Trallop

Trallop 5 (Neferu)

Auszug aus dem konfusen Tagebuch der Neferu V. Banokborn.
Notizen bezüglich der Sühne zu Ehren des Listenreichen:

~~~~~

14. Hesinde 1013
Ich habe Calfang erklären können, dass Zerwas nicht durch und durch schlecht ist. Er hat ihn angehört. Hat begriffen, was die Kinder der Nacht sind. Von allen Praiosdienern auf ganz Dere ist Calfang der Verständigste, da bin ich sicher. Ich denke er kann sich trotz aller Unterschiede beider Männer identifizieren. Als Gildenmagier und Geweihter Praios‘ gleichermaßen und dazu noch Inquisitor wird er von seinen Brüdern gemieden, von anderen Glauebnsdienern verachtet. Er ist ein schwarzes Schaf. Gut für uns. Er hat lange gelernt, dass es nicht schwarz und weiß gibt. Dass es Kreaturen auf der Welt gibt, die weit jenseits von zu erwartenden Pfaden wandeln. Ich habe es immer erhofft, aber nie erwartet, dass es so kommt. Wir waren alle gemeinsam im Theater. Neutraler Grund.
Wo ist Phexdan all die Tage?

17. Hesinde 1013
Zerwas liest viel. Treibt sich nicht länger draußen herum, als nötig. Es ist auch besser so: Eine Garether Praiosdelegation ist in der Stadt.
Einige hochrangige des Sonnengottes unter ihnen. Zwei Pfeile des Lichts griffen mich an, Calfang schritt ein. Wir sind schließlich in Weiden.
Hier verbrennt man keine Hexen, nur weil sie die Gabe haben. Das mussten diese zwei übereifrigen Weißträger lernen.
Zerwas und ich bezogen Quartier bei Javik. Er stellt keine Fragen und ist freundlich wie eh und je. Ein Jammer, dass die Pfeile des Lichts die Herberge verwüstet haben.

23. Hesinde 1013
Ich fühle mich dazu hingezogen in Zerwas‘ Namen die Zwölfe gewogen zu stimmen.
Ich betete inbrünstig im Tempel der schönen Göttin unter dem Antlitz ihrer Statue.
Ich vollzog in den burgähnlichen Hallen der Leuin einen Schattenkampf.
Wir verköstigten über Stunden die Armen der Stadt. Zerwas wagte sich auch zu denen vor, die alle mieden, kann er sich doch ohnehin nicht anstecken. Sie danken es ihm mit glasig-feuchten Augen. 

27. Hesinde 1013
Die Praioten ziehen im Pulk zu Yol-Ana in die Berge. Wenn sie sich da mal nicht übernehmen. Eine perfekte Ablenkung für die Bußqueste.
Zerwas und ich kommen uns näher, es ist beinahe wie früher. Beinahe.
Ich habe Calfang Saginthas Tagebuch und das Buch über Illusionsmagie überlassen. Ob er ahnt, dass es Diebesgut aus der Rohajaburg ist?
Semper fidelis – die Worte zum Ring. Vergiss sie nicht noch einmal, Neferu!

02. Firun 1013
Zwei scheckige Fohlen gekauft. Sie bleiben bei Javik und gewöhnen sich an Zerwas.
Ich war beim Custodias-Greiffax-Turm.
Der Winterwald liegt abseits vom Weg und dort die Rohajaburg, benannt nach der kleinen Prinzessin. Der Turm ist sicher nicht mehr als 300 Schritt entfernt.
Nichts Auffälliges zu sehen am Abend. Zwar Lichter, aber keine Wachen. Der Greiffax-Turm ist klein. Ein ursprünglicher Mätressenturm. Der Eingang hell erleuchtet.
Zu jedem Viertel einer Stunde wird ein glühender Pfeil von der Mauer geschossen, der im Himmel hell aufleuchtet. Ein Signal?
Unten im Turm liegen etliche Truhen, Kisten und Schächtelchen. Es sieht aus als wären Artefakte dort verwahrt, die hier in Weiden aufgetrieben und zur sicheren Verwahrung in die Stadt des Lichts gebracht werden sollen. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist mein Ring aus praktischen Gründen darunter.

Habe vorerst die Greifenmission abgebrochen – vorerst. Ich mag es nicht, wenn sie schon zu aufmerksam waren und ahnen, dass etwas im Busch ist. In zwei Tagen werde ich einen erneuten Versuch starten, einzudringen. Besser vorbereitet diesmal. Aber immerhin, ich konnte einen guten, ersten Überblick gewinnen.
Ein magisches Alarmsystem haben sie – gegen lebendige und magische Kreaturen. Vielleicht brauche ich gar kein Ablenkungsmanöver von Zerwas.
