Gareth

Gareth 2 (Neferu)

Auszug aus dem konfusen Tagebuch der Neferu V. Banokborn.
Notizen bezüglich der Reise nach Gareth und den Plänen in der kaiserlichen Hauptstadt des Mittelreiches.

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05.01.
Abschied von Calfang. Mein Herz ist traurig, aber es ist gut, den Inquisitor aus den Augen zu verlieren. Sonst würde es zwischen uns am Ende früher oder später noch merkwürdig werden. Unsere Anziehungskraft ist zu stark und wir beide wissen, dass das niemals gut ausgehen kann.

Die zweite Ratte ließ ich frei. Nachdem ihr Rattenbruder sterben musste und ich gelernt habe, dass im Süden die Ratte nicht ausschließlich für den Namenlosen steht, sondern auch für Phex, tat mir das gefangene Tier leid, das meinen Sündenbock hätte mimen müssen.

Zerwas kaufte einen kleinen Karren. Elster und Nachtlicht sind zwar noch Fohlen, aber das Zuggewicht macht ihnen nichts. Wir drei Zweibeiner gehen neben her.. Zumindest meistens. Phexdan friert sehr und oft stecken wir ihn in alle Decken und setzen ihn zusammen mit Dajin auf die Ladefläche.
Phexy hat angekündigt, uns bald zu verlassen. O, Füchschen. Ich vermisse ihn schon jetzt. Doch verstehen kann ich ihn.
Bisweilen ist es bitterkalt. In drei Tagen erreichen wir Baliho. Ich werde Menzel einen Besuch abstatten.

Tsa-Tempel am Wegrand, ein Wehrtempel kurz vor Baliho: Z-was kann geweihten Grund betreten! Und er kann die Pflanzen der Göttin berühren. So glücklich und gelöst habe ich ihn ewig nicht gesehen.
Zweite Nacht auch in diesem schönen Tsa-Tempel. Wir müssen mal ausruhen – und Phexy muss tauen.

08.01.
BALIHO
Städtische Tempel: Rahja, Phex, Rondra, Praios, Travia, Efferdschrein
Herberge: Kaiserstolz & Orkentod
Neuigkeiten in Baliho? Banal.
Kriminelles/Bestrafungen? -> Nichts.
Phexgeweihte (Rahjard) -> Das war Trallop.. Vergessliches Ich.
Umhang aus Lodenstoff -> Darum kümmere ich mich in Gareth.
Wurde noch etwas über die zwei Männer in Schwarz getratscht? (verbreiten, dass sie vom KGIA waren).
Phex-Brosche Zerwas -> Er hält es für möglich, mir eine zu schmieden, wenn er Zugang zu den Gerätschaften hat.

Ich fühle mich nicht wohl in Baliho. Ich versuche jemanden zu finden, der es verdient hat, etwas Wertvolles zu verlieren. Der Vogt zweigt sich gerne mal etwas ab. Kleine Rinderzüchter leiden darunter. Ein gewisser ‚von Hahnenfels‘ hat wenig, obwohl er von Adel ist.
Ingolf von Furten, der Landplacker, der Hand-Abhacker kommt aus Trallop. Eine Misere. Die Tralloper haben seinen Bruder getötet und so bestraft er jeden, der mit ihnen handelt. Ich habe ihm versprochen, ein gutes Wort für ihn einzulegen und der Sache auf den Grund zu gehen. Wenigstens einen Monat lang will er niemandem mehr eine Hand abschlagen.. Ein Anfang.

Auf dem Marktplatz gibt es einen Phextempel: „Verspiele deine Ehre.“, steht dort.
Nescor Ehrfold = Mann mit guten Verbindungen – wer auch immer das ist.

Rahjatempel…  Zerwas geht mir unter die Haut. Das wurde mir nach einem Gespräch mit einer Rahjageweihten aufs Neue klar. Sie sagt man hört aus meinen Worten, dass Zerwas der einzige, der Richtige für mich ist.

Armer Zerwas, gelitten so viele Jahre. Armer Phexdan, der jetzt leidet.

10.1. 1013
Abends Burg Auraleth mit Baron Udo vom Eberstamm. Sehr freundlicher Kerl! Phexdan wollte gar nicht wieder fort. Er hat seine Burg sehr modern eingerichtet und renovieren lassen. Glasfronten! Sowas habe ich noch nie gesehen.

