Gareth 25 (Rahjard)
Kategorien: 1013 BFDer Puls der StadtGarethNeferuRahjardZeitraum: 5NT 1013
„Elendiger Blaufink“, murmelte der Al’Anfaner während sich das Buch in seinen Händen schloss und er sich dem Hund neben sich zuwandte und ihn sachte streichelte. So wie viele Garether hatte sich dieses Jahr auch Rahjard größtenteils verschanzt, wenn auch nicht im eigenen Heim. Als Unterkunft diente ihm der RAHja-Tempel der Stadt, in den ihn eine Einladung des Perricumer Hochgeweihten Talafeyar verschlagen hatte. Ein hinreißender Halbelf, den der Scheinbukanier im Moment jedoch weit mehr als Freund und offenes Ohr sehen wollte und weniger als Stück Fleisch. Die Kombination aus Elf und Rahjadiener hatte in jedem Fall eine gewisse Anziehung, das Elfische wahrscheinlich ob der Erlebnisse mit Phileasson. Wer vermochte das zu sagen, vielleicht hatte die Anwesenheit auf einer Orgie am ersten Namenlosen Tag auch schlicht die Entwicklung eines Fetischs begünstigt.
Tief durchatmend fuhr er dem Hund etwas fahriger durch das Fell. Ungerne dachte er an die Begebenheiten in den Bardo-und-Cella-Thermen zurück, förderten sie doch auch die Erinnerung an Rivera, die eigene Mutter und was ihm sonst widerfahren war. Einen halben Tag oder länger hatte er noch im Peraine- und später im Rahja-Tempel mit Talafeyar darüber gesprochen. Nahezu alles hatte er dem Elfen anvertraut, wohl auch um diesen Rahjafluch abzuschütteln, der ihm spätestens seit dem Vorfall in Trallop – eher früher – anhaftete. Der Gedanke leuchtete ihm ein, nachdem er das Treiben in den Thermen erst einmal verdaut, wenn auch nicht unmittelbar verarbeitet hatte.
„Korninger“, raunte er leise.
Alles hatte mit Korninger seinen Anfang genommen. Neferu hatte erwähnt, dass die Tochter des Mannes entführt wurde, sie war durch einen Aushang am Puniner Tor darauf aufmerksam geworden. Eine Entführung. „Wenn es weiter nichts ist…“, ging es ihm durch den Kopf als er den Ausführungen der alten Freundin lauschte. Das erschien machbar.
Er hatte ja keine Ahnung …
Den Morgen darauf, am zweiten Namenlosen, saß ein als Säbeltänzer gewandeter Al’Anfaner tränenüberströmt an einer der Säulen der Thermen und war irgendwie froh; froh, Großinquisitor Nemrod und Sonnenlegionäre zu erblicken; froh, noch am Leben zu sein; froh, noch verhältnismäßig jung zu sein. Dennoch hatte ihn der Abend samt aller Konsequenzen bis ins Mark erschüttert, was jedwede Freude überstrahlte. Es war schließlich Voltan, der nach Neferu fragte, dem er sich nach einigem Zögern zunächst anvertraute nicht wirklich mit der Situation umgehen zu können, Überforderung zu verspüren, nicht zu wissen wie er weitermachen solle.
Ein seltener Moment, das erschloss sich auch dem Al‘Anfaner, in dem ihn all sein Heldenmut offenbar verlassen hatte. Er war plötzlich wieder ein kleiner Junge, er war wieder Rahji, der nach alldem nur von seiner Mutter in den Arm genommen werden wollte. Ein Junge der nur hören wollte, dass alles wieder gut werden würde. Ein Junge, der Angst und Ungewissheit verspürte. Mitten in den Namenlosen Tagen.
Rahji lauschte Voltan, dem Mann an der Seite seiner besten und einzigen, wirklichen Freundin und erinnerte sich, dass es ihm einmal zwar nicht genauso, doch ähnlich ging. Damals, als sie es in einer anderen Stadt mit anderen Mächten und einem anderen Vampir zu tun hatten und war froh, dass Inspektor Weibel Sprengler nicht in der Lage war einen Harmoniesegen zu sprechen und all das Vertrauen, das man ihm schenkte, auf diese Weise zu verspielen. Er nahm sich die Zeit, die der Möchtegern-Säbeltänzer brauchte, hörte sich auch das Klagen über die Namenlosen Tagen des Vorjahres an, über Rivera, seine Mutter und nun das. Zudem machte er die Situation mit einem Ausborgen des Inspektorenmantels sowie einem Schnupftuch deutlich angenehmer.
Ein Königreich für ein Schnupftuch.