Garion

Trollzacken 1 (Vitus) (PER 1013)

Tarambosch, Garion und Vitus machten sich gen Westen nach Arivor auf. Garion wollte wohl seine Heimat wiedersehen. Vitus hatte bei den Amazonen die Eindrücke erst angefangen zu verarbeiten. Einem Geweihten war er bisher noch nie gefolgt und Garion hatte einen starken Eindruck auf ihn gemacht. Er wollte die beiden noch ein Stück begleiten um zu sehen, was ein Weg beäugt von den Göttern aus einem Mann macht.

Als die Gruppe Beilunk und Drileuen hinter sich gelassen hatten wurde Garion langsamer. Vitus dachte er wäre einfach in Gedanken oder  von den rondragefälligen Taten bei den Amazonen erschöpft gewesen, aber es musste mehr sein. Garion berichtete er müsste nach Perricum und beschleunigte sein Pferd. Die Reittiere der Gruppe versuchten sich dem Tempo von Garion anzupassen. Vitus hatte Mühe sein Pferd unter Kontrolle zu halten und dabei seine Gedanken zu ordnen. Perricum war mehr als eine Stadt, mehr als eine Schuld, mehr als nur eine Reise. In jedem Augenblick danach dachte Vitus an eine Fluchtmöglichkeit vor den beiden, aber welche Lüge sollte er den beiden berichten? Zudem war er sich nicht sicher, wenn Garion im Namen Rondras gerufen würde, was der Blick Rondras vom Verlassen der Gruppe halten könnte.

Die Reise verging für seine Begleiter zügig, doch für Vitus schien es ein Aufstieg auf eine Himmelstreppe zu sein. Die Sonne schien für Vitus zu einem Jocht zu werden, das Praios ihn auferlegte. Seine Zunge schien zu Blei zu werden und selbst die morgendliche Begrüßung schien er zu vermeiden. Die Gruppe näherte sich den Darpat und musste diesen auf ihrem Weg überwinden. Der Darpat stelle für Vitus die letzte Grenze dar. Er war wieder in Perricum, die letzte Gelegenheit sich erneut von seiner Schuld, seinem Verrat und jeder Ehre abzuwenden. Er schaute auf seine Begleiter, jene ehrenhaften Krieger, denen er seit seiner Jugend nacheiferte. Der Schweiß brach aus seinem Körper und seine Beine wollten ihn nicht mehr tragen. Er wusste nicht ob er weinen, schreien oder kotzen sollte beim Anblick des Flusses und den Mauerspitzen von Perricum, die er gut kannte. Er konnte sich gerade noch vor diesen Ausbrüchen retten, doch Tarambosch und Garion richteten ihre Blicke auf ihn.

Vitus versuchte die beiden zu beschlichtigen, dass ihm nur das Schwanken der kleinen Fähre und die Seeluft zu schaffen machte. Dabei mochte er den salzigen Geruch an diesem Fluss. Am anderen Ufer mahnte Garion erneut zur Eile, dabei wollte Vitus sich immer mehr der Dunkelheit in seinem Herzen anschließen und einfach fliehen. Mit der Erinnerung an die Worte „Lass mich standhaft sein im Angesicht meiner Feinde.“ fasste er sich ein Herz und folgte mit gesenkten Blick der Gruppe.

Die Mauern von Perricum erhoben sich wie mächtige Mahnmale vor Ihnen auf das sie einen kurzen Moment innehielten. Vitus schaute auf die Straßenwachen und die Gardisten an den Toren. Er versuchte die Reisenden zu zählen, aber es waren zu wenige um unerkannt zu bleiben. Langsam löste er ein Tuch und feuchtete es an, ehe er sich um den Kopf band. Garion erzählte er erneut die Lüge von der Seeluft. Diese Lüge war nur ein weiterer Stein auf der Waageseite in den Abgrund. Das Tor zu Perricum kam immer näher und Vitus versuchte nicht vom Pferd zu fallen. Dieser einmalige Duft von Großstadt, Seeluft, tulamidischen und mittelreichischen Gewürzen ergriffen Vitus Nase. Sie hatten Perricum erreicht und Vitus spürte die Blicke auf sich gerichtet, seine Seele die langsam von Praios entflammt wurde. Hier würde er sein Ende finden, nach diesen Mauern gäbe es kein Entkommen mehr, es wäre eine Heimkehr für immer.