Ich darf es nicht brauchen. Ich bringe ihn nur in Gefahr und das muss um jeden Preis verhindert werden. Diese Praioten werden nicht einen Hauch von dem Verständnis aufbringen können, das Calfang uns gewährt. Ich werde ohne Zerwas‘ Wissen auf diese Mission gehen. Einen Tag vorher, ohne dass er es ahnt. Sein Bestreben mir zu helfen schien einfach
zu groß. Ein Manöver ohne Fallnetz also. Dann kann der Listenreich höchstselbst sehen, dass er mir ein großes Risiko wert ist.
Nur stehlen, nicht behalten! Den Ring wird Calfang bekommen, sobald ich ihn habe. Er soll damit tun, was er will.
Ich benötige:
– Bogen, Pfeile – gleißendes Licht ~> Alchemie Markt / Vielleicht kann ich das Licht improvisieren?
– Jutesack für Beute
– einen guten Haken / Zerwas fragen
– eine KGIA-Ring Kopie / Zerwas (wozu ist er der Sohn eines Schmieds…?)
– einen starken Magneten ~> Meteoreisen ~> Donnerbach (zu weit weg)
– eine Ratte… igitt.. einen kleinen Käfig / habe zwei Ratten bekommen
– Feuerstein, Zunder, eine Kerze
– ein Glas zum Lauschen an Türen
– etwas, das meine Magie verbirgt
– noch so einen Trank von Calfang ~> Wo werden die in der Regel hergestellt? Kairan-Rohr.
– Lederriemen
– Vorhängeschloss
– Phex-Vademecum / Ob ich Phexdan seines abfuchsen kann?
– dünne Seile

Notiz: Scheiße, ich habe die Nottüren unverschlossen zurückgelassen..
Nächstes Mal wird die Wache besser bestückt sein. Und das meine ich im bewaffneten Sinne.

Zeitfenster: Etwa das Viertel einer Stunde. Mit weißer Kreide an ihre Wand: „Täglich neu verdienen.“

Rodebrannt nach Hademar und Joachim fragen.
Ihm Aufzeichnungen über Garben zeigen. Sonst nichts über den Einbruch andeuten. Er ist Praiot. <~ Nicht vergessen.

Die zwei Fohlen gewöhnen sich hoffentlich recht bald an Zerwas. Ihre Aufzucht wird ein neuerlicher Dienst an Rahja durch ihn.
Elster und… ? Ich werde Zerwas den rot-weißen Hengst benennen lassen, wenn er denn will.
Ob er schon im hiesigen Borontempel war? Ich sollte mich da einmal umhören.
Wir sollten Boron, Phex und Hesinde nicht weniger Aufmerksamkeit schenken, nur weil sie schon auf unserer Seite sind.
Schecken bringen ganz sicher kein Unglück. Ich sah bereits einige gescheckte Tiere mit glücklich lebenden Menschen an ihrer Seite. Ich hoffe niemand tötet uns die Tiere. Wo hat Zerwas sie eigentlich für die Nacht untergebracht? Dringend fragen!
Und Calfang fragen, ob er schon in dem Illusionsbuch gelesen hat.
Wir brauchen bald wieder etwas Geld. Ich möchte mir aber ungerne in Trallop Feinde machen.
Solange wir noch in Trallop sind..

Da Zerwas einen Fluch der Peraine trägt, bedeutet sie ihm wohl mehr als andere der Zwölfe. Warum hatte er nie einen Boronfluch, ist er doch die Gottheit, der
er sich am meisten zugetan fühlt? Kam diese Nähe zum Rabengott erst mit seiner Vampirwerdung?
Wir sollten einen Garten haben, in dem er anbauen kann. Und er sollte sich um Kranke und Verletzte kümmern.
Wo ist hier das Spital? – Vermutlich das Terbunitenkloster.
Die zehn Tage, die ich da sein müsste, um das Sikaryan auf karmalem Wege zurück in meinen Körper zu bekommen, sollte Zerwas das auch. ..irgendwie. Wird er auf
dem heiligen Boden der Göttin versengen?

Im Frühling will ich nach Gareth.
Ich brauche Diverses aus dem Roten Hahn. Und ich will mir diesen Umhang nähen oder nähen lassen. Seinen Plan habe ich bereits im Kopf. Ein cleverer, zweifarbiger 
Umhang mit geheimen Taschen.
Welche Tempel gibt es hier in Trallop?
Einen Firuntempel zumindest auf jeden Fall. Er ist gleich um die Ecke.
