Perricum 4 (Cyruion)

Kategorien: 1013 BFCyruionDie Zeichen der SiebenGarionPerricum
Zeitraum: PER 1013

Einige Minuten hatten die Geweihten und ihr elfischer Begleiter an den Toren von Perricum zugebracht und waren dabei auf eine weitere Gruppe gestoßen, in deren Mitte niemand geringeres stand als Garion von Arivor. Die Mundwinkel des Auelfen zuckten vor Freude nach oben und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Der Geweihte war ebenfalls in Perricum, bei diesem Anlass wohl keine Überraschung, aber dass sie sich ausgerechnet am gewaltigen Stadttor begegneten, konnte doch als ein glücklicher Zufall betrachtet werden.

Noch ehe er seinen alten Freund in die Arme schloss, warf Cyruion einen Seitenblick auf die Weggefährten des Bronnjaren. Er hatte seine Vorliebe für sonderbare Mitstreiter offenbar beibehalten, denn dem Elfen wurden nacheinander ein Heiler namens Vitus Arres, der für einen von seiner Berufung erstaunlich blass um die Nase war und zu kränkeln schien, und ein kleiner Angroschim namens Tarambosch vorgestellt. Und dann war da noch William, dem Cyruion begegnet war, der schon aus der Ferne wiederholt nach dem Ardariten gerufen hatte, als sie seiner Gewahr wurden. Immerhin schuldete Garion ihm noch bare Münze oder war ein alter Freund.

Für den Auelfen stand bei William eines im Vordergrund: der Geruch. Leider haftete an Garion und seinen Gefährten ein ähnlich bedrohlicher Geruch, doch konnte ein Schluck aus dem Wasserschlauch den Magen, die Galle und womöglich auch andere Körperteile des Elfen zunächst beruhigen und er sich beherrschen, nicht noch mehr von sich vor Perricum abzusondern.

„Ihr solltet ein Bad nehmen“, empfahl er der Gesellschaft bereits nach kurzer Zeit.

Wie hielten es diese Menschen nur miteinander aus?

Störten sie sich nicht an diesem, gerade wenn er an William dachte, bestialischen Geruch?

Vielleicht war es bei einigen Menschen so, dass der mit dem strengsten Geruch am Ende das Mädchen bekam, doch von den Geweihten um Ardare, Donnerbach und anderen Städten war er bislang eigentlich anderes gewohnt. Mit verlausten Seefahrern, Angroschim und bornländischen Geweihten hatte er bislang allerdings noch nicht allzu viel zu tun gehabt. Cyruion wurde für einen Moment nachdenklich, während er unweit des Ardariten den Weg fortsetze – wenn auch naserümpfend. Er folgte der Delegation aus Donnerbach bis auf die Löwenburg, wohingegen Garion bereits bei der nahegelegenen Burg der Ardariten abbog und sich die Wege der Beiden, zumindest für den Moment, trennten. Diesen Umstand konnte der auelfische Magier jedoch verkraften, da er ohnehin alle Mühe hatte die Eindrücke von Perricum zu verarbeiten. Eine Burg unweit der nächsten Burg. Perricum drohte den Elfen förmlich zu erschlagen. Alleine die Löwenburg, auf der er Quartier bezog, erweckte den Eindruck von solchem Ausmaß zu sein wie das Dominium. Dazu standen in der Stadt eben noch mehr Burgen. Burgen – oder der, verglichen mit Gareth oder Donnerbach, monumentale, überragende und imposante Tempel der Himmelsleuin.

Ein Rondra-Tempel, der in Aventurien wahrscheinlich seinesgleichen suchte.

In Gareth wäre ein solcher Monumentalbau wahrscheinlich direkt als Stadt der Ehre bezeichnet worden.

Für die hinreichende Erkundung dieser Stadt würde er Wochen, wenn nicht Monate benötigen, so viel war ihm klar.

Auf dem Zimmer angekommen, das eher funktional eingerichtet war und nur einen Ausblick bis zur nächsten Häuserwand bot, ließ sich der Elfenmagier mit Liebe zum Stoff auf der Bettkante nieder und verschnaufte einige Augenblicke, ehe er damit begann sich häuslich einzurichten. Zumindest jene Tage auf der Burg wollte er sich doch wohlfühlen und voll auskosten. Doch mit Garion musste er sich auch treffen. Immerhin hatte der Ardarit gesagt, dass er seit geraumer Zeit nicht mehr mit Lanyana reiste und irgendwann den kleinen Angroschim kennengelernt hatte. Zudem hatten die Ardariten ebenso eine Burg in dieser Stadt, die die Neugier des Elfen weckte. Ob sie wohl ähnlich groß war wie die Burg, auf der er selbst nächtigte und speisen würde?

Perricum stand ihm jedenfalls offen. Doch die Frage, die er noch beantworten musste, war jene nach dem Anfang. Wo sollte er überhaupt beginnen, Perricum und seine Eigenheiten zu ergründen? Die Geweihten, so viel hatten ihm Narond und Thali anvertraut, hätten kurz nach der Ankunft noch eine Besprechung. Damit blieb ihm, der er nur einen Begleiter darstellte, den kirchliche Belange höchstens aus eigenem Interesse betrafen, umso mehr Zeit für sich.

Und da seine Gedanken ohnehin noch um die Burg kreisten, war es wenig verwunderlich, dass er sich tatsächlich zunächst eben jener annahm. Er ließ einige Zeit verstrichen, beim Versuch den bestmöglichen Ausblick von der Burg über Perricum und vielleicht auch auf das Meer zu erhaschen. Viel mehr konnte er an diesem Tag ohnehin nicht mehr tun. Am Morgen darauf gab es eine Andacht, dieser würde er beiwohnen, danach war er wieder für alles offen. Rondragefälliges, ehrenhaftes Tun, Neugier oder Abenteuer. Möglicherweise würde er auch den Heiler von Garion besuchen, wenn sich sein Zustand nicht bessern sollte. Irgendjemand musste dem jungen Volk doch das Handwerk beibringen und obendrein sicherstellen, dass der Heiler in guter Form war, wenn er sich ausgerechnet um einen Freund kümmern durfte.

Federnden Schrittes verließ der Elf, von Neugier geleitet, sein Zimmer, um sich in der Höhle des Löwen umzusehen…