Beilunker Berge 1 (Rahjard)

Kategorien: 1013 BFBeilunker BergeDie Zeichen der SiebenRahjard
Zeitraum: PHE 1013

Seufzend hatte sich der vormalige Scheinbukanier einmal mehr in der Nähe seines geweihten Begleiters, unter dessen Plane, einquartiert und besah aus mäßiger Entfernung die dargebotene Unterhaltung – ein Lagerfeuer. Ihm war zum Gähnen zumute. Nicht einmal die schlafende Nivesenhündin an seiner Seite konnte etwas daran ändern, dass er von Tag zu Tag ein größeres Gefühl der Langeweile verspürte, obgleich ab und an gegen Amazonen zu kämpfen war. Den eigenen Säbel hatte er bis dahin aber noch nicht wirklich benötigt, das größte Scharmützel hatte sich zudem eigentlich Garion mit einer der weiterhin recht fremden Begleiterinnen geliefert. „Was schert mich Rondra„, murmelte er leise und hob zumindest kurzzeitig die Mundwinkel. Endlich hatte es einen anderen getroffen, der die Tugenden der Sturmherrin hinten anstellte. Doch insgesamt änderte es wenig. Die Aufopferung und Ehrenhaftigkeit war ihm dieser Tage doch auch zuwider, wenn er nur daran dachte, dass sie bis nach Kurkum mussten, um dort alle Amazonen zu retten und der Bornländer bis dahin diesen zusammengewürfelten Haufen anleiten wollte. Ihm stand nicht der Sinn nach den Rondraweibern, er wollte lediglich seinen Auftrag erfüllen und diese zwischenmenschliche und landschaftliche Einöde hinter sich lassen.

Die Beilunker Berge. Seit Tagen zu sehen, einmal unachtsam gewesen und beinahe gestorben und dennoch für nicht interessant genug befunden, eines Tages wiederzukehren. Es war zu kalt, zu trist, zu windig, für einen Südländer mit mittelreichischen Wurzeln. Außerdem hatten ihn Berge schon immer nur dann fasziniert, wenn sie sich oberhalb der Hüften einer holden Maid auftürmten und den Zweck erfüllen sollten, ihm eine gewisse Freude zu bereiten. Ansonsten waren sie von solch großer Bewandtnis wie seine Begleiter, die wortkargen vier oder fünf. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht heute noch einmal nachzuzählen und zu prüfen, ob schon wieder jemand fehlte. In jedem Fall waren sie sonderbar, versuchten sich durch ihr Gebahren gegebenenfalls interessanter zu machen, als sie waren. Diese bisweilen seltsame Stille kannte er ansonsten nur aus der Stadt des Schweigens – dem wahrscheinlich ruhigsten Ort in ganz Aventurien und Zentrum seines Glaubens.

Doch borongefällig war es sicher nicht gedacht, viel eher drängte sich ihm mit jeder Stunde die verstrich der Verdacht auf, dass diese Menschen irgendetwas im Schilde führten. Denn tagelang waren sie nun fast stillschweigend beieinander gewesen, hatten nur das Nötigste untereinander abgeklärt und sie erhielten nicht einmal einen Lohn dafür, dass sie mit einer wildfremden Person durch das halbe Mittelreich zu einer versteckten Amazonenburg reisten und sich unbekannten Gefahren aussetzten.

Sie hatten nicht einmal versucht nachzuverhandeln, sondern alles geschehene hingenommen.

Vielleicht waren es bloß Helden oder solche, denen es nur nach Abenteuer und einer Lösung eines Problems dürstete. Vielleicht. Vielleicht sollte man ihnen aber sagen, dass es besser wäre sich dafür abzusprechen, sich abzustimmen, etwas abzuklären. Ansonsten würde diese Sache furchtbar schief gehen.

Das Schlimmste daran war jedoch und wohl, dass er sich ob dieser Schwierigkeiten mit den Begleitern, wenn er nicht bald mehr auf sie zugehen würde, gegenwärtig höchstens auf Tarambosch und Garion verlassen konnte – und musste.

Das hatte in der Vergangenheit geklappt, aber es gab doch Dinge die angenehmer waren.

Zum Beispiel die Teilnahme am Flug der Zehn.