Firun… Geh in den Wald Zerwas, ohne Waffe und erlege mit bloßer Hand einen Bären. Kurz und schmerzlos. Nehme ihn selbsttätig aus, bereite sein Fleisch zu und
speise davon die Armen. (Ich habe gehört, Bärenschinken sei hier eine Delikatesse!) So könnte er dem Eisigen positiv in die Wahrnehmung treten. Denke ich.

Ich sollte mal bei den Kohlenbranders einsteigen… um wieder zu dieser Geldsache zurückzukommen.

Habe Phexdans Vademecum beim würfeln gegen ihn gewonnen!
Und ich will es nutzen, um zu verinnerlichen und zurückzuholen, was ich einst lernte:

PHEx. Ich brauche dich.
Nutze jede Gelegenheit. Ich bin für das, was ich tue verantwortlich und niemand sonst.
Das Glück ist mit den Humorvollen und Listigen. Nacht und Nebel sprengen die Ketten.
Melde deine Vorhaben im Tempel an.
Wenn du Informationen willst, frag die Grauen. Aber erwarte zu zahlen.
Die wichtigsten Tempel: Fasar, Gareth, Chorhop, Grangor, Lowangen, Trallop, Zorgan, Drôl, Gashok = 9
(Ist mein Geburtstag tatsächlich der 16. 03.?)
Schärfe deine Sinne, deinen Verstand, deinen Witz.
(Ob Zerwas damals je über den Neunaugensee geflogen ist?)
Der Schattenraum.
Der Wurfstern.
Der Mondsilberschlüssel.
(Ob Phexdan alles gesehen hat?)
Die Sterne sind die Seelen der wahrhaft Phexgefälligen.
Wie ein Dieb in der Nacht.
Silber, nicht Gold. Rubine, nicht Diamanten.
(Ich könnte einen Hausplan der Kohlenbranders opfern, wenn ich an einen käme.)
Du schuldest nur dir selbst und Phex Rechenschaft.
Jeder muss seinen eigenen Weg gehen.
Hilf dir selbst, dann hilft dir Phex.
Sei nicht dumm und feige. Zeige keine zügellose Habgier!
Ignoriere nicht die Tugenden der Zwölfe. Bleibe menschlich und moralisch.
Sei ein ehrlicher Dieb, aber erziele immer Gewinn.
Niemand hat ein Anrecht, alles muss verdient werden.
Alles Gut ist vergänglich, alleine die Wahrheit hat Bestand. Doch die kann man nicht kaufen, noch stehlen. Man muss sie erkennen.
Es gibt viele schöne Dinge und sie gehören dem, der sie sich nimmt.
Je größer der Risiko und je höher der Gewinn, desto größer ist die Kunst. Alles hat seinen Preis und die absolute Wahrheit gibt es nicht.
Erwerb, Taten, Handlungsfreiheit. Erwarte nicht, dass irgendjemand diebische Jünger toleriert – und seien sie auch noch so fromm.
Jeder Stern wird einst vom Himmel stürzen. Und aus diesen Sternen werden schwarze Augen.
Alles was wir stehlen, wird den Himmel schmücken.
Dem Phex wohlgefällig ist die List.
Er steht im Gegensatz zu Praios und in Rivalität zu Boron, gehört die Nacht doch beiden.
Er nimmt Mada den Mond und im Süden Hesinde die Magie.

Ich war ein Mondschatten, ein Priester.  Phexdan ist ein Nachtschatten. Er erhielt seine zweite Weihe, nach dem erfolgreichen Rufen von Phexens Schattenraum, in dem
man alles sehen und hören kann, aber in dem man nicht enttarnbar ist.
Erwerbe und verkaufe Informationen. Feilsche um deine Beute! (Das muss ich endlich lernen… ich bin zu freigiebig.)
Betrüge und Fälsche. Erkenne günstige Gelegenheiten. (Ich fürchte ich bin zu ehrlich… bin ich das, PHEx?)
Grangor + Festum = Börsen (Teilhaberscheine, Auktionen). (Heimattempel ins Tulamidische verlegen? Passe ich da besser hin?)
Hier in Trallop haben wir einen Mystikertempel. (Das erklärt einiges.)
Phex ist per Gesetz verboten in Havena, Ragath, Mengbilla. (Tatsächlich..?)
Verrate nicht, wenn du nicht verraten werden willst. (Ja, Rahjard. Verinnerliche dies.)
Verhüllung ist auch im Tempel gestattet. (Ich sollte mir einen roten Schleier zulegen.)
Wer bei einem Gesetzesverstoß erwischt wird, war zu ungeschickt und hat versagt. (Zum Glück bin ich schnell und vorsichtig..)
