ich mir einigermaßen sicher, dass diese Leute das Risiko ein paar Männer zu verlieren auf sich nehmen, wenn dafür ein Kopfgeld winkt. Wir unterrichten sie also besser nicht ohne Not von unserer Ankunft.

Wichtig ist zu verstehen, dass ein Leben in Selem nicht viel wert ist. Die Wachen – so sie denn vorhanden sind – helfen dir nur, wenn du für sie wichtig bist (also ein Verbündeter ihres Herrn, ein Geldgeber, und so weiter). Die Bewohner werden so tun, als würden sie einen Angriff nicht bemerken, um selbst keinen Ärger zu bekommen. Wenn uns also irgendwelche Verbrecher angreifen, dann dürfen wir nicht zögern sie möglichst grausam zu töten und einen entkommen zu lassen. Das ist der sicherste Weg sich den Abschaum langfristig vom Hals zu halten.

Es gibt dort zwar ein paar Tempel der Zwölfe, aber sie sind im Grunde nicht ernst zu nehmen. Die Geweihten stehen alleine und werden toleriert – mehr aber auch nicht. Möglicherweise kann uns allerdings die Efferdgeweihte weiterhelfen. Das letzte mal war ich mit ihr essen – sehr sympathisch.
Neben ihr scheint mir die beste Quelle, um uns rasch wieder auf den aktuellen Stand des Tagesgeschehens zu bringen, ein Echsenmensch mit Namen Chrmtschk zu sein. Ich habe ein paar Mal mit ihm zusammengearbeitet und ihn äußerst großzügig entlohnt. Er lebt direkt in der Stadt und hat als Hehler sicher einige Neuigkeiten anzubieten. Aber Achtung – die Achaz halte es für Schwäche wenn jemand Gefühle zeigt!

Da die Stadt im Sumpf liegt, wimmelt es nur so von Moskitos. Da ein Biss irgendwo zwischen lästig und gefährlich rangiert, sollten wir uns vor ihnen schützen. Die Toca-Mujak benutzen dazu Sansaro-Salbe. Die kann ich zwar herstellen – aber nur wenn ich Sansaro-Seegras bekomme. Um da ranzukommen müssen wir einen Fischer bezahlen. Und ich muss dich warnen – das Zeug riecht eher mäßig.Vielleicht kriegen wir sogar etwas davon hier in Gareth. Unmöglich ist es nicht.

Wir werden nicht umhin können einigen unserer Anliegen auch in der Nacht nachzugehen und es ist möglich, dass wir dabei Zauber sehen, die in der Finsternis vom Himmel zum Boden oder in die andere Richtung zucken. Das sind nicht unsere Angelegenheiten. Die närrischeren Vertreter meiner Profession glauben, dass sie mit arkanen Duellen den Titel des Herrn über Selem erringen können. Bisher hat sich mir aber nicht erschlossen wozu dieser Titel gut sein soll, also werde ich diese Angelegenheit vorerst ignorieren.

Ich habe versucht mich bei einer Führerin über die Tiere der Gegend zu informieren. Das Ergebnis: Wenn es sich bewegt, dann will es dich üblicherweise umbringen. Das gilt insbesondere für Schlangen und Kaimane in den Sümpfen.

Zuletzt – und das ist äußerst wichtig: Selem wirkt auf den ersten bis dritten Blick wie eine Ansammlung verwirrter, sabbernder Degenerierter. Aber in dieser Stadt sammeln sich seit Jahrhunderten die brillianten und gefährlichen Schwarzmagier, die sonst nirgendwo mehr hinkönnen. Meine Aufzeichnungen sprechen von meinem Besuch in der Silem-Horas Bibliothek, an den ich mich schon jetzt kaum mehr erinnere. Das spricht wohl Bände. Eben diese Bibliothek war es, die unsere Zielperson angelockt hat – also werden wir dorthin müssen. Und ich verspreche nicht zuviel, wenn ich dir sage, dass der Bibliothekar eine – Herausforderung ist.

Neben einigem Gold werden wir uns auf unsere Fähigkeiten und die eher geringen Verbindungen vor Ort verlassen müssen. Da ich aber vermute, dass das nicht ausreichen wird, empfehle ich, dass wir noch wenigstens einen Söldner oder Abenteurer mit uns nehmen, um unseren Rücken zu decken. Es wird schwierig werden Liscoms Spur zu entdecken, wenn er einen anderen Namen angenommen hat, aber sicher nicht unmöglich – immerhin haben wir seine Beschreibung und er hat sich durchaus namhafte Feinde in der Stadt gemacht.

Triff deine Vorbereitungen. Uns erwartet eine Stadt, in der du jederzeit mit einem Angriff rechnen musst. Wir brauchen Rüstungen und Verbände, die Zauber in meinem Stab und Tränke.

Und wir brauchen ein klein wenig Paranoia. Also tu’ mir den Gefallen und verbrenne diesen Brief sorgfältig, ehe wir Gareth verlassen.

Wissen ist Macht
Salpico“