Havena 14 (Neferu)
Kategorien: 1013 BFDer Tod trägt RotHavenaNeferuZeitraum: EFF 1013
Sie lag schneller unter ihm, als sie einen sinnvollen Gedanken fassen konnte.
Das vertraute Gesicht über ihr – den Bruchteil eines Moments nur – und sie erkannte in seinem raubtierhaften Blick, dass er ein Jäger war. Ein Geschöpf des Instinkts. Ob er sie überhaupt erkannte?
Er sah sie nicht an, nur die Seite ihres Halses. Und ohne Zögern durchstachen die Spitzen seiner Zähne unsanft ihre Haut und vergruben sich hemmungslos in ihrem Hals. Der Schmerz war immens – ihr traten Tränen in die Augen, als wilde Panik und Entsetzen in ihr losbrachen.
Nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich hilfloser gefühlt, kleiner, ausgelieferter.
Sie hatte vergessen auch nur an die Macht eines Zaubers zu denken, an den Dolch an ihrem Gürtel oder das Greifenamulett um ihren Hals.
Sie schrie erstickt in Todesangst auf. Mehrfach. Die fahrig ungezielten Hände drückten und schlugen gegen den schweren Leib des ausgewachsenen Mannes, der gierig über ihr war und wie ein Besessener das Leben aus ihr heraussaugte.
Wie sehr sie sich auch bemühte, sein Griff war wie eine Schraubzwinge. Sein Biss der eines Blutegels.
Über ihr leuchteten spöttisch die Sterne, klar und kalt.
Er war ihr so nahe, wie es ein einstiger Wunsch gewesen war.
Eine Nähe zu der es nie gekommen war.
Das lange, schwarze Haar des Vampirs lag wie ein Vlies über ihr, wie ein seidiges Leichentuch.
Seine kühle Wange schmiegte sich an die ihre, während sie sich vergeblich unter ihm wandt. Sollte sie hier sterben? Auf einem Boronsanger?
Nein! Sie biss mit einer ruckartigen Kopfbewegung zu. Die nahe Haut des Mannes bekam die Stärke ihres Kiefers zu spüren.
Sie schmeckte den metallischen Geschmack von Blut in ihrem Mund, ließ nicht los – wollte die Muskeln zerteilen, die sie zwischen ihren Zähnen spürte. Ihn zur Besinnung rufen,… ihn erinnern!
Er bäumte sich in einer kraftvollen Bewegung seines Oberkörpers auf.
Sie behielt kaltes Fleisch in ihrem Mund zurück, starrte ihn an. Ihr Blick verschwamm, war undeutlich – sie hatte zuviel Blut verloren.
Wo war das Band zwischen ihnen, an das sie so fest glaubte? Hatte sie ihn aus seiner Raserei zurückgeholt? War er wieder er?
Er nahm sich nicht die Zeit sein Opfer anzusehen. Noch während seine Unnatürlichkeit die entstandene Wunde schloss, holte er aus und hieb mit aller Macht seines Arms zu, sein Schlachtvieh ruhigzustellen.
Ihr Kopf ruckte zur Seite, als er sie genau dort traf. Ein gefährliches Knacken von Knochen, der Geschmack von frischem Blut in Mund und Nase. Ihr eigenes Blut. Sie konnte keinen Atem mehr holen! Zeitgleich dämmerte ihr Verstand und versank im Nichts, als sich ihre Augen verdrehten.