Für die Radikalen sind Gesetze nichtig und nur Absprachen zählen. (Zum Glück gibt es soviele unterschiedliche Phexgeweihte wie Sterne am Himmel)
Man kann nichts lehren – nur Wege weisen.
Feqz der Wichtigste im Süden, auch für Magie zuständig. Echsentöten, Anatomie, Rechenkunst. (Echsentöten? Kommt mir fremd vor.)
Ein geschlossener Handel wird stets wortgetreu befolgt.
Erbringe niemals eine Leistung, ohne eine ebenbürtige zu erlangen. (Bin ich zu freigiebig…..??)
Halte deine Pläne stets geheim. Lasse dir keine herausfordernde Gelegenheit entgehen.
Phex gibt, was du dir nimmst – und nimmt, was du dir nehmen lässt. (Nach diesem Grundsatz scheint Phexdan zu leben)

Seine Göttlichkeit ist in mir!
Vielleicht stimmt es und er hört nicht auf gesprochene Gebete, die mit seinem Namen begonnen wurden. Phex ist es, der Praios am häufigsten die Stirn bietet.
~
Was weiß ich über Tsatuaria? Entspringt meine Magie aus der Erde, dem Leib Sumus? Schließlich muss ich den Boden berühren, um die arkanen Kraft fließen
zu lassen. Sumu ist tot. Leidenschaft und Magie sind für mich untrennbar. Zauberrezepte sind selten im Kreis der Hexen, auch wenn es sie gibt – speziell
bei den wissenden Schwestern.
Keine geometrischen Muster und Berechnungen wie die der Akademiemagier lassen mich einen Zauber wirken, einzig Gefühle und Gedanken.
Die Liebe einer Hexe ist berauschend und verzehrend zugleich, so sagt man. Was würde Phexdan hierzu antworten?
Wir lernen Emotionen zu lösen, zu verstärken und fokussieren unsere Gefühle. Wir brauchen dabei kaum Worte und keine Gesten. Und wenn dann, sind sie unauffällig, wie ein Blick aus einem
Augenwinkel oder ein Fingerzeig.
Meine Zauber sind bei starkem Gefühl mächtiger. Das habe ich oft gemerkt. Dann können sie mich übermannen und erschrecken, wenn sie sich entladen wie ein Blitz.
Sumu kämpfte einst gegen Los. Sie ist das Gefühl, er der Verstand. Im Sterben gebar sie aus einem Ei Satuaria. Die zwölf Götter gelten als Los-Kinder. Wobei Efferd, Peraine,
Ingerimm und Tsa auch als Sumu-Kinder, also Geschwister Satuarias angesehen werden, ebenso wie Satinav. So hörte ich einst in Gareth. Welches Werk war noch der Ursprung dieser Worte?
Ich weiß lediglich noch, dass es alt wie Stein war. 
Diese Hassliebe zu Levthan… Levthan ist mir fremd, fast unangenehm. Dieser Aspekt der berauschten körperlichen Liebe, die fast gewalttätig ist… da ist mir nicht wohl bei.
Ich bin wohl die verstockteste Hexe in ganz Aventurien..
Satuaria ist zuletzt geboren und Tsa wird als die Jüngste bezeichnet. Ist das ein Zufall? Tsatuara/Tsatuaria. Nennen sie so nicht Tsa in Andergast?
Es gibt gut und böse nicht. Alles ist Emotion, Instinkt und Sinnlichkeit. Alles hat Graustufen. Nicht Schwarz oder Weiß. Man muss immer nach dem Warum fragen.
Eigeborene werden als besonders gefährlich von der Praioskirche eingestuft. Bisher habe ich in diesem Fall Glück gehabt. 
Wir sind eher eine magische Schule, als ein religiöser Kult. Wir können Macht erlangen über alles Lebende. In meinen Adern soll das Blut Satuarias unverdünnt fließen.
Tsa und Satuaria sind eins. Tsa ist ein Aspekt Satuarias – der Salonfähige. So denke ich.
~

03. Firun 1013
Mittag! Außer dem Meteoreisen alles bekommen. 
Sogar das Phexvademecum vom Nachtschatten. Das war schon gestern.
Abends im Theater gewesen „Jahr der Hexe“. Sehr amüsant, dass Phexdan der Autor war. Typisch der schamlose Fuchs. Hat es tatsächlich geschafft innerhalb weniger
Wochen ein Stein im Brett im Theater zu haben. Sicher hat dort eine junge Frau etwas zu sagen, die seinem Charme erlegen ist.
Thema: Besessene Hexe wird von jungem Ritter gerettet. Sterbender Garion (sogar mit Augenverletzung) gibt dem Phexdan im Stück seinen Segen, nachdem der rote Dämon besieht wurde.