12.1. 1013
Gareth Rosskuppel – „Zum Dorfschulzen“ Sehr rustikal.
Kam kaum aus dem Bett.
Interessiert sich Zerwas denn nicht für mich? Ich habe das Gefühl, es geht immer nur alles von mir aus. Liebt jeder am Ende nur sich selbst und will mich als eine kleine schöne Trophäe hüten?
Ich werde mit dem Travia-Thema nicht noch einmal beginnen.
Niemand fragt mich je zu meinen Ansichten, befragt mich zu meiner Vergangenheit.
Sie werden sagen, dass ist Rücksicht ist, doch eigentlich ist es doch nur Desinteresse.. Oder? Rodebrannt ist der einzige, der mir Fragen stellt. Aber dann doch wieder nur, um dieses Wissen gegen die meinen zu nutzen. Männer sind lästig und keiner genügt meinen Ansprüchen. Ich bin nicht gut drauf…

– Menzel (Mäuslein) -> Hotel Alter Kaiser; er ist wohl nach Eslamsgrund, aber eine Verfolgung ist er mir nicht wert. Soll er doch laufen.
– Phextempel -> zuerst Stehlen, dann dorthin. Ich will schließlich ein Geschenk mitbringen..
– Phexbrosche -> Z-was geht die Sache an.
– Eschenrod, Roter Hahn -> Meine Sachen holen, wenn sie denn noch da sind.. Ja, sie waren noch da. Musste die Stiefel zum Schuster bringen und für mehrere Dukaten reparieren lassen. Aber immerhin ist es Iryanleder.
– Nordlandbank -> 100D abgehoben. Ansonsten habe ich nichts Wichtiges mehr auf der Bank gehabt.
– Phexdan -> Er soll mich die Seelenprüfung lehren, er sagt er wird es tun.
– Umhang Lodenstoff -> Efferdlieb
– Zauber ans Tagebuch -> Es soll niemand mehr lesen können
Meine Mutter – Hatte sie ein Tagebuch?
Vater bestehlen -> Was Praionor wohl noch so in seinem Haus liegen hat? Sicher haben es seine Erben wieder aufgebaut. Sie haben es verdient, dass man bei ihnen eindringt..

Ich war beim St. Eboreus-Speicher in der Altstadt. Die Verbindung „Roter Hahn“ ist abgebrochen. All mein Hab und Gut lagert jetzt in diesen Speichern. Ich kann jeder Zeit zu meinen Sachen vordringen. Ich habe bereits für 1 Jahr im Voraus bezahlt.

Ich muss noch zum Stadtarchiv.
Alchemist Grabensalb. Phexdan zu ihm schicken!
Für Grabensalb:

-> Schale einer Eigeborenen, Urin eines Beeinflussten, 6-Karat Bergkristall, Ikariana-Schmetterling, 7x Biberklötze (Hoden), 4x Stechlibellen, Samthauch/Schleichender Tod, Bannbaladin (10 D) = Jähzorntrank, Salpico!, 1x Flux Jarganöl, Spinnennetz von Bornwaldspringspinne, Drachenschuppen, 1x Skrupel Meteoreisen, 3x große Spähne misslungener Zauberstab.

Ich will von diesem Alchemisten weitere Tränke, die meine Magie verstärken und mir viele Zauber an einem Tag erlauben. Ich will sein Vertrauen gewinnen, in dem ich auf ihn zukomme.
Er hat einen Hausschröter namens Paramanthus. Das Tier ist gefährlich und hört aufs Wort seines Herren. Vielleicht kann ich dem Grabensalb einige Gefallen tun. Ich gebe mich als jemand aus, der von dem Gildenmagier Monterey geschickt wurde. Wo Salpico sich wohl rumtreibt? Da braucht man den Scharlatan einmal…

Ich such eine passende Herberge, wo wir vorerst bleiben können. Am besten unter Exzentrikern. Ich fand in Tempelhöhe, wo sich die Magischen herumtreiben die Schenke und Herberge „Smaragdnatter“, Natternstraße am Hesindeplatz.
Nicht zu glauben… Phex noch eins. Da war tatsächlich Salpico unter den anderen Robenträgern. Aber ungewöhnlich sieht er nun aus, trägt eine Rüstung aus Leder und ist schlichter gekleidet.
Hier werden wir vorerst bleiben.
Wir teilen uns ein Zimmer mit Monterey. Manchmal komme ich mir vor wie bei einem Schmierentheater.

