Gareth 9 (Rahjard)

Kategorien: 1013 BFDer Puls der StadtGarethRahjard
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Wohlig seufzend legte der Südländer seinen Kopf in den Nacken und versank noch etwas mehr in seinem Zuber. Die letzten Wochen hatten ihm alles abgerungen und er hatte gar das Gefühl, dass er das letzte Bad vor der Belagerung von Greifenfurt genommen hatte. Den Händler hatte er zufriedengestellt und in seinem Geldbeutel fand er wieder Dukaten vor statt Fliegen. Besser noch: Ausnahmsweise musste er diese Münzen nicht für eine Dirnenschar aufbringen. Er konnte wohl, aber es war ihm fad geworden nach Ausreden zu suchen, warum er, der aus seiner Familie herausragende, sich dem Beischlaf ständig verwehrte, gleich wie ansehnlich oder billig, willig seine Gegenüber auch war.

Doch auf ein Rahjawunder brauchte er sicherlich nicht zu hoffen.

Schon bei den Amazonen hatte er behauptet, dass er verheiratet wäre. Sie hatten ihm geglaubt – und zum Glück ebenso wenig Nachfragen gestellt, wie seine Gefährten auf der letzten Reise. Sie, diese Vagabunden, die keinen Sinn ergaben und bei denen er froh war, dass er sie länger nicht würde sehen müssen. Hoffentlich. Ansonsten blieb die vage Hoffnung, dass er dem nächsten König nicht inmitten der eigenen Fäkalien begegnen musste. Fenvarien und Yppolita hatten also etwas gemeinsam, mit Efferdan. Efferdan, dem Herrn über das großartige, reiche, stinkende und langweilige Andergast. Es hatte etwas eigenartiges an sich, dass lediglich der nostrische König sich dieser Auflistung entzog und mit Etikette glänzte.

Der nostrische König.

Einen Augenblick betrachtete er die gegenüber liegende Seite des Zubers. Vielleicht sollte er doch in Nostria sesshaft werden, immerhin war er mit der Königsfamilie vertraut und hatte die Möglichkeit es dort sicherlich bis nach oben zu bringen oder eine andergastsche Armee im Alleingang auseinanderzunehmen. Es würde sicherlich Lieder über ihn geben und man würde ihm in tausend Jahren noch huldigen, der Heilige Richard von Nostria. Ein schöner Gedanke, wenn er nicht mit dem Problem verbunden wäre, dass man anschließend in Nostria säße. In Nostria.

Nostria. Das Land, wo sie hohler waren als die Steineichen, die sie hackten…

Ein weiterer Seufzer verließ seine Lippen.

In Gareth hingegen erwartete ihn dagegen sicherlich nur Arbeit, gesucht oder aufgedrängt. Doch der Vorteil war, dass er sich waschen konnte, ihm die Welt offen stand und er eben nicht in Nostria saß. Allerdings würde er, ehe er sich zu häuslich niederließ, noch einmal zu den Geizhälsen aus dem Bornland müssen, um seine Sachen abzuholen. Elendige, geänderte Bedingungen zur Lagerung seiner Sachen machten es ihm unmöglich, sie länger dort zu behalten. Außer er wollte sich verschulden oder mit ansehen, wie sie es höchstbietend versteigerten, all das, was er in den letzten Jahren an Besitztümern zusammenbekommen hatte.

Vieles war es nicht, aber wertvoll. Nicht alles geeignet, um es dauerhaft bei Asleif zu belassen und bei seiner Schwester schon gar nicht. Die biestige Shantalla scherte sich schließlich nur um eine Person – sich selbst, und vielleicht ihr eigenes Spiegelbild. Einen Moment stockte der vermeintliche Bukanier. Musste es an dem Ort und der größten Stadt Aventuriens, wo es nachweislich eine Paligan gegeben hatte, das wusste er, er hatte sie schließlich bestohlen… musste es dort nicht auch einen Teil der eigenen Familie geben? Immerhin gab es selbst in Mhanadistan einen Onkel.

Falls nicht, wäre das aber auch nicht schlimm, die Herbergen waren schließlich annehmbar und irgendeinen Lagerraum, der in irgendeiner Form bewacht wurde, würde sich schon finden lassen.

Sollte er sich irren oder nicht fündig werden? Nun, so stand ihm doch immer noch Nostria offen …

Nostria.