Phexdans Art mit Zerwas abzurechnen. Besser als das Streben nach Vernichtung und Blut und all das.

Morgen ist es soweit. 
Hab Zerwas erzählt, ich würde kommenden Tages ausruhen. 

04. Firun 1013
Heute war der Tag auf den es ankam. Phexdan und Calfang waren eingeweiht. 
Für den Geruch bekam Phexy Kleidungsstücke von mir, um Zerwas nicht von vornherein misstrauisch zu machen. Ich würde bei einer Theateraufführung mitwirken, das
haben wir ihm glaubhaft verkauft.
Zerwas muss in Trallop bleiben. Sich unter keinen Umständen in Gefahr begeben. 
Der Plan ging auf.
Gegen Abend war ich an der Rohajaburg und dann am Greiffax-Turm. Die Wächter waren im Obergeschoss und das Doppeltor zwischen den
beiden Gebäudeteilen war offen ~> Ungünstig. Dennoch ging ich nach Plan vor. Die Ratte tat beim Fehlalarm gute Dienste. Der Zauber verlief bis zur Decke, deshalb Alarm.
Sie töteten die Ratte. Harmlose Gestalt und Spinnenlauf retteten mich. Ich war dennoch unvorsichtig. 
Ich brauche in Zukunft etwas, das verlässlich meine Magie verhüllt. Es war verflucht knapp. Ich sah anfangs den Visitator gehen. Von den fünf Kisten angelte ich mir drei mit entspanntem Boden. Ein Segen, dass ich ihn erworben hatte.
Die dritte Kiste enthielt den Ring. Ich tauschte ihn gegen die Kopie aus. 
Vier Mal hinterließ ich das Symbol des Grauen. 
Phexdan hat jetzt des Visitators gutes Rasiermesser.
In Trallop rollte mir aus einer Gasse eine Goldmünze mit Fuchskopf entgegen. 
Im Tempel erwartete man mich. Phexdan war unter den Verhüllten.
Ich bin wieder Mondschatten.

Trallop 4 (Zerwas)

Die Dunkelheit hatte sich bereits vor einer Weile wie eine samtene Decke über die Welt der Menschen gebreitet, als der elegant gekleidete Mann mit den langen, schwarzen Haaren auf die Straße trat.
Dieser Abend war der Kultur gewidmet. Das Theater in Altentrallop zeigte ein – wie es hieß – durchaus kritisches Stück. Mochte das allein schon Grund genug sein es sich anzusehen, trat für Zerwas doch ein gänzlich anderer Aspekt in den Vordergrund: Neferu hatte von Phexdan eine Rolle bekommen.
Dass gerade der lästige Fuchsanbeter dieses Stück geschrieben hatte, war der einzige Nachteil dieses Abends. Jedenfalls wenn man von dem Umstand absah, dass er sich gegen Ende des Stücks würde beeilen müssen, die Brücke zurück nach Neuentrallop noch passieren zu dürfen.

Langschrittig und mit selbstbewusster Körperspannung durchquerte er die Stadt. Ging vorüber an Handwerkern, die ihre Läden abschlossen, Tagelöhnern, die in einer Wirtschaft einkehrten und an Praios-Inquisitioren, die ihre Zeit damit verbrachten…an Praios-Inquisitoren? Zerwas wurde langsamer, als er der Gestalt am Zugang zur Herzogenbrücke gewahr wurde.
Calfang Rodebrandt – herzoglicher Inquisitor und exquisite Nervensäge – stand bei den Torwachen und unterhielt sich leise mit ihnen. Passend zu der Aura triefender Arroganz, die ihn umgab war er in Reinweiß mit gelben und roten Applikationen gehüllt und vermied es tunlichst, sich während des Gesprächs an eine Wand zu lehnen.
Ein ungutes Gefühl stieg in dem Vampir auf. Es gab nur wenig Gründe für den Blonden sich auf dieser Seite der Brücke aufzuhalten. Außerdem hatte Neferu erwähnt, dass er die Vorstellung heute Abend ebenso zu besuchen wünschte. Warum also sollte er jetzt – weniger als das Viertel einer Stunde vor Beginn der Aufführung noch hier am Tor aufhalten? Außer natürlich…

„Entschuldigt mich, guter Mann. Mein Besuch ist soeben eingetroffen.“, drang es an sein Ohr, als der Inquisitor sich von der Wache löste und ohne Umwege auf den Vampir zu hielt. „Ihr seid pünktlich. Sehr gut – ich hatte befürchtet Ihr hättet Eure Pläne für den heutigen Abend geändert. Dann wäre ich zu meinem tiefsten Bedauern sicher zu spät gekommen.“
Zerwas‘ Drang das Gesicht angewidert zu verziehen wurde übermenschlich stark, als der Praiot seine Worte mit einem höflichen Lächeln untermalte, das genauso gut eine Ohrfeige hätte sein können.