Kurkum 1 (Vitus) (PER 1013)

Vitus dachte in Kurkum über die letzten Tage nach. Die Taten und Unwissenheit mancher in dieser Reisegruppe führten zu Streit und einigen Verletzungen, die man nicht so leicht behandeln konnte. Zudem gab es schreckliche Taten, die ihn für sein restliches Leben beschäftigen würden.

Zum einen hatten sie im Wald eine brennende Hütte erblickt und bei der Untersuchung dieses Ortes kam es nur schlimmer. Es wurde ein junges Mädchen gefunden und Vitus hatte Mühen dieses Leben zu erhalten. Ihr Leib war zerschnitten und die Eingeweide vergifteten bereits das Blut. Vitus wollte dieses Leben nicht so leicht hergeben und gewann letztlich den Kampf. Aber dieses Kind ging ihm nicht mehr aus dem Kopf, während er in Kurkum sein Heilerwerkzeug säuberte.

An einem anderen Tag wurde er zeuge von der Macht Rondras und der Festigung des Glaubens durch Garion in der Gruppe. Dieser musste seinen Glauben rechtfertigen mit einem vernichtenden Sieg, als erstes über Nina und danach über eine Amazone. Nina scherte sich nicht um Rondra und spuckte auf den ehrenhaften Kampf zu Gunsten des Überlebens, was Garion nicht tolerieren konnte. Garion verletzte Nina schwer und Vitus musste in den Reihen der eigenen Gruppe sein Handwerk anwenden. Doch die Gruppe hatte dies gespalten und Nina wollte nicht mehr bei der Gruppe nächtigen, vielleicht ein Grund warum sie sich letztlich von der Gruppe trennte. Dieser Tag endete gar noch schlimmer als Garion mit einer gefangenen Amazone sprach und im Laufe des Gesprächs ihr das Bein abschlug. Der Weg der Rondra ist nicht leicht, dachte Vitus während er sich daran erinnerte. Garion musste schwer an seinen Taten tragen oder machte der Glauben diese Taten leichter?

Nach diesen Ereignissen hatte sich die Gruppe gespalten. Garion, Tarambosch und Rychard reisten mit Vitus weiter, um Kurkum zu finden. Die anderen bewachten die verletzte Amazone, die Vitus einigermaßen stabil hinterlassen konnte. Diese Spaltung war notwendig, immerhin beruhigten sich die Gemüter dadurch etwas. Durch diese Ruhe gelangte man nach Kurkum und konnte letztlich die Amazonenkönigin retten. Dafür mussten nicht weniger als zwei Dämonen überwunden werden, doch ihr Schöpfer Xeraan konnte entfliehen. Dieser war auch für die ganzen Taten der Amazonen verantwortlich und hatte letztlich Yppolita außer Gefecht gesetzt.

Xeraan hätte der gefangene Magier bei Perricum gewesen sein können, dann wäre Vitus selbst schuld an diesen Taten gewesen. Diesen Gedanken schob Vitus immer wieder aus seinen Gedanken und versuchte sich auf die alltäglichen Arbeiten in Kurkum zu konzentrieren. Garion war gänzlich von Rondra erfüllt und nahm kaum etwas zu sich, so dass Vitus regelmäßig um seine Gesundheit besorgt war und ihm etwas zu Essen brachte. Vitus dachte darüber nach, ob all diese Aufgaben ein Zeichen der Götter waren und es Zeit war, seine Ehre wiederherstellen zu können indem man Garion folgte. Die Entscheidung festigte sich als Vitus der Hengst Rondril übergeben wurde als Geschenk der Amazonen. Ein Pferd in Bezug zu Rondra, für eine lange Reise und im Kampf nicht scheu. Vitus erkannte den Weg, den er nun zu gehen hatte und empfand die Entscheidung bei Garion zu bleiben als richtig.