13.1.
Morgens: Der Wirt hier heißt Lamiadon. Essen in der „Smaragdnatter“ ist immer verbunden mit philosophischen Fragen.
Bin nach dem Frühstück zum Stadtarchiv gegangen. Aus den Akten lässt sich hier entnehmen:
– Familie Banokborn, Alt-Gareth, Nardesheim, Tuchhändler.
– Hauserwerb ohne Schulden 990 bis 993 BF, dann Brand.
– mein Vater Serik ist seit 975 Bürger Gareths in Nardesheim
– Ursprünglich kommt Serik aus einer Pseudomietswohnung in Wallgraben
– Hochzeit 989 BF, mit meiner Mutter: Bürgerin Anyla Bishdaris aus Khefu
– Irgendetwas gerettet aus dem brennenden Haus? -> Nichts zu zu finden, vielleicht eher in der CriminalCammer fragen.
Praionor von Wiesenfeld ist 1009 gestorben, als er sein eigenes Haus in der Weststadt niedergebrannt hat. Ob er wohl Nachkommen hat…? Sicher hat er die, oder nicht? Nachforschen!
Weiteres soll im Archiv der CC stehen – bei den Brandstiftereien.
Ansonsten sind hier im Stadtarchiv nur: Bürger-und Steuerregister, Geburtsurkunden, Erlasse. Berichtsakten, Dokumente aus der Siedlerzeit.
Bürgerregister für das Schlossquartier und Wallgraben sind im Archiv des Magistrats in der Weststadt. -> Zum Magistrat gehen!

Wer lebt jetzt im Haus meiner Eltern? -> Krämergasse 19, Familie Gesse

Boronstempel führt ein Sterberegister.
Im Borontempel:
993 -> Tod von Serik und Anyla. Das war zu erwarten. Sein Grundstück und Vermögen vererbt an seinen Bruder Trakis in Wallgraben. Der verkauft Grundstück an Korobar Gesse.
Viele Marktakten (Zivilrecht) – Register Wallgraben. Marktgericht (Eisenmarkt). – Viel Zeugs über die Geschäfte meines Vaters verteilt auf unzählige Ämter und Verwaltungen..

Ich bin zu Krämergasse 19 gegangen. Neuverputzt und bemalt, ein dreigeschossiges Gebäude. Es ist so lange her, dass ich hier gelebt habe. Fühlt sich nicht an, dass es zu meinem Leben gehört. Sie haben ein Spruchband über der Tür: „Den Göttern zur Ehr‘, den 8 zum Gedenken.“  Der Sohn von Korobar Gesse will einen Bescheid zur Smaragdnatter schicken, was mein Anliegen angeht das Nachleben meiner Eltern nachzuvollziehen. Leider war von den Gesses niemand zu Hause. Nur das Personal. Das Personal..!!

Es war Mittag, als ich bei der CriminalCammer ankam. Phexdan begleitete mich.
Draußen hingen viele Flugblätter. Ich fand unter einem ein kleines Stück zusammengefaltetes Papier mit einem Rätsel.. einer Schnitzeljagd. Ich werde es zu lösen versuchen und das Haus finden, um das es da geht.
Adran Bellenthor aus der CC leitet mein Anliegen weiter und gibt dann in der Smaragdnatter Bescheid. Weiteres konnte er erstmal nicht für mich tun. Ich habe mich lebend gemeldet und das Töten meines Onkels gestanden. Ich blieb sehr ruhig, fühlte sich ohnehin unecht an. Nur durch eine Lebendmeldung kann ich vielleicht doch noch das Erbe meiner Eltern antreten. Ein neuer Plan, um an Geld zu kommen. Ich habe erzählt, was an dem Abend vor über zehn Jahren passierte und auch der Bellenthor sprach sofort von Notwehr. Niemand wird mir einen Strick aus dem Geschehenen drehen können.
Ich lief in die Weststadt und machte ein Termin beim Archiv des Magistrats. Sie würden Lamiadon Bescheid geben.
In der Smaragdnatter angekommen, aß ich ein Basiliskumschaumsüppchen.

Noch am selben Nachmittag wurde ich ins Magistrat geladen und erfuhr, dass der Name meiner Lebensretterin, als ich ein kleines Kind war, Fiana Küfer lautet.
Weitere Informationen aus dem Magistratsarchiv (der Angestellte dort: Praias Garether – er hatte die vier mich betreffenden Akten vorbereitet):
– Die  Tür zum Schlafzimmer war zu, die Eltern wurden im Schlaf erwischt. Der Täter hatte den Schlüssel oder ist durchs Dach eingestiegen.
Führender Ermittler: Diman ui Morgan
– In der Taverne „4Finger“ in Wallgraben verprasste mein Onkel sein Erbe – bis auf ~ 3000 Dukaten.
– Praionor hatte keine Kinder.. Sein Grundstück steht leer, noch 2 Monate Zeit, ehe sich Erben melden können, wurde mir gesagt. Ist es möglich…? Diese Gelegenheit kann nur phexgesandt sein.
Ich will Bürger werden. Was muss ich dafür tun?
 
Ich konnte Schneeregen aus dem Fenster beobachten und ließ mich über die Bürgerschaft aufklären.
UM BÜRGER GARETHS ZU WERDEN:
-> Bürgereid – Erledigt
-> 20 D – Erledigt
-> 12 Bürger oder 1 Patrizier – Nemrods ! Leumundsschreiben <– Ich werde versuchen soetwas zu bekommen.. Schwierig, aber schaffbar.
-> Beschleunigungsbrief – Erledigt

Das Grundstück Praionors ist 40×50 Schritt, also 2000 Quadratschritt groß. Das ist riesig. Wenn ich geschickt vorgehe, kann es mir gehören.

