Havena 15 (Neferu)

Kategorien: 1013 BFDer Tod trägt RotHavenaNeferu
Zeitraum: EFF 1013

Irgendwann war da wieder ein Gefühl. Langsam entstand es, als wär es gerade erst erschaffen worden. Es war Schmerz.
Gemeinsam mit ihrem Bewusstsein, ihrer Wahrnehmung drang der Schmerz unerbittlich auf sie ein, wurde stärker – je mehr sie sich selbst wiederfand. Ein dumpfes, spitzes Pochen.
Trotz oder gerade wegen ihres benommenen Zustands musste sie an Zwerge in einer Binge denken. Erzhackende Zwerge mit langen Bärten und roten Nasen.
Entweder man hatte ihr irgendetwas Linderndes verabreicht oder ihr Körper setzte sie auf natürlichem Wege unter Drogen.
Sie lachte innerlich, als sie an die kleinen Männer im Stollen dachte, die ihre fiesen kleinen Spitzhacken geradewegs in ihren Schädel trieben und Bier auf ihr verkleckerten.

Kaum dass sie unfreiwillig einen Wangenmuskel bewegt hatte, musste sie einsehen, dass eigentlich gar nichts zum Lachen war.
Ihr Gesicht fühlte sich kaum mehr wie ihr Gesicht an.
War es noch da? Hatte er es zerschmettert, zerrissen? Lebte sie noch?
Sie hatte die Augen geöffnet und sah doch nichts, nur Schwärze.

Sie wollte die Rechte hastig erheben, nach ihrem zerschundenden Gesicht greifen. Ertasten, ob noch etwas von dem Spiegelbild vorhanden war, das sie kannte.
Sie vermochte es gerade einmal, mit drei Fingern schwächelnd zu zucken.
Zerwas hatte sie geleert wie einen Krug Meskinnes. Woher hatte sie mit einem Male diese alkoholischen Assoziationen?
Blöder Blutsauger.. schoss es träge durch ihren lädierten Geist.
Definitiv… Man hatte ihr etwas verabreicht. Mohn vielleicht. Oder Premer Feuer.
Wieder ein benebeltes Kichern in ihren Gedanken, das sie nur mühsam daran hindern konnte, an die Oberfläche zu glucksen.

Trotz des quälenden Schmerzes überraschte es sie, dass sie sich nicht schlecht fühlte.
Sie hatte geglaubt, wenn der Mann – das Monster – das durchaus liebenswert war, versuchte sie zu töten, fiele sie in ein elendiges Loch aus Verzweiflung, dem Gefühl von Verrat und tiefer Enttäuschung.
Aber nichts von alledem konnte sie in sich finden.
Da war nur Wärme… Wärme und Schmerz. Der rein körperlich blieb. Keine Sorge belastete ihr Gemüt, keine Angst hielt sie gefangen.
Sie konnte frei atmen. Auch wenn sie weder sah, noch hörte, noch roch.
War sie letzten Endes doch tot?
Der Gedanke beunruhigte sie nicht weiter. Wenn das Borons Hallen waren, dann hatten sich all die Kuttenträger handfeste Meineide geleistet.
Dann war der Tod beschissen, denn er tat genauso weh wie das Leben.

Die emsigen Angroschim in ihrem Kopf sangen ein Lied.