Beilunker Berge 3 (Garion)

Die Dunkelheit des Hauptgebäudes lastete schwer auf dem Ardariten, während er nachdenklich durch das schmutzige Fenster des Badezimmers im ersten Stock auf den Innenhof der Festung hinab sah. Das war also Kurkum, die sagenumwobene, verborgene Festung der geheimnisvollen Amazonen.
Während ihm der Geruch nach Spinneninnereien in die Nase stieg, runzelte er die Stirn. Er war mit nur drei Verbündeten hier, zwei davon des Kämpfens mächtig, ein Dritter versiert in der Heilkunst – wenn auch nur der profanen. Das war hier – tief in den Beilunker Bergen – die einzige Unterstützung auf die er hoffen konnte. Und dort unten, irgendwo hinter den festen Mauern der Burg warteten mehrere Dutzend brutal pervertierte Amazonen darauf, dass sie einen Fehler machten.

Mit einem leisen Seufzen sah er an sich hinab, um die riechenden Spinnenüberreste zu suchen. Wenn er ehrlich war, dann war der Erfolg dieser Mission mehr als ungewiss. Schon die potentiell feindlich gesinnten Amazonen, die noch innerhalb der Burgmauern weilten, waren ihnen zahlenmäßig deutlich überlegen – und dabei war der Umstand ignoriert, dass einige von ihnen außerhalb der Festungsanlage unterwegs waren und jeder Zeit zurückkehren konnten.
Als seine Augen die Reste einer schleimigen, grünen Substanz am Heft seines Langschwertes erfassten, griff er nach dem Taschentuch in seiner linken Unterarmschiene und befreite die Waffe gedankenvoll von der Verunreinigung. Es war ihm zuwider gewesen, die Burg durch einen Geheimgang zu betreten wie ein Dieb in der Nacht. Wo war die Grenze zwischen taktischem Vorgehen und schlichter Feigheit? Aber hatte er eine Wahl gehabt? Wenn es stimmte, was er während seiner Lehrjahre in Arivor erfahren hatte, dann waren Amazonen furchterregende Kämpfer, deren Waffenfähigkeiten ihres Gleichen suchten. Mit nur drei Gerüsteten und einem Heiler, der sich leidlich seiner Haut erwähren konnte, wäre ein allzu offenes Auftreten wohl ein Garant für ein unabwendbares Scheitern der ihm übertragenen Aufgabe gewesen. Und selbst jetzt, da ihre Ankunft in dem verborgenen Rückzugsort der kämpfenden Rondragläubigen unbemerkt geblieben war, schien der Ausgang der Unternehmung ungewiss.
Wenigstens, so konnte er sich selbst zur Ruhe gemahnen, haben wir für den Notfall einen zentralen und schnellen Ausgang. Erst vor einigen Stunden hatten sie entdeckt, dass der Brunnenschacht, der mittig auf dem Burghof angelegt war, mit dem Gangsystem unter der Festung verbunden war und noch dazu Wasser führte. Im allerschlechtesten Fall würde ein beherzter Sprung ihnen wenigstens etwas Zeit und eine bessere Ausgangsposition gegen Verfolger schaffen.

Eine Bewegung auf dem Hof ließ ihn aufmerken, während seine Gefährten sich leise in einigen der Zimmer in seinem Rücken bewegten. Die Gestalt Vitus‘ – eines der Stallburschen – schälte sich aus dem Schatten der Gebäude. Der Junge hatte ein Bad in der luxuriösen Wanne seiner ehemaligen Königin genommen, als die kleine Einheit den Raum gestürmt hatte. Eine rasche Befragung hatte verschiedenste Einzelheit zutage gefördert und langsam begannen sich die einzelnen Teile des Mosaiks zu einem Bild zusammen zu fügen. Irgendwo dort unten wartete nicht nur die Amazonenkönigin Yppolita auf ihre Befreiung, sondern auch ein verdorbener Illusionist auf seine Erlösung von derischen Banden.
In seiner Kehle stieg Wut auf, als er an die Geschichte des Knechts zurück dachte. Die Machenschaften Xeraans hatten Schwester gegen Schwester aufgehetzt und die Amazonen, von denen in dem Arivorer Tempel zwar nicht immer gut, doch stets ehrfürchtig gesprochen worden war, an den Rand des Ruins geführt. Eine Schmach, die er nicht auf den Seinen sitzen lassen würde – Arivor wollte die Frauen in Sicherheit wissen – und Arivor würde bekommen, wonach es ihm verlangte.

