Gute Zeiten, schlechte Zeiten 1 (Rahjard)

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Zeitraum: TRA 1014

Kaum zwei Tage alt, war es dem Traviamond bereits gelungen sowohl Herrchen als auch Hund auszulaugen, mürbe zu machen. Unter einem hörbaren Ächzen ließ sich Rahjard achtlos auf das Bett im, mittlerweile fertiggestellten, Eigenheim im Garether Arenaviertel fallen. Auch ohne die letzten Stunden, schlechte oder überraschende Kunde von und über Garion sowie die Vorbereitungen für einen baldigen Aufbruch, waren diese Tage, eher Wochen, ein ziemlicher Akt gewesen. Schließlich hatte Neferu, tollkühn, ihr Versprechen eingehalten und war mit Voltan am Vortag den Traviabund eingegangen und wer hätte besser helfen können als er? Besonders wenn es darum ging, eine Feier zu organisieren. Zwar ohne den harten Alkohol und eine Schar Dirnen, so wie er früher oft gefeiert hatte, aber dafür gesittet und einem erlesenen Kreis von Menschen angemessen, darunter Gestalten wie Großinquisitor Nemrod, Vertreter verschiedener Magiergilden und, auch wenn ein Kommen nicht zu erwarten stand, hatte sich auch der Reichsregent auf der Liste derer wiedergefunden, die eine Einladung erhalten hatten.

Die Sprenglers. Er schmunzelte und schob die Rechte unter den Kopf, den Blick auf die Decke gerichtet.

Sie, die dereinst offenbar von Rahja in Grangor verspottet worden war, hatte den vermeintlichen Rahjafluch der auf den Freunden lastete durchbrochen, die Liebe, Geborgenheit und eine neue Familie gefunden und, das galt es obendrein nicht zu vergessen, hatte sich dafür dem Empfinden nach ein Stück weit von ihrer großen Liebe gelöst – Feqzjian. Das wusste selbst einem Al’Anfaner Mut zu machen, der selbst bisweilen noch am Gedanken an die Heilerin aus Hinterbruch hing und sich dafür verdammte, fortgegangen zu sein. Doch nicht jeder Moment dieser Feierlichkeiten, ob nun am Vortag oder heute, war in Glückseligkeit getränkt.
Denn er, der Ardarit, Garion, war auch nach der letzten Begegnung in Kurkum gereist und hatte genug dabei, die Feierlichkeiten zu sprengen. Aventurische Boten, die überall vom Erscheinen von Dämonen und anderen Tragödien kündeten, sprach außerdem von Reisen in die lebensfeindlichsten Gebiete überhaupt, erzählte von Magiern und Magierkriegen und mahnte schließlich die Rückkehr des Dämonenmeisters an.

Eisige Stille hatte sich – besonders von Seiten derer, die gar nichts mit solcherlei Themen anzufangen wussten und schlicht ein gutbürgerliches Leben führten – ausgebreitet, bis die Hexe Luzelin das Wort erhob und von Erlebnissen sprach, die fast 30 Jahre zurücklagen. 30 Jahre. Die meisten unter ihnen waren noch nicht einmal so alt und sahen sich jetzt mit solchen Dingen konfrontiert. Noch am Tisch, das war ihm sicherlich auch anzusehen, hätte er am liebsten einen lauten, gequälten Seufzer nach dem Nächsten ausgestoßen – denn war es nicht eigentlich sein Wunsch, nach all den Jahren ein geregeltes Leben zu führen, einen Alltag zu haben?

Heute hatte er sich stattdessen wieder, und sogar freiwillig, auf eine womöglich gefährliche Unternehmung eingelassen. Bethana, Selem, vielleicht Fasar. Orte, an denen der Bethanier gewirkt hatte – neben der Gor. Orte, die er an der Seite des Nekromanten Salpico abgrasen wollte, nach Informationen, auch über den Schergen Liscom. Einen Borbaradianer, den Garion laut eigener Aussage mit einigen anderen in der Gor gestellt und unter seinem Turm begraben hatte. Im Angesicht all dieser Umstände waren andere Enthüllungen dieser Tage verblasst und es wusste ihn weniger zu erheitern, wie Voltans Mutter kläglich an dem Versuch gescheitert war, die während der Feierlichkeiten anwesenden Vertreter der Inquisition auf die rote Hexe Neferu aufmerksam zu machen. Er schüttelte den Kopf.

In der Gor. So verhärtet die Fronten zwischen den Beiden auch waren, so sehr sich ihre Ansichten unterschieden, selbst er fing an sich um den Ardariten, den Recken ohne sonderlich viel Freude oder Vergnüglichkeit im Leben, zu sorgen. Denn, so viel schien sicher, es wurde gefährlicher. Die Namenlosen Tage in den Thermen waren Beweis genug und ein triftiger Grund dafür, in Gareth leben, aber nicht länger vagabundierend umherziehen zu wollen. 

Es lag ihm doch fern, im besten Alter in Borons Hallen einzuziehen. Und, dennoch: Wie konnte er unstetes Gemüt ruhig in den eigenen vier Wänden sitzen und eine Tasse Tee mit den Nachbarn schlürfen, während die eigenen mehr oder minder guten Freunde wie die Fliegen auf den Feldern Aventuriens fielen? Rahjard pustete die Luft scharf aus. Er hasste diese Momente, in denen selbst er zur Vernunft neigte, sich lieber in eine der vorderen Reihen stellte als das Leben schlicht zu genießen.

„Reich müsste man sein, oder dumm, oder am besten beides“, murmelte er.

Dann bräuchte es einen nicht interessieren, die eigenen Söldner würden es schon richten, oder man selbst würde den Ernst der Lage gar nicht begreifen und deshalb einfach weitermachen, wie gehabt. Unglücklicherweise war er derzeit knapp bei Kasse und auch nicht derart töricht. Also ein weiteres Mal Dere retten.

Rahjard seufzte. „Wie immer“, äußerte er angestrengt und dachte über den Plan nach.

Sich mit den Gefährten besprechen,

Vorkehrungen treffen,

Informationen sammeln,

Gegner festsetzen oder erschlagen,

Überleben,

Hund streicheln.