Havena 10 (Neferu)

Kategorien: 1013 BFDer Tod trägt RotHavenaNeferu

Jeder platschende Ruderschlag trieb das Boot voll Rosen näher zur Toteninsel.
Mit jeder Elle, die Edda und Neferu überwanden, wurde der gigantische Basaltbau mehr und mehr zu einem schwarzen Riesen, der sich aufragend vor ihnen aufbäumte, als erwache er aus tausendjährigem Schlummer.

Düster und voll Geheimnis präsentierte sich das Eiland, als sie anlandeten. Nächtliche Wolken schoben sich vor das Madamal und nahmen das Licht, so dass nur das Funkeln der Sterne blieb.
Im Haus der Geweihten, das sich unterwürfig neben den uralten Tempel kauerte, brannte kein Licht.
Neferu sog tief die kühle Salzluft in ihre Lungen. Sie zitterte, hielt den Unterkiefer nur mühsam unter Kontrolle.

Edda sagte kein Wort. Eilig, nahezu gehetzt machte sie sich daran die Rosen vom Boot zu heben und sie unsanft an die flache, sandige Uferböschung zu werfen. Für Romantik hatte sie angesichts des gespenstischen Ortes kein Gespür und keine Zeit mehr.
Neferu rieb die Hände aneinander, ihre Finger waren eiskalt. Dann half sie der Wehrheimerin, ebenfalls schweigend.

Sie konnte es spüren… vielleicht ebenso wie Edda, die hastig, aber bemüht lautlos ihr Boot bestieg und sich ohne große Umschweife in die Riemen legte, nur um verschwinden zu können… Irgendwas war in dieser Nacht anders.
Es war… weniger still.

Mit einem Mal fühlte sie es genauer. Ein ungutes Gefühl, dass ihr den Rücken hinaufkroch.
Doch wenn sie genau horchte… hörte sie nichts. Nur den Meereswind und das leise Geräusch von Leben, das da drüben, jenseits des Wassers mit hellen Lichtern sein Pulsieren zelebrierte.
Sie blickte auf all die Rosen ringsum, fühlte sich hilflos.
Da war sie nachts gekommen, um die impertinenten Blicke der Festlandskirchen von sich abzuschirmen und bekam es mit der Angst zu tun?

Sie schalt sich albern, lud die bronzefarbenen Arme voll mit jungen Rosen und erklomm die sanfte Böschung.