Rechte als Bürger:
Grundbesitz, Bürgerrecht nicht erblich, volle Rechtsfähigkeit, keine Auslieferung, soziale Dienste, Bürgerversammlungen, Ämter.

Pflichten als Bürger:
10% Abgaben (Einkommenssteuer), Waffendienst Spießbürgerin oder Bannergeld

Was gilt es zu erledigen?
– Zinken nachgehen; gefunden! -> Ein Dachstuhl. Leben dort Fledermäuse? Es ist ein Ritzer da oben.

– Zur Scherenschleiferin/Feinschmiedin Ulmia in Sonnengrund. Sie soll mir eine Kette für Zerwas machen.
– von Phexdan die Liturgie der Seelenprüfung lernen
+ Zauber ans Tagebuch -> Fulmian -> Erledigt!
+ Ausstehende Antwort Korobar Gesse -> Erledigt, bin eingeladen worden.
– Meine Mutter war eine Hexe. Wo hat sie meine Schale verwahrt? Ich muss lokale Hexen finden.
+ Mein Dank an Bürgerin Fiana Küfer aus Nardesheim. Sie soll noch leben, ist aber weggezogen. Erledigt.
+ CC Das Tagebuch meiner Mutter abholen, das da als Beweismittel lagern soll. Erledigt!
– Besorgungen für Grabensalb -> Wo ist meine Schale?
+ Salpico nach Zaubern der Teleportation fragen. Erledigt.
+ Salpico nach seinen Möglichkeiten fragen, Zauber betreffend. Erledigt.
+ Zerwas hat mich in den Seelander eingeladen. Ich trug mein weißes Ausgehkleid am Mittag. <3
+ Grundstück Weststadt besuchen -> in zwei Tagen kann ich es sehen! Erledigt.
– Zerwas macht am Eisenmarkt meine Phexbrosche
+ Kräuter für Salpico – erledigt!
+ NLB -> Phexdan + Banokborn – erledigt! – Ich traf da einen Anwalt, der versuchen will mit mir das Restgeld meines Onkels zu erstreiten. Ich versprach ihm die Hälfte der Summe, wenn er das vor Gericht durchbekommt. Also rund 1500 D für jeden.
+ Anylas Tagebuch studieren -> Schale! Erledigt. Es ist von Garether Hexen die Rede.. und einer Oberhexe.
– Termin vor Gericht

Das Rätsel spricht von einem Fuchs im Wappen. Der Phextempel wird es nicht sein, die tragen niemals den Fuchs. Das ist sicher kaiserfamiliär.. Der Hal-Tempel in der Weststadt? Den hab ich nie gesehen… Er würde passen.
Die Fledermaus steht im Süden für Phex.. Ob echte Nistplätze gemeint sind? Oder ist es der Name eines Ladens? Ich muss suchen.

Bin bei Grabensalb gewesen. Hab in Erfahrung gebracht, was vielleicht irgendwann noch einmal nützlich sein kann. Paramanthus frisst Fleisch vom Markt. Fulmian von Zorgan vom Zirkel der freien Wissenschaften wird mir mein Tagebuch verzaubern können, dass nur ich darin lesen kann. Der Mann lebt im Südquartier.
Salpico zu Grabensalb befördert. Das war eine gute Idee.

Als es dunkel war bin ich zu den Gebäuden geschlichen, die in der Weststadt die Schrittanzahl vom Hal-Tempel entfernt sind, die angegeben sind. Im Süd-Westen, wie verlangt.
Es handelt sich um drei große Häuser, in L-Form angeordnet.
Ein unbewohntes Haus, drei bellende Hunde, die durch die Gärten laufen, Familie Kurzbein und Familie Klotzbeck (5 Personen). Bei den Klotzbecks gibt es die Inschrift im Putz unterm Dachfirst.
Es ist zu hoch, es zu lesen!

Aber es ist ein Anfang, an dem ich ansetzen kann.
Ich habe endlich meine Weihe zurück und es fühlt sich so gut und richtig an.

Gareth 1 (Garion) ( –––)

Fröstelnd zog er seinen Wollumhang bis unter sein Kinn, sodass seine Füße ohne wärmende Decke zurückblieben. Die Nacht war außergewöhnlich kühl, das kleine Feuerchen, vor dessen tanzenden Flammen er noch immer den Umriss Richards sehen konnte, vermochte seine Wärme nicht bis zu ihm zu senden. Garion zog die Beine an. Vielleicht hatte er Glück und seine Füße würden so noch mit unter den schweren roten Umhang passen.

