Havena 7 (Zerwas)

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Langsam aber sicher begann ihm sein Zeitgefühl zu entgleiten. Die stetig gleichen Wände von denen nichts als Dunkelheit auf ihn hinab zu regnen schien, zermürbten ihn. Rüttelten an seiner Willenskraft und ließen die Worte Seulasslintans zu einer Lautstärke anschwellen, die nur vom Knirschen seiner aufeinander gebissenen Zähne übertroffen wurde.
In den Gedärmen des Vampirs brannte der Hunger wie Feuer und das machte ihn zunehmend reizbarer.

Als die aufgeblasene Tempelvorsteherin ihm zum dritten Mal unter die Nase gerieben hatte, dass er bis auf Weiteres weder die Insel, noch die Stadt betreten dürfe, hatte er die Geduld verloren und sie angefallen. Die schiere Wucht seines Angriffs, die jedem Menschen wenigstens das Genick gebrochen hätte, war an Sagarta jedoch nicht nur wirkungslos vorübergegangen, sondern hatte sich gegen ihn selbst gerichtet.
Was genau geschehen war, konnte er selbst nicht sagen. Er erinnerte sich nur, dass sie ihn kopfüber in eine Wand geschmettert hatte. Wenigstens war mit dem schneidenden Schmerz, der sein Rückgrat dabei durchfahren hatte und in seinem Kopf explodiert war, auch die Vernunft zurückgekehrt.
So enervierend diese Hure auch sein mochte; sie hatte recht. Die Insel stand unter Beobachtung und so hungrig wie er war, hätte er jeden Menschen ausschließlich als Beute betrachtet. Der Henker mochte sich nicht einmal ausmalen, dem süßen Geruch wie in Trance durch die Gassen der Stadt zu folgen. Sich vorstellen, wie er die Schlagader aus dem Hals der ewig jungen Hexe riss, um sich an ihrem Sikaryan zu ergötzen, darin zu baden wie in einem Jungbrunnen und…

Zerwas schloss die Augen. Welchen Zweck hatte diese Folter? Warum ließ Sagarta ihn hungern und mit jeder Stunde hier unten gefährlicher werden?
Nichts von dem was sie ihm über die Geschichte der Kinder der Nacht vorgebetet hatte, deutet auf derlei Folter als Tradition hin.

Er starrte aus trüben Augen auf den kahlen Steinfussboden seines Kerkers, als ein Pergament leise schabend unter der Tür hindurch glitt. Die Schrift darauf war zwar weiblich aber schnörkellos.
Dort stand:

„Die sogenannte Hand Borons maßt sich an, Entscheidungen treffen zu wollen, die ihr nicht zustehen. Einer ihrer armseligen Metzger landet in diesen Minuten auf unserer Insel an, um unsere Geweihtenschaft für ihre Missachtung des goldenen Raben zu strafen. Die Türen zur Insel hinauf sind nicht verschlossen.

Ich wünsche einen gesegneten Appetit.“