Mit verhärteten Zügen sah er über die Schulter zurück. Die Untersuchungen der Räume waren abgeschlossen. Tarambosch, Raj und Vitus waren bereit sich tiefer in die Burg zu begeben. Ein kurzer Blick glitt über die drei Gestalten. Nach dem Angriff einer Fischerspinne in den niedrigen Tunneln unter der Burg, war keiner von ihnen in bestem Zustand, allerdings auch nicht verletzt. Schimmernde Rüstungen suchte man vergebens und die Rajs wies deutliche Mandibelspuren auf, wo die Beißwerkzeuge der Spinne sich Zugang zu verschaffen versucht hatten. Alles in allem war bisher alles gut gegangen und eine bessere Ausgangslage war unter den gegebenen Umständen nicht möglich.
Mit einem letzten Blick aus dem Fenster hinaus auf die Tempelanlage im Hof, nickte der Bornländer daher. „Nutzen wir die Zeit, die uns noch bleibt, bis sie mit ihrer Anbetung fertig sind.“

Shamaham 1 (Vitus) (PHE 1013)

Vitus kam nur schwer voran, aber er musste weiter zu seiner Base Elka. Es lag noch viel Land zwischen ihnen, dabei versuchte er so schnell es ihm gelang nach Shamaham zu gelangen.  Die Schiffsreise von Festum nach Mendena verlief ohne Schiffsbruch und schon bald konnte Vitus den Süden erreichen. Es vergingen einige weitere Tage und Phex hatte das Land in seinem Griff, als Vitus in Shamaham angelangte. Er machte sich umgehend zum Peraine-Tempel auf, wo er seine Base schneller auffand als ihm lieb war. Denn sie war gezeichnet vom Feuer und es war zu überlegen, ob sie weiterhin ein Leben in Frieden führen könnte. Die Peraine-Geweihte berichtete vom Fund der armen Frau und dem Feuer auf dem Bauernhof, der diesen und die zwei Männer dahinscheiden ließ. Vitus versuchte mit Elka zu sprechen, aber ihr Blick war leer und gen Boden gerichtet. Erst nach einiger Zeit erkannte sie Vitus und begann von der Tat zu berichten. Die Amazonen waren plündernd und mordlüstern auf ihrem Hof angekommen. Die unreinen männlichen Wesen mussten ausgelöscht werden. Sie nahmen, was sie bekommen konnten, an Nahrung und Kostbarkeiten mit sich. Beim Versuch ihren Sohn oder Mann zu retten im Feuer verlor sie wohl ihr Bein. Vitus konnte aus den Wortfetzen nur mutmaßen, aber Amazonen auf einem heiligen Kriegszug kamen ihm merkwürdig vor. Ein Anhänger der Rondra-Kriche wäre hilfreich gewesen, dachte er bei sich. Die Geweihte brachte Elka nach hinten, die Erzählungen hatten sie mitgenommen und sie brauchte nun Ruhe. Vitus machte sich auf, um die Abreise seiner Base aus Shamaham zu organisieren. Sie sollte schnellstmöglich zu seinem Bruder. Doch dafür bedurfte es sicheren Geleits, denn alleine würde sie sich der Gefahren auf dem Weg nicht erwehren können. Zudem sollte sie keineswegs hier und nur mit ihm ihre vielleicht letzten Tage verbringen. Im Schoße der Familie war sie sichtlich besser aufgehoben.

