Donnerbach 2 (Neferu)
Kategorien: 1008 BFBettler und GauklerBlautannDonnerbachNeferuDie Tage waren rasend schnell vergangen.
Der Abschied aus Grangor bei dem sie Phexje in den Arm genommen und er ihr versprochen hatte, dass sie sich in zwei Monden wiedersehen würden.
Die Reise nach Donnerbach über Trallop und der kurze Aufenthalt während der namenlosen Tage in dieser Rondrahochburg. Garion hatte sich den Tempel seiner Löwengottheit angesehen, Neferu war mit ihren Gedanken wieder lange bei Phexdan – Zwei Monate war er fort. Irgendwo… Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wo sich der dunkelhaarige Halbmaraskaner aufhielt. Alles, was er hatte durchblicken lassen war die Tatsache, dass es nicht gefährlich werden würde.
Dann der Brief Phexdans: Phexje war einer langen Krankheit gegenüber der endgültige Verlierer geworden. Endgültig? Nein… Das wollte sie nicht glauben, nicht einsehen. Es musste eine Möglichkeit geben… Der Tempel des Phex würde dem grangorischen Hochgeweihten Bescheid geben. Sie würde einen Weg finden…
Es war wenig los gewesen in Donnerbach. Nach zwei Tagen hatten sie sich entschieden zu gehen – eine Kutsche fuhr nicht. Immerhin saß Phexdans blaue Kleidung an ihrem Leib jetzt besser, seit der Schneider Hand angelegt hatte.
Sie strich über den eng anliegenden Stoff, während sie durch die Nacht stiefelte. Tobrien… Ein ihr völlig unbekanntes Land befand sich unter ihren Füßen. Hier würde sie jemanden Treffen. 3000 Dukaten… Ein kleines Vermögen, aber Phexjes Leben war dieser Mammon alle mal wert. Sie fasste sich ein Herz als sein Klopfen sich verschnellte. Sie war allein… Allein und einsam des Nachtens unterwegs zu Dämonenpaktierern. Schweigend schluckte sie den Gedanken fort und konzentrierte sich auf ihre Gedanken.
Kaum hatten sie Donnerbach zu Fuß verlassen, hatte eine alte Frau sie auf einen Waldpfad in den Blautann aufmerksam gemacht. Eine Abkürzung? Der Wald lag in der Düsternis gespenstisch, aber lockend da. Sie spürte das angenehme Kribbeln in der Magengegend, als sie die Tannenzweige zur Seite bog und gefolgt von Garion dem schmalen Waldpfad dem Finsterkamm entgegen folgte.
Ein schwarzer Hund. Seltsam… Er führte sie zu einer wunderschönen Frau. Eine Hexe? Glitt es Neferu sofort durch die Gedanken, ehe sie sie schnellstens stoppte – man sagte, Hexen seien in der Lage Gedanken zu lesen.
Zehn Dukaten für jeden, um Instrumente zu spielen, die immer die schönsten Melodien anstimmten. Neferu war der Meinung selten einfacher Gold verdient zu haben.
Ohne es zu ahnen waren sie auf ein Treffen der Hexen Aventuriens gestoßen – gemeinsam brauten sie bei Tanz, Festessen und Musik hier zu dieser Jahreszeit ihre Flugsalbe. Etwas kutschüberfahren fühlte sich die Garetherin schon, aber sie hatte schon immer neugieriges Interesse für diese Frauen gehabt. Also, warum nicht? Ihr Blick huschte ab und an zum manchmal etwas verknöcherten und konservativen Rondriten, aber auch der hielt die Füße still. Ob es ihm eine der schönen Hexerinnen angetan hatte?
Überall Tiere, die mit ihnen Musik anstimmten, tanzende, sich im Wind wiegende Hexen – ein wenig hatte Neferu dann doch das beschämende Gefühl auf einem Mohacca-Trip zu sein, aber sie konzentrierte sich um Seriosität bemüht auf ihre Silberquerflöte.
Dann tauchte der verwundete Pallikratz auf, der Kater von Luzelin, der „Oberhexe“. Diese war von ihrer Gegenspielerin Achaz entführt worden. Neferu ahnte Fürchterliches – sie hatte besseres zu tun, aber andererseits… Hexen auf ihrer Seite? Das konnte sich in der Zukunft nur als Vorteil erweisen…
Als hätte sie es nicht geahnt.
Garion und sie selbst wurden für den Geiselabtausch gegen den Topf Flugsalbe auserwählt. Gesagt, getan. Dummerweise legte die alte Achaz sie widerlich lachend und in ihrem fliegenden Fass fliehend rein.
Aber so einfach ließen sich der Bornländer und die Halbtulamidin nicht abschütteln. Sie entdeckten zuerst Achaz‘ Haus, welches sich an den Finsterkamm schmiegte und durchsuchten es penibel, wobei sie einige Versuchstiere befreiten und die eigentümlichsten magischen Gegenstände entdeckten (und zum Teil mitnahmen).
Doch auch in diesem Haus keine Luzelin. War da nicht noch eine Hütte im Wald? Hütte Hühnerbein, eine laufende, kleine Behausung, die aufs Wort gehorchte – vorausgesetzt man reimte. Es dauerte nicht lange und die zwei Reisenden lauerten dem Hühnerbein auf. Sie kamen durch feines Reimen rein in Hühnerbein, aber… Drinnen erwartete sie neben einer eingesperrten Taube, die eine Nadel in der Brust stecken hatte auch der Dämon Nirraven in gigantischer Rabengestalt.
Sie besiegten den Raben, vertrieben die kurz hereinschneiende, aber anscheinend überforderte Achaz und verliehen Luzelin (der weißen Taube) wieder ihre ursprüngliche Gestalt.
Der Dank der Hexen war nicht nur für Neferus Seele Balsam, auch ihr Zweckdenken war hocherfreut, als sie die silberne Querflöte behalten durfte und ihr erklärt wurde, wie sie das Armband der Gestaltwandlung würde verwenden können. Wunderbar.
Und Hexenfreunde… So durfte sie sich fortan nennen. Praktisch, wirklich überaus praktisch.
Kaum wieder in Gareth war auch Richard, hergelockt durch einen Schrieb Neferus anzutreffen. Sie warfen all ihr Gold zusammen, verkauften Ketten und Wertgegenstände, nahmen tausend Dukaten von der Nordlandbank auf, bis sie eine beträchtliche Summe zusammen hatten – 3000 Dukaten. In Worten dreitausend.
Von jetzt an ging es allein weiter. Sie wollte Richard und Garion ihre Pläne weder wissen lassen, noch sie hinein ziehen.
Dämonenpaktierer… Dämonen… Asfaloth.
Sie kannte das Risiko. Mit klappernden Zähnen kam sie an die alte Hütte, die als Treffpunkt diente. Wenigstens gab es kein Wiedererkennungsrisiko. Das Armband mit dem blauen Stein leistete gute Dienste und hatte sie in eine schwarzhaarige Schönheit mit blauen Augen verwandelt.
Warum rettete sie Phexje? Warum nahm sie soviel Risiko, soviel Gefahr für ihre eigene Seele auf sich für einen kleinen Jungen? Sie wusste, dass es mehrere Gründe gab. Er war vom selben Schlage wie sie selbst, er gehörte zu Phexdan und… sie war sich bewusst geworden dass, was das Kind für sie empfand auch andersherum galt: Sie liebte Phexje wie einen Bruder.