Begleitet von einem lautlosen Seufzen richtete er seinen Blick nach oben. Wie so oft hatte er seine Wachsplane über einen niedrigen Ast geworfen und mit Seilen an den Seiten befestigt, sodass sich eine Art Zeltdach ergab, das an Kopf und Füßen offen war. Mit gerunzelter Stirn betrachtete er die nahe Decke seines winzigen Schlafsaals.
Endlich ein paar Stunden Ruhe… Ein paar Stunden um über die vergangenen Wochen nachdenken zu können. Er musste lächeln, als die Stimme seines Vaters – seines wirklichen Vaters – in seinem Kopf nachhallte:“Garion, für deinen Lebensweg ist eines ganz wichtig, wenn du ein besseres Leben führen willst. Denke nach, Garion, benutze deinen Kopf. Und tue es oft! Denke über _alles_ nach, was dir widerfährt! Dann wirst du deinen Weg schon machen mein Junge.“
Sein Vater hatte ihn an sich gedrückt und ihm liebevoll das Haar gestreichelt. Es war eine der vielen angenehmen Erinnerungen seines Lebens – er tat seinen Eltern unrecht, er besuchte sie so gut wie nie.
Leise saugte er die kühle Luft der Nacht tief in seine Lungen und drehte sich auf die Seite.
Es war schon über einen Monat her, dass Neferu und er aus Grangor aufgebrochen waren.

Garion hatte die Stadt verlassen, seinen Weg auf der Suche nach den Tempeln der Herrin fortsetzen wollen und konnte nicht umhin Neferu, die er liebevoll „Nef“ nannte, den Wunsch zu unterbreiten ihn zu begleiten.
Neferus Antwort hatte ihn erfreut und getroffen zugleich:“Natürlich komme ich mit dir Garion. Wo du hingehst…da gehe auch ich hin. Außerdem…ist Phexdan ohnehin zwei Monate nicht in der Stadt.“

Unterbewusst leckte er sich über die Lippen. Die Frage ob sie ihm auch gefolgt wäre, wenn Phexdan in der Stadt gewesen wäre, nagte an ihm. Mit jedem Tag schien ihre Bindung zu diesem Laffen stärker zu werden, während er selbst spürte wie sie ihm weiter entglitt.

Gemeinsam waren sie in Richtung Norden mit dem vorläufigen Ziel Gareth aufgebrochen, waren einen Monat quer durch das Land gewandert…und doch war die Zeit für den Rondriten nicht die erhoffte Linderung und Wiedergutmachung für die vorangegangenen Wochen gewesen. Neferu hatte kaum geredet – und wenn dann zumeist darüber wie sehr sie Phexdan schon jetzt vermisste.
Es hatte ihm die Wanderung beschwerlicher vorkommen lassen. Oft war er durch pure Unachtsamkeit gestrauchelt, einmal sogar der Länge nach hingeschlagen. Nein – dieser Marsch quer durch das Liebliche Feld und das Mittelland war keine seiner angenehmsten Erinnerungen, aber er hätte diesen Monat einsamer Ruhe mit Neferu für nichts in der Welt eingetauscht.

Vorsichtig drehte er sich wieder auf den Rücken und starrte zu der improvisierten Zeltdecke hinauf. Draußen hatte es zu regnen begonnen. Kleine und große Tropfen prasselten auf die mit Wachs behandelte Plane, perlten an ihr ab und versickerten harmlos im Boden neben Garions Schlafstatt. Er mochte das Geräusch des Regens, wie er nur knapp über ihm auf seinen Schutz prasselte und ihn nicht berührte. Es hatte etwas Gemütliches, etwas Geborgenes – es hatte etwas von einem Heim. Einen Moment lang besah er sich seinen Regenschutz. Ja, das hier war das einzige Heim, das er hatte, sein einziger Rückzugsort. Wieder sah er in Richtung seiner Füße und zu dem Feuer hinüber, dessen Flammen inzwischen beinahe erstickt waren und dem Regen nur noch schwache Gegenwehr lieferten. Die glimmende Kohle fesselte seinen Blick und entführte seine Gedanken…brachte sie zurück in die Vergangenheit.

