Grangor 15 (Garion)
Kategorien: 1008 BFBettler und GauklerGarionGrangorSie hatte ihm den Rücken zugedreht. Zu spät sollte es sein…
Er presste die Augen zusammen. Ja, er hatte Mut bewiesen, hatte ihr endlich sein Herz ausgeschüttet, hatte gehofft ihr seine Gefühle beweisen zu können. Aber sie hatte ihn abgelehnt, jeden seiner Versuche ihr nahe zu kommen kaltherzig zurückgewiesen. Hatte ihm gesagt, dass er den Mut drei Monde zuvor hätte finden müssen.
Er verfluchte sich, klagte sich selbst vor dem Tribunal der Götter an, haderte mit dem Schicksal.
Sanft drückte er seinen Körper von hinten an ihren. Einen „toten Fisch“ hatte sie ihn genannt…
Das war es also, was man erhielt, wenn man sich in ruhiger Zurückhaltung übte…
Das war es, was man erhielt, wenn man sich Mühe gab, niemanden zu verletzen, indem man Rücksicht nahm.
Der Löwe in seiner Brust brüllte getroffen. Wie von der Kette gelassen begann er zu toben. Hitze stieg in ihm auf. Da bewegte sich der Körper vor seinem – Neferu drehte sich auf den Rücken und stellte ihre Beine auf. Seine Hand stieß mutig vor und fuhr über ihre Haut, glitt über ihre Hüfte und ihren Bauch. Ihr Atem ging heiß, kein Unbehagen lag in den tiefen Zügen. Ihre Hand berührte seine und führte sie fordernd ihren Körper hinauf.
Die Fronten hatten sich geklärt. Garion stand auf der einen, Phexdan auf der anderen Seite, ein Kampf war unausweichlich.
Vorsichtig schob er sein Bein über ihres und strich damit über die weichen Innenseiten ihres Oberschenkels.
„Ich liebe es deine weiche Haut zu berühren…“, flüsterte er in ihr nahes Ohr.
„Andere Frauen haben auch weiche Haut, Garion…“, gab sie zur Antwort und versetzte seinen Geist damit in flammende Unruhe, er wollte keine andere Frau!
„Sie sind mir nicht wichtig…alles was ich will bist du.“, er hörte sie leise einatmen, wie es schien hatte er endlich etwas gesagt, was ihr Herz berührte. Sie führte seine Hand an sich hinab:“Dann berühr mich Garion.“
Nichts hielt ihn zurück, als er sich ihr vollends zuwandte und seinen tastenden Fingern freien Lauf ließ. Wie lange hatte er diesen Wunsch tief in sich verschlossen, immer in dem Gedanken sie nicht zu brüskieren…und nun lag er hier mit ihr und genoss was er tat. Ihre Lippen begegneten seinen und öffneten sich weit genug um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Wie im Fieber antwortete er ihr, ließ seine Zunge vorstoßen und eröffnete den Tanz ihrer Leiber. Dicht zog er sie an sich und flüsterte ihr ins Ohr:“Eben noch hast du jede meiner Annäherungen als ungeziemt zurückgewiesen…was ist los…?“
Die weibliche Stimme die ihm antwortete war die Neferus, doch erschreckte ihn die ihr innewohnende Sinnlichkeit beinahe. „Ich habe mich umentschieden… Garion… Schlaf mit mir.“
Er fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen, ihm wurde heiß und kalt. Wollte sie ihm tatsächlich ihre Jungfräulichkeit schenken oder war das eine neue List Rahjas, die es auf seine totale Vernichtung abgesehen hatte und ihr perfides Spiel mit ihm zu spielen gedachte?
Ihm blieb keine Zeit den Gedanken weiter zu führen. Er versank in dem gierigen Wirbel seiner Instinkte, der Löwe hatte die Oberhand gewonnen und zwang den Körper des Geweihten auf den der jungen Frau. Das war es also: nach Wochen, Tagen und Monaten voller Schmerz und Entbehrung hatte Rahja endlich ein Einsehen und gestand ihm zu, was er sich schon so lange ersehnte, was er kaum zu hoffen gewagt hatte. Alles in ihm schrie danach sie sanft zu nehmen, ohne sie zu verletzten, aber sein Körper gehorchte ihm nicht mehr. Wie im Wahn fiel er über sie her, drang mit aller Macht auf sie ein und bemächtigte sich ihres Leibes. Sie genoss was er tat. Er spürte Schweiß, der sich schimmernd zwischen ihren Körper gebildet hatte, fühlte wie Neferu von einer Gänsehaut übermannt wurde, wie sich seine Nackenhaare in verzehrender Lust aufstellten.