Beim Verlassen des Tempels stellte ein junger und wunderschöner Mann sich ihm in den Weg. Dieser wollte sich erkundigen und mit der Geweihten sprechen. Er stellte sich als Rychard Lowanger-Greiber vor und würde Vitus schon bald als Weggefährte zur Seite stehen. Vitus nickte diesem Mann nur zu und verließ schnellen Schrittes den Tempel.
Als er auf die Straße vor dem Tempel schritt, erblickte er ein seltsames Bild und wäre nicht der stattliche Rondra-Geweihte Garion von Arivor dabei gewesen, hätte Vitus es als Gauklertum nicht weiter beachtet.
Ein Maraskaner, eine junge Schönheit, ein Nivesenwesen und ein Zwerg mit einem passenden Pferd. Dazu ein Hund der angebunden an ein Pferd undiszipliniert nach Aufmerksamkeit gierte. Zudem auf der anderen Seite der Straße ein Wesen, das mit der Wäsche spielte und immer wieder nur halb zu sehen war. Eine Gauklerschar mit Talent, dachte Vitus, bis er darunter Luca und Nina erblickte. Vitus begrüßte die bunte Schar, nichtsahnend in welches Abenteuer er nun geraten würde. Luca berichtete von den Amazonen und das sich diese Gruppe aufgemacht hatte um die Enträtselung dieser Tatsachen nach zu gehen. Garion von Arivor stellte sich vor und bat Vitus darum sich um die verletzten Pferde zu kümmern, erst dann erblickte Vitus die geschundenen Packpferde. Während er den Erzählungen lauschte, versorgte er die armen Tiere mit einer Salbe.
Vitus versprach später ihnen zu folgen und sich das mit den Amazonen erklären zu lassen. Danach machte er sich auf um eine Reisegelegenheit für Elka zu beschaffen, wo er mit seinem Charme beim nächsten Hof auf offene Ohren stieß und ein gutes Geschäft abwickeln konnte. Nachdem die Reise von Elka geregelt war, wollte er doch das Rätsel dieser Amazonenübergriffe verstehen. Er machte sich auf die Gruppe aufzusuchen, um mehr darüber zu erfahren.

Nach einiger Zeit stieß er auf Luca, der gerade wegen Nahrungseinkauf im Dorf war. Gemeinsam wurden die eingekauften Nahrungsmittel in ein Haus gebracht und langsam wurden gewisse Teile des Rätsels Vitus offenbart. Die Gruppe wollte sich um die Safranlieferungen kümmern und stieß dabei auf das Rätsel der Amazonen. Das Haus indem die Gruppe sich eingenistet hatte, gehörte der Frau des Safranlieferanten. Die Frau hatte ohne die Lieferungen selbst kaum noch genug um ihre Familie zu versorgen. Zudem trauerte sie um ihren Mann, der seit einiger Zeit verschwunden war. Er wollte ihnen helfen, zumal solange die Amazonen so wild umher zogen die Reise von Elka nicht sicher sein würde. Man beschloss der jungen Witwe und den Kindern mit einem Mahl zu helfen. Der großzügige Garion spendierte seine Münzen, auf dass die Gruppe auszog, Nahrung zu beschaffen, was Luca und Vitus gut gelang. Tarambosch, der neben seinem kriegslüsternden Aussehen auch eine Kochseele zu seinen Gaben zählen konnte, half bei der Zubereitung und verfeinerte das Mahl.

Endlich verstand Vitus zumindest die Grundzüge dieser Reise und das Eintreffen hier. Die Informationen reichten bei weitem nicht um Vitus‘ Neugier zu besänftigen und er versuchte die Gruppe dazu zu bewegen, sich noch etwas im Dorf um zusehen. Jedoch konnten bis zum Ende des Tages nur eine interessante Information hinzugefügt werden: Inmitten dieses Dorfes gab es einen Magier, der mit seinem Turm eines der größten Anwesen bewohnte. Seinen Grund hatte er den Mutmaßungen zufolge gut gesichert, allem voran mit hohen Mauern und sicher auch magisch. Zudem hielt er das Tor all jenen gegenüber verschlossen, die nicht die Bekanntschaft der richtigen Dame genossen. Das eiserne Tor öffnete sich als diese Dame zur Gruppierung gesellte.  Der Magier ließ sie in den Turm hinein, der einige Räume aufwies. Einer davon verfügte über ein Geheimnis, das die Gruppe ihrem Ziel etwas näherbrachte und den Schleier um Yppolita etwas lüftete. Ein Blick fern von diesem Ort erlaubte es ihnen festzustellen, dass die Königin der Amazonen nicht freiwillig ihre Amazonen auf solche Streifzüge schickte. Mit diesen neuen Informationen festigte sich nur der Wille das Rätsel zu lösen. Man wollte sich nach Kurkum aufmachen, um sich selbst ein Bild von der Situation machen zu können. Bereits am nächsten Tag verließ man Shamaham. Am Morgen besuchte Vitus Elka und versicherte ihr, dass alles in Ordnung kommen würde. Er würde die Amazonen finden und das Rätsel um diese Tat lösen.