Sie hatten Gareth nach etwas mehr als einem Götternamen erreicht und waren sofort in das Südquartier gezogen, hin zum Roten Hahn, einer recht verrufenen Gaststätte, die Neferu schon seit Kindestagen eine Heimat gewesen war. Er musste schmunzeln. Das Südquartier war nicht unbedingt die Gegend Gareths in der man oft einen Rondrageweihten in vollem Ornat zu sehen bekam. Wie so oft hatten die meisten Gäste der kleinen Schenke ihm Blicke voller Skepsis, Misstrauen und von Zeit zu Zeit auch offenem Hass zugeworfen, hatten ihn keinen Augenblick aus dem Auge gelassen, bis sie sich hatten versichern können, dass er tatsächlich nur mit den beiden ihnen bekannten Frauen an einem Tisch sitzen wollte. Sein Blick war zu Lanyana geglitten. Sie war der Grund, warum der Rote Hahn jedes Mal der erste Anlaufpunkt in Gareth war. Die Badocelfe war eine der Bedienungen an der Theke der Spelunke und eine der ältesten Freundinnen Nefs. Das Gespräch der beiden Frauen war eine Weile hin und her gegangen und hatte sich dann dem Unvermeidlichen zugewendet.

„Du, Lanyana, ich hab‘ da Jemanden kennen gelernt.“, hatte Neferu gekichert. Etwas in Garion hatte sich zusammen gezogen. Er hatte gewusst, was die folgenden Stunden ihm bringen würden und sich nach einem Ausweg umgesehen, der sich ihm in Form eines etwas abgerissenen Tavernenbesuchers offenbart hatte. Der Mann redete über eine schnelle Dukate, die sich in Donnerbach, des Endziels ihrer Reise machen lassen sollte – etwas, das ihn, so es in göttergefälligen Bahnen verlief, durchaus interessierte. Der Inhalt seines Goldbeutels war erheblich zusammengeschrumpft und es schien nur noch eine Frage von Tagen zu sein, dass er ihn im Stich lassen würde.
Keine fünfzehn mal sechzig Augenblicke später hatte er wieder an dem Tisch der beiden Frauen gesessen. Die Geschäfte des Fremden waren offenbar das Ergebnis einer wilden Mischung von Alkohol und Diebstahls, einer Art des Dukatenverdienens, die Garion schon immer weit von sich geschoben hatte. So war er zurück an den Ort seiner Demütigung gekehrt, hatte sich an dem Wasser gelabt, dass Lanyana ihnen umsonst überlassen hatte und dem Gespräch der Frauen mit einem Ohr gelauscht. Wieder ein Abend, der sein Leben nur bereicherte, weil Neferu in seiner Nähe war. Minuten waren ihm zu Götternamen geworden, bis ihm das Getränk eine weitere Möglichkeit geboten hatte sich zu entziehen. Ein allzu menschliches Bedürfnis hatte ihm den Weg aus der Taverne gewiesen, um Wasser abschlagen zu können.

Vorsichtig bewegte er seine Hüfte ein wenig zu den Seiten. All zu viel Platz sich zu regen hatte sein Eigenheim tatsächlich nicht. Die Plane war günstig gewesen, aber besonders viel Freiraum bot sie wahrlich nicht. Aber was beklagte er sich? Ob der nächste Morgen nun noch einen steifen Rücken in die Waagschale warf, die unlängst zu seinen Ungunsten ausgeschlagen war oder nicht war eigentlich kaum von Interesse.
Sein Blick glitt zu den letzten Resten des Feuers hinaus. Richards Gestalt konnte er nicht mehr ausmachen, vielleicht hatte er sich unter einen Baum zurück gezogen, vielleicht in seine eigene Unterkunft. Seufzend befühlte er den umgenähten Saum seines Umhangs.
Richard…von ihm hatte er sich ein wenig Hilfe in diesen schweren Tagen und Wochen erhofft. Hatte gehofft, dass unter der oft unfreundlichen oder abfälligen Schale so etwas wie ein weicher Kern steckte. Aber es zeichnete sich mehr und mehr ab…Richard war es egal ob Garion nun unter Neferus Entscheidungen litt. Er war ihr Freund…und betrachtete Garions Sorgen…sein stilles Leiden als eine willkommene Abwechslung zu den angeblichen Erfolgen, die das Leben des Bronnjaren zu begleiten schienen. Oft kam es Garion so vor als sei die Abneigung gegen ihn schon in Richards Herzen gewesen, als ihre Wege sich noch gar nicht gekreuzt hatten. Stets hatte er eine bissige Bemerkung für ihn über, nie ein Wort des Trostes…oder gar des Lobes.
Garion drehte sich auf den Bauch. Aber trotzdem. Er hatte sich in seiner Naivität eingebildet Richard könne ihn vielleicht doch auf seine Weise verstehen. Könne ihm helfen seine Last zu tragen. Kurz rieb er sich über die Augen. Was ihm fehlte war jemand mit dem er reden konnte, jemand, dem er vertraute, den er gut kannte, vor dem ihm seine Schwächen aber nicht unangenehm waren. Neferu war so jemand…aber in diesem Fall waren es ja Neferu und ihre Entscheidungen die ihn quälten. Mit ihr darüber zu reden…undenkbar.
So stand er also allein. Allein mit sich in einem winzigen Zelt. Einer kleinen Insel in den rauschenden Wogen des Regens rund um es herum. Er fühlte sich einsam…und einen Moment lang war er versucht zu Richard hinüber zu gehen. Ihn einfach anzusprechen, sein Herz auszuschütten, sein Innerstes nach außen zu wenden und zu sehen was passierte. Aber…etwas hielt ihn zurück. Leise, langsam und wie ein Meuchler in dunkler Nacht kehrte die Erinnerung an den Abend im Roten Hahn zurück.