„Bitte lass das keinen Traum sein.“, flüsterte er leise in die Dunkelheit hinein, an niemanden bestimmten gerichtet. Doch trotz des unbestimmten Empfängers erfolgte eine leise Antwort. Die Stimme war die Neferus: “Doch…aber das hast du geahnt.“
Garions Bewegungen wurden langsamer: “Du bist nicht sie…du bist ein Gedankenbild…nicht die Frau die ich liebe.“ Er spürte ihren heißen Atem an seinem Ohr. „Ich bin sie…du fühlst mich…ich bin real…dein Traum ist die Wirklichkeit.“
Etwas in Garion sträubte sich dagegen ihre Worte anzuerkennen…sein Traum war nicht die Realität…Träume waren nichts wert…waren Hirngespinste, Wunschvorstellungen. Er drehte sich auf den Rücken und zog den nackten Leib seiner Geliebten mit sich.
„Du bist nicht Neferu…du bist ein Teil meiner Gedanken…ein Wunsch. Nichts, was mir helfen kann.“.
Sie hob die Arme an und warf ihr Haar zurück. Ihr blanker Busen bewegte sich im Takt ihrer Hüfte, die sich auf dem Leib des Rondriten vor und zurück schob und ihm die Freuden Rahjas offenbarte.
„Ich bin ihr Unterbewusstsein…das was sie wirklich will. Sie wird diese Nacht den gleichen Traum haben wie du.“, ließ sie ihn keuchend wissen. Ihr Unterbewusstsein? War es möglich, dass ihre Geister sich auf der Ebene der Träume trafen?
„Was muss ich tun, damit sie sich mir zuwendet…?“, fragte er leise, unterbrochen von einem Laut der lustvollen Ekstase, die von ihm Besitz ergriffen hatte.
Er erhielt keine Antwort.
Dann öffnete er die Augen. Die Dunkelheit des Zimmers stürzte über ihm zusammen, begrub alle Hoffnung unter sich. Sein Blick wanderte zur Seite, wo ein Sonnenstrahl, der durch die Vorhänge in den Raum eingedrungen war die wahre Neferu beschien. Sie war noch immer von ihm abgewandt, die Kleider, die ihren Körper noch immer verbargen, waren die des Mannes, den sie liebte.
Es…waren nicht seine Kleider.
Schwermut griff nach seinem Herzen, als er ihre Zöpfe betrachtete, die sich wie die Strahlen einer dunklen Sonne um ihr Haupt ausgebreitet hatte. Er konnte nicht anders…er streckte seine Hand nach ihr aus und berührte sie am Arm.
„Schläfst du…?“, einen Moment lang herrschte Stille in dem Raum. Die Gefühle in seiner Brust rangen um die Antwort auf die Frage, ob er sich freuen sollte nicht gehört worden zu sein oder ob ihn die Enttäuschung übermannen sollte, weil sie ihn nicht einmal bemerkte, wenn er sie ansprach. Dann aber wurde ihm die Entscheidung abgenommen:“Nein, Garion…ich schlafe nicht.“
Er blinzelte sachte. Sollte sie im gleichen Moment aufgewacht sein wie er selbst…? Hatte die Neferu in seinem Traum die Wahrheit gesagt…? War sie ihr Unterbewusstsein gewesen? „Hast du etwa…die ganze Zeit noch nicht geschlafen?“, er brauchte einfach Gewissheit.
„Doch, habe ich…und ich hatte einen sehr…beängstigenden Traum.“, ihre Stimme beherbergte ein wenig Misstrauen:“Seit wann interessiert dich, was ich träume…? Ich erkenne dich nicht als den Garion, der du noch gestern warst.“
Er biss sich auf die Unterlippe. Der Garion, den sie gekannt hatte war ein Feigling gewesen. Der, mit dem sie nun sprach hatte Mut gefasst…den Mut eines verwundeten Tieres, das in die Enge getrieben worden war…aber ohne jeden Zweifel…Mut.
