Perricum 9 (Cyruion)

Kategorien: 1013 BFCyruionDie Zeichen der SiebenPerricum
Zeitraum: PER 1013

Während Vitus mit den anderen über sein Schicksal brütete und überlegte, auf welche Weise er die Strafzahlung im besten Fall leisten konnte, hielt sich der auelfische Zauberer weitestgehend zurück und streute seine Gedanken nur sehr sporadisch in das Gespräch ein. Sein Bedürfnis war nicht gewesen, den zurückhaltenden Menschen in diesem Moment mit seiner Weisheit zu erleuchten. Dazu kam, dass er mit fortschreitender Zeit bemerkte, dass ein Hauch von Aufregung bis hin zu Vorfreude in ihm aufkeimte. Der Nachmittag war bereits angebrochen und der Sinn und Zweck seiner Reise sollte sich an diesem Abend endlich erfüllen.

Das neue Schwert der Schwerter würde im Tempel zu den Menschen sprechen.

In bester Laune zuckten die Mundwinkel des Elfen nach oben und nachdem die Angelegenheiten des Vitus Arres geklärt waren, machten sie sich auf den Weg zur Burg, um letzte Vorbereitungen zu treffen. In der Löwenburg schien es vielen ähnlich zu gehen, wie dem Elfen. Zwischen Aufregung und Sorge meinte er alle nur erdenklichen Stimmungen ausmachen zu können. Das wunderte ihn nicht, denn so wie er es verstand, war die Person hinter dem Titel maßgeblich mitverantwortlich für die Richtung, die die Rondra-Kirche in den darauffolgenden Jahren einschlagen würde. Auch Donnerbach, auch Aldare und selbst Narond konnte und würde dieser Umstand dann beeinflussen.

Cyruion schwelgte in Gedanken, während er seine Sachen ordentlich zusammenlegte und sich in das Reisegewand kleidete. Die Robe war dem Anlass angemessen, davon abgesehen würde er anschließend wohl nicht mehr all zu lange auf der Löwenburg weilen und sich anderweitig umsehen müssen, außer er trat mit der Donnerbacher Delegation direkt dem Heimweg an, Dem stand jedoch noch ein Ardarit im Wege, den er gerne als Freund bezeichnete und an dessen Seite er sicherlich auch einen Moment verweilen konnte. Dort, wo es ihn hinführte, würde es schließlich auch andere Mode geben, Inspiration und weitere, sonstige Möglichkeiten Wissen mitzunehmen, zu lernen, die Zeit sinnvoll zu nutzen.

Es klopfte.

Mehr in einer Randnotiz wurde er darüber informiert, dass die Meisterin der Senne Nord und ihre Gefährten sich auf den Weg machten. Er, als Magier des Trosses, wollte und sollte dabei vielleicht nicht fehlen. Mit einem dankbaren Nicken verließ er die Kammer und begab sich an der Seite von Thali und den anderen in den Perricumer Tempel der Rondra. Der Weg war zum Glück nicht all zu weit und einen guten Blick konnte er ebenso erhaschen. Nebst seiner Größe gerieten ihm hier auch die guten Augen zum Vorteil. Ihm fielen die Wachen auf, die im vorderen Teil unauffällig auffällig ihre Position bezogen hatten.

Der Saal füllte sich, immer mehr, bis jedes Bisschen Luft im Raum für einen der Anwesenden reserviert war.

Gemurmel und Getuschel an allen Ecken und Enden. Einige Menschen zählten sicherlich die Sekunden oder Minuten die vergingen, bis sich eines der Portale öffnete und ein Mann den Raum betrat, sich im Zentrum des abgeschirmten Bereiches postierte und nach einem Augenblick zu sprechen begann. Es war offensichtlich, dass er es war, er, das neue Schwert der Schwerter. Langer, wallender Umhang, dunkelblondes Haar und die Fraise blieben dem Elfen im Gedächtnis, neben einem auffallend langen Namen. Doch so schien es gang und gäbe bei den menschlichen Herren von Stand.

Dragosch Aldewîn Ferlian Corrhenstein von Sichelhofen.

Leise murmelnd wiederholte Cyruion den Namen des Mannes, ehe er den Blick schweifen ließ.

Freude, Besorgnis, Unsicherheit, Glück – wieder schien jede Gemütslage vertreten zu sein.

Viel sprach der Mann von Sichelhofen nicht, dafür, dass so ein Tamtam um seine Person, sein Amt und einen möglichen Neuanfang für die Rondra-Kirche gemacht wurde. Nach kaum zehn Minuten schien das Spektakel vorbei. Cyruion musste zumindest sich selbst eingestehen, dass er etwas anderes oder schlicht mehr erwartet hatte, wie einen Gottesdienst. Doch dazu kam es nicht. Nachdem Dragosch von Sichelhofen den Raum verlassen hatte, machten einige Fraktionen und Gruppen Anstalten es ihm gleichzutun.

Auch Aldare und ihre Gefolgsleute wollten sich besprechen.

Sang und klanglos hatte sein Dienst damit, einmal mehr, sein Ende gefunden. Thali hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt.

Während die Rondra-Geweihten und geladenen Gäste sich gen Ausgang orientierten, hielt der Auelf Ausschau nach dem bornländischen Ardariten und seinen bunt gemischten Begleitern – dem Angroschim, dem Verbrecher und William. Nach einem Moment wurde er fündig und gesellte sich dazu, um zumindest Garions Meinung über Dragosch einzufangen. Bedauerlicherweise gab er wenig preis, außer dass er offenbar mit Dragosch gerechnet hatte – oder es bereits im Vorfeld erfahren hatte. Der Mann, der nun die Kirche führte, schien jedenfalls einer von denen zu sein, die sich ihre hohe Stellung innerhalb der Geweihtenschaft eher in kurzer Zeit verdient hatten.

Vielleicht schwang deshalb etwas Unmut in der Stimme des Ardariten mit?