Er war vom Abort zurück in die Taverne gekommen und hatte sich gesetzt – gerade in dem Moment als auch Neferu sich erhob, um das stille Örtchen an der Außenwand der Taverne aufzusuchen. Er war mit Lanyana allein zurück geblieben. Hatte sich etwas von dem Wasser eingeschenkt und einen Schluck getrunken während er die junge (?) Elfe beobachtet hatte. Seit ihrem ersten Treffen hatte er sie gemocht. Sie war frech…meist fröhlich und schien keine Verzweiflung…keine tiefgehenden Sorgen zu kennen. Obgleich er sie kaum kannte war er sich sicher, dass eine so alte Freundin Neferus Verständnis für seine Schmerzen haben würde, er hatte das Wasserglas von seinen Lippen genommen und auf dem grob gezimmerten Tisch abgestellt, als sie sich über den Tisch zu ihm herüber gebeugt und ihn angesprochen hatte:“Na? Hat dir jemand deine Geliebte genommen…?“. Sie hatte schadenfroh gegrinst.

Eine Erwiderung war ihm im Halse stecken geblieben. Nur mit Mühe hatte er Tränen der Enttäuschung niederkämpfen können, als ihm bewusst geworden war, dass er auch hier in Gareth, der größten Stadt Aventuriens…mutterseelenallein war. Er hatte den Blick auf den Tisch gesenkt und geschwiegen, hatte der Frage ausweichen, sie nicht hören wollen.
Aber Lanyana hatte nicht locker gelassen, sie war um den Tisch herum zu ihm hinüber gerückt und hatte ihn mit dem Ellenbogen angestoßen:“Na…? Nun sag doch was…“
Groll hatte sein Herz erfasst, der Wunsch ihr entgegen zu brüllen, wie viel Hoffnung er in sie gesetzt hatte, wie sehr er sie für diese grundlose Attacke verachtete, war unerträglich geworden. Er war aufgestanden, hatte sie ohne ein weiteres Wort sitzen lassen und war hinaus auf die nächtlichen Straßen des Südquartiers getreten, von denen er sich Ruhe, wenn schon keinen Trost versprochen hatte. In der Tür war Neferu ihm entgegen gekommen, er hatte ihr das Geschehen nur kurz erklärt…denn wie es schien zog es sie wieder nach drinnen…zurück an den Ort wo eine alte Freundin auf sie wartete…
Er selbst war in der kühlen Nacht zurückgeblieben, hatte sich neben der Eingangstür an die Holzwand gelehnt und die Straßen der Stadt beobachtet, in denen der einzige Trost eine alte Bettlerin war, die ihm nach einer Spende von zwei Hellern in aufrichtiger Dankbarkeit eine Umarmung geschenkt hatte und damit zu der einzigen Person geworden war, die ihm in dieser Nacht ein mattes Lächeln auf die Lippen gezeichnet hatte.
Wenig später, als ihm die aufziehende Morgenfeuchtigkeit klamm in die Glieder gefahren war, hatte er sich wieder in den Schankraum begeben. Der Tisch an dem Neferu und Lanyana gesessen hatten war leer gewesen und die Elfe, die wieder hinter dem Tresen ihren Dienst versehen hatte, würdigte ihn keines Blickes, als er mit hängenden Schultern in das einzige Zimmer der Taverne geschlichen war, das er sich mit Neferu und der Elfe teilte. Neferu hatte bereits in ihrem Bett gelegen – einem von zweien, sein Schlafplatz hatte aus einer Matte auf dem schmutzigen Boden bestanden. In früheren Zeiten hatte er sich – zumindest in Gedanken – über einen solchen Schlafplatz beschwert. An diesem Abend aber war er dankbar gewesen für die Möglichkeit sich ein wenig Ruhe zu gönnen. Trotzdem hatte er es nicht lassen können Neferu zu fragen ob sie bereits schlief. Sie hatte nicht geschlafen, hatte ihm noch eine Weile auf seine Fragen beantwortet, war aber seiner Hand die er zu ihr hinauf gestreckt hatte ausgewichen, mit ihren Gedanken ganz ihrem geliebten Phexdan verschrieben gewesen, bis sie der Schlaf übermannt hatte.
Er hatte noch über eine Stunde gebraucht um in einen unruhigen Schlaf hinüberzugleiten, der ihn mit alptraumhaften Visionen davon gequält hatte, wie Neferu ihre Unschuld an diesen verfluchten Bettler verlor.
Mehrfach war er in dieser Nacht aufgewacht, hatte Ratten von seinem Kopf verscheucht und einmal ein Insekt berührt, das mit raschen tippelnden Schritten das Weite gesucht hatte. Er hatte sich den Kopf gestoßen und den Rücken verlegen, aber nichts von alledem konnte sich mit dem Schmerz messen, den der Traum verursacht hatte. Das lustvolle Keuchen Phexdans, der sich zwischen Neferus geöffnete Beine drängte, hatte ihn noch eine ganze Weile verfolgt, ihn auch drei Tage später nicht losgelassen und ihn in den Schlaf begleitet. Nach einem recht kargen Frühstück hatten sie den Roten Hahn verlassen und sich auf den Weg zur nächsten Kutschstation gemacht.