„Kommt. Ich habe uns Plätze reservieren lassen. Nicht ganz vorne versteht sich – sondern auf der Gallerie – zentral und ruhig. Der perfekte Blick.“, mit diesen Worten zückte der Inquisitor zwei Billets von denen er eins dem dunklen Kontrast seiner selbst entgegen streckte. „Genießen wir den Abend.“

Weniger als 15 Minuten später, saßen beide auf gepolsterten Holzsesseln dicht nebeneinander in einer eigenen Loge. Die Lichter waren gelöscht, das Stück hatte begonnen und die Laune des Vampirs hatte sich seit seinem Aufbruch aus seinem derzeitigem Heim rapide verschlechtert. Der kritische Beigeschmack des Stückes hatte den Pöbel in Massen angelockt, sodass es selbst hier oben nach einer Mischung aus Schweiß, Flatulenz und ungewaschener Kleidung roch. Dazu kam die ungebetene Begleitung durch den Inquisitor, dessen Näschen nicht gut genug war, sein Leid zu teilen, sowie der Umstand, dass er Neferu noch nicht hatte ausmachen können. Sicher – er war davon ausgegangen, dass sie geschminkt oder vielleicht sogar maskiert werden würde, aber bisher passte nicht einmal eine der weiblichen Figuren auf der Bühne zu der seiner Geliebten.
Missgelaunt lehnte er sich nach vorne. Phexdan war leicht auszumachen gewesen. Da es sein Stück war, war er der Held der Geschichte, der alle anderen nach und nach übertrumpfte. Dass es die eine oder andere Parallele zu Menschen gab, die er kannte oder von denen er gehört hatte, machte es nicht besser – zumal er selbst offenbar den Antagonisten in diesem schamlosen Treiben stellte.
Seine Augen fuhren von Darsteller zu Darstellen, von Gesicht zu Gesicht, von Rolle zu Rolle. Aber nirgendwo war Neferu zu sehen. „Gefällt es Euch…?“, drängte der Mann neben ihm sich in seine Wahrnehmung. „Ja…ja. Es ist nicht schlecht. Aber an die großen Meister kommt es nicht heran.“, entgegnete er in der Hoffnung das Gespräch im Keim ersticken zu können. „Oh – Ihr seid ein wirklicher Theaterfreund? Seid ihr mit den Werken Barutollis vertraut…?“

In zwei Stunden um Jahre gealtert hatte der Vampir gerade noch rechtzeitig die Brücke erreicht und war so einer halb erzwungenen Übernachtung im Hause des Inquisitors entkommen. Seufzend hielt er in der Dunkelheit eines Hauses an und ließ den Abend Revue passieren. Dass Calfang ihn beinahe von dem ganzen Stück abgelenkt hatte, war zwar ärgerlich gewesen, aber nicht der Grund für den Knoten in seiner Brust. Das ungute Gefühl, dass ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Trotz aller Bemühungen des Inquisitors, ihn von dem Schauspiel abzulenken, hatte er stets ein Auge auf die Bühne behalten – und Neferu nicht gesehen. Nach der Vorstellung hatten die Schauspieler noch für kurze Gespräche mit den angeseheneren Mitgliedern der Gesellschaft zur Verfügung gestanden. Und obgleich seine Zeit knapp und sein Interesse gering war, war er hinab gegangen. Der Geruch seiner Hexe hatte vollkommen gefehlt. Was, wenn sie nicht dort gewesen war, weil sie in Gefahr, ja weil ihr vielleicht schon etwas passiert war?
Vor seinem inneren Auge stieg das Bild der jungen Hexe auf, die auf einem Stuhl gefesselt, umgeben von Praiosdienern saß und auf den Boden blutete. Unwillkürlich spürte er den Drang nach Gewalt in sich aufsteigen, den Zorn, der ihm eingab jeden auszulöschen, der seiner Liebe Schmerz zufügte. Als seine Fangzähne sich aus seinem Kiefer schoben, schloss er rasch die Augen und atmete tief ein. Zuerst würde er zuhause nachsehen…vielleicht gab es für ihre Abwesenheit eine ganz simple Erklärung. Aber wenn nicht, dann würde schon bald Blut fließen in den Straßen dieser schönen Stadt.