Norburg 1 (Garion) ( –––)

Mit einem leisen Frösteln zog Garion den Fellumhang enger um seine Schultern. In den Straßen Norburgs bließ ein kalter Wind und die ersten Schneeflocken hatten begonnen lautlosauf das Pflaster hinab zu sinken, als der Rondrit aus der Herberge Albin von Hollerow hinaus in die aufziehende Dunkelheit getreten war.
Das Herbergszimmer war nicht günstig gewesen mit seinem großen Kamin, dem weichen Bett und sogar einem eigenen Bad, aber Zafira hatte während der Reise über die Grüne Ebene zwischen Thorwal und dem Bornland mehr gelitten als sie zuzugeben bereit war. Eine solche Reise so spät im Jahr war ungewöhnlich und oft selbst für die erfahrenen Nivesensippen gefährlich. Die Ferkina musste noch mehr gefroren haben als er und war in den Nächten beinahe in das Feuer hinein gekrochen. Aber beschwert hatte sie sich mit keiner Silbe. Dennoch – nun, da sie drei Nächte in Norburg verbringen würden, hatte er sich entschlossen einen Teil seiner Reisekasse zu opfern um ihr ein wenig Erholung von den Strapazen der harten Reise zu gönnen.
Mit langen Schritten bog er von der breiten Hauptstraße ab und betrat eine der schmaleren Gassen, zwischen den hölzernen Wänden zweier Bürgerhäuser. Er selbst würde nur die dritte Nacht in dem gemütlichen Herbergszimmer verbringen. Norburg war die größte Stadt auf dem Weg nach Schossko und verfügte über einen Tempel der Herrin Rondra, den er zu besuchen dachte. Dort würde er der Göttin des ehrenhaften Kampfes dafür danken, dass sie ihm auch auf den Inseln hinter dem Nebel den Sieg und das Leben geschenkt und nur sein linkes Auge gefordert hatte.Außerdem hoffte er einen Hochgeweihten vorzufinden, der gewillt war, den morgigen Tag mit ihm zu verbringen. Er hatte Fragen – Fragen auf die er hier Antworten zu finden hoffte.

Der Gruß einer Wache riss ihn aus den Gedanken und es dauerte einen Moment, bis er ihn erwiderte. Der Wache schien es gleich zu sein, vermutlich rangen sich die meisten Bürger der Stadt längst nicht mehr dazu durch ihre Wachen mit einem Gruß zu würdigen. Die Männer und Frauen, die ihr Leben riskierten um den ruhigen Schlaf der Einwohner Norburgs zu garantieren, waren zu einer Selbstverständlichkeit geworden.

Mit einem leisen Seufzen, das seinen Atem als kleine Wolke vor seinem Mund sichtbar machte, setzte er seinen Weg durch die großteils verlassenen Gassen fort. Nach Einbruch der Dunkelheit hatten sich die meisten Bewohner und Besucher der Stadt in ihr warmes Heim zurückgezogen. Der nahende Winter machte die Nächte bitterkalt, Frost überzog die metallenen Halter der Straßenlaternen und malte Eisblumen auf die Fenster der größeren Häuser. Zafira hatte Garion versichert, dass seine Augenhöhle das silberne Auge vor dem Frost bewahren würde, sodass er nicht fürchten musste beim schließen des Auges mit dem Lid festzufrieren. Er mochte die schöne Ferkina. Sie war ruhig, verantwortungsbewusst, kümmerte sich um andere und wusste mit Krankheiten und Wunden umzugehen. Niemals hätte er jemandem geglaubt, dass gerade eine Frau wie sie lange Jahre als Hure im Bordell eines Orken hatte verbringen müssen. Aber die Vergangenheit hatte ihm mehr als nur einmal gezeigt, dass die Götter verschlungene Lebenswege liebten.