„Ich muss es wissen. Ich muss wissen ob unsere Träume sich ähneln.“, seine Kehle war trocken. Er hatte gehofft, dass sie ihm wenigstens diese einfache Frage ohne zu Zögern beantworten würde…aber sie hatte sich wohl doch weiter von ihm entfernt als er gedacht hatte. Vorsichtig nahm er sie in seinen Arm. „Ich…will dir nicht davon erzählen.“, wich sie ihm aus. Noch immer lag sie von ihm abgewandt.
„Und ich sage dir sicher nichts, ehe du mir nicht erzählt hast, was du geträumt hast.“ Herzklopfen. Seine Hände wurden kalt, es kribbelte in seinem Magen. Ihre Fragen trafen immer und immer wieder den Punkt an dem er am Verwundbarsten war.
„Ich habe von dir geträumt…“, versuchte er sie zu bremsen…vergeblich.
„Und was?“ Er schloss die Augen wieder als wäre es ein Weg dieser Situation zu entkommen…in sich selbst zu versinken und seinen Geist tief in dem Labyrinth seines Hirns zu verschließen. „Der Traum spielte…hier in diesem Bett…“
Sie seufzte leise. Tränen sammelten sich hinter seinen geschlossenen Lidern und fanden einen Weg seinen rechten Augenwinkel hinab in die Kissen. Sie hieß es nicht gut.
„Lass mich raten. Ich…habe dich berührt…“.
Er bejahte.
„…dich geküsst…und gestreichelt.“.
Wieder konnte er nur nicken. Sie quälte ihn. All diese Verheißungen von ihren Lippen waren ihm verschlossen, waren nur noch für einen bestimmt. Die Bestätigung seiner Gedanken schnitt wie ein Blitz durch seine Gefühle.
„Dann kann ich mir denken, was du geträumt hast.“, die Stimme war trocken, lieblos, beinahe wie von Gefühlen befreit. Es hätte ihn nicht härter treffen können, hätte sie ihm ins Gesicht geschlagen und ihn angeschrien, dass sie ihn hasste. Alles um ihn herum begann sich zu drehen.
„Was hast du geträumt…? Sag es mir.“, bat er unter Aufbringung all seiner Kräfte.
„Ich habe von dir geträumt, Garion.“.
Da war er…der Lichtblick…wieder fasste er Hoffnung. Doch etwas trübte das Gefühl. Zu oft hatte er sich die letzten Tag an seine Hoffnung geklammert und war enttäuscht worden. Eine kleine Stimme flüsterte ihm zu, dass auch diese Hoffnung brüchig sei, dass sie ihm keinen Halt bieten würde.
„Was hast du geträumt…?“
Sie zögerte einen Moment zu lange.
“Der Traum spielte vor der offenen Hand…du hast Phexdan zum Duell gefordert, er wählte als Waffe die Zunge und hat dich in Grund und Boden argumentiert.“ Sie hatte gelogen, das fühlte er…hatte eine Lüge geschaffen, die ihn verletzte. War sie seiner über? Wollte sie ihn brechen und für den Rest seines Lebens sicher in der Zelle eines Noionitenklosters verwahrt wissen? „Das ist nicht wahr, Neferu…sag mir die Wahrheit.“, entkam es seinen Lippen, ohne, dass er es wirklich wollte.
„Nein, Garion…es war ein Traum, der mir mehr als unangenehm war…auch wenn du dabei besser weggekommen bist. Zumindest aus deiner Sicht.“, damit verfiel sie in ein Schweigen, das er nicht mehr zu brechen vermochte. Alles was ihm blieb…war ihr warmer Körper, an den er sich klammerte wie ein Ertrinkender an den letzten Rest einer Planke von der wusste, dass er früher oder später abrutschen und dann ertrinken würde.
Sie hingegen hing ebenfalls Gedanken nach, die sie schnell fortwischen wollte. Der Traum war noch so real. Sie hatten sich duelliert und Garion hatte gewonnen. Ihren Phexdan getötet.
Sie presste die Lippen aufeinander und versuchte das Bild des sterbenden Füchschens in ihren Armen zu verdrängen.