Trallop 3 (Zerwas)

Der Tag war klar und kalt gewesen, ganz wie Zerwas es hasste. Dichte Wolken und Schneefall verbargen die Praiosschreibe manchmal weit genug, dass er das Haus auch am Tage verlassen konnte. Dann erlebte er die Welt in ihren prallen Farben, ehe die Nacht sie ihnen rauben konnte. Natürlich wäre es ihm möglich gewesen, sich wie ein Feigling hinter Hut und Mantel zu verbergen und durch den Tag zu schleichen – aber er hasste es, sich verstecken zu müssen. Heute hatte er nur zählen können, wie viele Schimmelflecken sich hinter der getünchten Wand verbargen.
Mit einem letzten Blick aus dem Fenster, hinaus auf sterbende Farben und eine rot glühende Sonne, schwang er sich aus dem Bett.
Endlich war es dunkel genug, um seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen.

Eilig griff er nach seinem Mantel – weniger weil er sich um die Kälte sorgte, als viel eher der Tarnung wegen – warf ihn über und ging die Stufen aus dem ersten Stock des gemütlichen Bürgerhäuschens hinab ins Erdgeschoss. Dort war es still, erst eine Tür weiter hörte er das Feuer im Kamin ihres Gastgebers knacken und gleichmäßige Atemzüge, die darauf schließen ließen, dass eben jener einmal mehr beim Lesen eingeschlafen war.
Irgendwann würde er mitsamt der ganzen Hauses in Flammen aufgehen, aber das war nicht zu vermeiden. Rasch überbrückte er die Distanz zur Vordertür und trat in die aufziehende Kälte der Nacht hinaus. Wenigstens roch die Luft an Tagen wie diesen einigermaßen frisch. Sein Blick glitt die Straße entlang, die in das Herz der Stadt führte. Zu den guten Gerüchen von Garküchen, Marktständen und menschlichem Blut. Dann aber wandte er sich von diesen Verlockungen ab und einer gänzlich anders gearteten zu. Mit knirschendem Schnee vom Vortag unter seinen Stiefeln umrundete er das Haus zur Hälfte, wo er aus einem alten Schuppen in den letzten Nächten einen Stall gemacht hatte.

Tiere waren ihm in den letzten Jahrhunderten näher gewesen als Menschen. Sie versuchten nicht ihre Angst zu verbergen und sie misstrautem ihm nicht, nur weil er anders war. Tiere waren die einzigen Geschöpfe gewesen, die ihn nicht nur nicht verraten hatten, sondern die noch dazu bedingungslos loyal gewesen waren. Und besonders Pferde waren ihm ans Herz gewachsen. Dass die beiden Fohlen, die nun die mäßige Wärme ihrer provisorischen Wohnstatt genossen, von den Bewohnern Trallops ängstlich gemieden, ja sogar nur ihrer Fellfarbe wegen getötet würden, bewies nur einmal mehr die Engstirnigkeit der Menschen.
Schnell schob er sich durch die Tür, die er rasch hinter sich wieder schloss, damit nicht zu viel Wärme in die Nacht hinaus entwich. Nachtlicht und Elster standen dicht gedrängt aneinander und starrten ängstlich zur Tür.“Keine Sorge ihr beiden. Kaum jemand hat weniger von mir zu beführten als ihr.“, sprach er warm in das Zwielicht des Raumes. Im Vorbeigehen griff er nach einem Heuballen, den er erst gestern Nacht hatte organisieren können und begann ihn vor den Tieren auf dem Boden zu verstreuen. Dann machte er sich daran mit der Mistforke die Exkremente der Schecken zu sammeln und in einen Eimer zu verfrachten. Er mochte den Geruch der Ställe – Pferdemist machte ihm nichts aus. Niemand verurteilte ihn hier drin. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass es weniger als drei Monate brauchen würde, bis Nachtlicht und Elster sich an seine Anwesenheit gewöhnt hätten. Dann konnte er mit der eigentlichen Abrichtung beginnen. Oder – könnte beginnen, wären sie nicht auch dann immer noch eine ganze Weile von einem Alter entfernt, in dem man sie einreiten konnte.

Er lehnte sich an die Wand in seinem Rücken und beobachtete die beiden fressenden Pferde nachdenklich. Neferu war unterwegs, um endlich ihre Queste zu Ende zu bringen. Und dann konnten sie endlich fort. Fort aus Trallop und fort von diesem impertinenten Jungspund von einem Inquisitor. Vorsichtig stieß er sich von der Wand ab und schlich auf die Pferde zu. Als er Nachtlicht erreichte, legte er bedächtig einen Finger auf seinen Rücken und ließ ihn über das Fell fahren – in der Richtung, in die es wuchs. Es war wichtig seine Präsenz mit angenehmen Dingen in Verbindung zu bringen. Vollkommen vom Fressen vereinnahmt, schien Nachtlicht den Finger gar nicht zu bemerken. Erst als vier andere dazu kamen und ihn zu kraulen begannen, erstarrte er für einige Momente. Als er wieder zu einer Regung fähig war, sah er unheimlich langsam zu Zerwas auf und schien ihn zu mustern, bis er sicher sein konnte, dass von dort keine Gefahr drohte. Dann begann er wieder zu fressen.