Die Flocken um den Ardariten herum fielen nun dichter, ließen seine Sicht auf wenige Schritt zusammenschrumpfen und entführten seine Gedanken mit ihrem wilden Tanz zurück in eine andere Wirklichkeit. An einen Ort und in eine Zeit in der seine Gedanken dort geweilt hatten, wo er nun war – im Bornland.

4 Jahre zuvor, Grangor, Horasreich

In dem Badehaus, nahe des Rondratempels herrschte reges Treiben. Händler, Kapitäne und Pilger konnte es nach der zumeist langen Seereise kaum erwarten endlich ein warmes Bad zu genießen und waren nur zu gerne bereit die geforderten zwei Kreuzer Eintritt zu zahlen um die geheizte Badehalle und die Schwitzräume betreten zu dürfen. Von den, mit efferdgefälligen Symbolen und Wandbildern geschmückten, Mauern des Bades hallte das Lachen, das Rufen und das Gerede der Besucher wider und erfüllte die Luft mit dem ständig an- und abschwellenden Summen eines Stimmengewirrs.
Der Rondrageweihte ließ seinen Blick wehmütig über die vielen Köpfe gleiten, die knapp über der Wasserfläche schwebend aufeinander einredeten. Ihm selbst war es kauf aufgefallen, aber in Grangor schien es kälter geworden zu sein. Überall hörte er, wie man sich über das warme Bad freute, wo draußen doch so kalte Winde um sich griffen. In seiner Heimat hätte man das Wetter draußen als „milde“ bezeichnet. Hier in Grangor aber führte es dazu, dass die Ruhe, die das Badehaus für gewöhnlich verströmte, von den vielen Besuchern zur Atmosphäre eines mittelgroßen Basars gewandelt wurde. Es war ihm nicht einmal möglich genug Platz zwischen den Anwesenden zu finden um wenigstens eine Bahn zu schwimmen. Also begnügte er sich damit, sich gründlich zu waschen und verließ das Becken dann, um sich gründlich abzutrocknen und das Badehaus zu verlassen. Wenigstens hatten Geweihte freien Eintritt…

Die Menschen, die ihm auf den Straßen entgegen kamen, hatten sich zum Schutz gegen den schwachen Nieselregen und die abgekühlte Luft, die er mit sich brachte, dicke Mäntel übergeworfen und trugen Mützen oder Hüte auf dem Kopf. Die grauen Wolken und die feucht glänzenden Straßen, passten vorzüglich zu den vorherrschenden Kleidungsfarben und der Laune Garions. Hier war alles grau und ein wenig düster.
Neferu würde mit Phexdan, diesem schmuddeligen Möchtergern-Geweihten den Traviabund eingehen – und das schon morgen. All seine Bemühungen hatten keinerlei Früchte getragen. Die Reisen zwischen Arivor und Grangor, die Kämpfe um ihr Herz, die Rose, die Rettung Grangors bei der er sich einige Rippen hatte brechen lassen um sie zu schützen – all das war umsonst gewesen. Kurz ließ er einen missmutigen Blick über den Platz gleiten, den er gerade überquerte. Nur wenige Menschen waren unterwegs, offensichtlich herrsche hier tatsächlich die Meinung vor es sei tatsächlich schlechtes Wetter. Unwirsch fuhr er sich mit der rechten Hand über das Gesicht, um den gesammelten Regen fortzuwischen. Seine Barschaft war karg, seine Laune nicht die Beste und dieser zwölfgötterverfluchte Nieselregen konnte sich nicht entscheiden ob er nun ein richtiger Regen sein oder doch lieber aufhören wollte.
Nachdem er eine Weile Zuflucht darin gesucht hatte ziellos durch die Straßen und Gassen der Tempelstadt zu wandern, gab er es schließlich auf und kehrte in den Tempel Rondras zurück, wo er eine kleine Kammer bewohnte.

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