Garion blinzelte ein paar Mal in die Dunkelheit über ihm. Von dem Rondriten unbemerkt hatte der Regen Kraft gewonnen und die untere Kante seiner improvisierten Decke durchnässt. Unangenehme Feuchtigkeit legte sich auf seine Haut, als er sich Mühe gab die Beine noch ein Stück weiter anzuziehen. Hätte er doch nur sein Zelt mitgenommen.
Vorsichtig bewegte er seine klammen Finger ein wenig und rieb sich die Augen. Wie spät es wohl sein mochte? Die Sonne war schon lange hinter dem Horizont versunken und auch die Feuerstelle hatte der Regen endgültig besiegt – er konnte sie nicht mehr sehen. Um ihn herum herrschte drückende Dunkelheit und ließ seine Welt auf seine Gedanken zusammen schrumpfen.

Was wohl in zwei Götternamen sein würde? Seufzend rieb er sich über die Stirn und schob die rasch erkaltende Hand dann wieder unter seine Decke. Neferu würde Phexdans Anvertraute sein und er…er wäre vollkommen allein. Er spürte wie Verbitterung in ihm aufstieg, sich wie Galle den Weg nach oben bahnte und sich bitter in seinen Mundraum ergoss, in dem sich sofort ein merkwürdiger Geschmack breit machte. Eines hilflosen Lächelns konnte er sich nicht erwehren. Sicher würden ihn alle für verrückt halten, wenn er sich nach der Schließung des Traviabunds zurückzog, sich irgendwohin absetzte, an einen Ort selbstgewählter Einsamkeit. Keiner von ihnen würde verstehen können, warum er sich freiwillig noch weiter isolierte.
Nachdenklich schloss er die Augen. Freiwillig würde diese Entscheidung keinesfalls sein und – wie er vermutete – auch nicht dauerhaft, aber er war sich sicher, dass er die Nähe einer vermählten Neferu nicht würde ertragen können, wusste, dass ihm die Einsamkeit wie eine warme Decke vorkäme. Gedankenverloren strich er von innen über die Plane, die ihm ein Mindestmaß an Sicherheit bot…sie war feucht, vielleicht von seinem Atem, vielleicht vom Wetter selbst. Wie um neue Erkenntnisse darüber zu gewinnen rieb er seine Finger aneinander. Seine Gedanken indes wandten sich wieder der vergangenen Reise zu.

Es war nicht einfach eine Kutschpassage nach Donnerbach zu finden. Zwar waren an der Kutschstation Gareths zwei Reisekutschen gewesen, doch war eine schlicht davon gefahren, als sie noch überlegten, welche Strecke sich am ehesten anböte, während sich gerade eine fünfköpfige Herrengesellschaft angeschickt hatte die andere zu besteigen.
Innerlich hatte er sich darauf eingestellt die Fahrt auf dem Kutschbock als Wache zu bestreiten, getrennt von Neferu, wieder einmal…abgeschnitten von jedem freundlichen Wort.
Aber es war anders gekommen. Nef war hatte sich etwas unter ihre Tunika geschoben und war mit leidender Miene auf die Männer zugetreten. „Verzeiht ihr Herren, aber ich trage ein Kind unter dem Herzen…und mein Bruder und ich müssen rasch nach Donnerbach zu meinem Gemahl.“, das waren in etwa ihre Worte gewesen. Er war vor den Kopf gestoßen gewesen. Nicht weil sie gelogen und ihnen ihre Kutschfahrt nicht eben rechtmäßig verschafft hatte. Nein…es hatte ihn geschmerzt, dass er nicht einmal in diesem Lügenkonstrukt, in dieser Illusion als ihr Gemahl hatte gelten können…dass er ein weiteres Mal der große Bruder gewesen war.

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