Die Finger des Vampirs zuckten zurück. Für heute sollte das als Fortschritt reichen. Er würde noch bleiben, bis sie fertig waren und dann gehen. Selbst erwachsene Männer brauchten lange, bis sie ihre Angst überwanden – und das hier waren nur junge Tiere. Bei dem Gedanken an junge Tiere sah er zur Decke des Stalls auf, wo eine kleine Laterne gelblichen Lichtschein von sich gab. Drinnen wartete Dajin. Oder wie Zerwas ihn gerne nannte: Das nervtötendste Wesen Deres. Er hatte vorgehabt den Affen, dessen Augen sicher größer waren als sein Hirn, zum Schweigen zu erziehen – vielleicht sogar zum Totstellen, sobald er den Raum betrat. Aber das zweitnervtötendste Wesen Deres – Phexdan – schwirrte immer um das Pelzknäuel herum, als habe er es selbst zur Welt gebracht.
Außerdem war an dem Affen irgendetwas anders. Zwar gewöhnte sich jedes Tier irgendwann an seine Anwesenheit, die Eingewöhnungszeit Dajins war aber wesentlich zu niedrig gewesen. Und selbst die erste Male, bei denen das Äffchen sich noch großäügig an sein Herrchen geklammert hatte, waren wie das Schauspiel eines schlechten Schauspielers gewesen. Rasch schüttelte er den Kopf und damit die Gedanken an den Flohzirkus Phexdans ab. Es gab wichtigeres zu tun und wichtigeres zu denken. Neferu käme bald zurück – und bis dahin wollte er gepackt haben.

Trallop 2 (Zerwas)

Er atmete durch den Mund aus und sah der schwachen Wärmewolke nach, die er dabei erzeugte. Diese Art kleiner Freuden war vergänglich. Überhaupt war es ihm nur möglich, seinen eigenen Atem zu sehen, wenn sein letztes Mahl nicht allzu lange her war. Zu schnell stahl die Wärme sich wieder aus seinen Adern.
Der Vampir verzog die Miene und stieß sich von dem Holzgeländer ab, das den Balkon umgab auf dem er stand um auf die nächtlichen Gassen Trallops hinab zu sehen. Wolfhelm verspätete sich, kein erfolgreicher Anfang für Geschäfte die eine kleine Ewigkeit währen sollten.

Nachdenklich wandte er den Blick von der Straße ab und ließ ihn in den Nachthimmel schweifen. Neferu war mit ihrer Bußqueste beschäftigt. Ein Unterfangen, dass wiedergutmachen sollten, was in der Vergangenheit schief gegangen war. Ein Ansinnen von äußerster Wichtigkeit. Es war nie gut die Vergangenheit unbereinigt zu lassen, lose Fäden von dem Gespinst des eigenen Lebens sorgten nur dafür, dass man sich früher oder später in ihnen verfing. Ja – er unterstützte ihre Bußqueste wirklich und wäre ihr heute wie auch sonst gerne gefolgt. Nur zur Sicherheit.
Aber heute trat er seine ganz eigene Bußqueste an. Auch diese hatte zum Ziel, einen Fehler seiner Vergangenheit zu korrigieren.

Unsichere Schritte unten in der Gasse ließen ihn aufmerken. In den Schatten der kleinen Nebenstraße bewegte sich eine Gestalt vorsichtig vorwärts und sah sich dabei suchend um. Den Hals verdreht, um möglichst in alle Richtungen sehen zu können, rammte sie einen Eimer, der polternd über das Pflaster davonrollte. Erschrocken machte die Gestalt halt und erstarrte – Wolfhelm war angekommen.
Mit einer flinken Bewegung war sein langlebiger Geschäftspartner über das Geländer hinweg und hinab in die Gasse gesprungen. Das Geräusch des Eimers hatte ihn mit Leichtigkeit übertönt, sodass er es unbemerkt in Wolfhelms Rücken geschafft hatte. „Wolfhelm. Du bist zu spät.“, ließ er ihn mit der Ruhe eines Mannes wissen, für den Zeit den Großteil ihrer Bedeutung verloren hat.
Der arme Mann zuckte noch einmal zusammen und wirbelte herum. „Ich…ich…“ brachte er hervor, während Zerwas ihn in Ruhe musterte.
Wolfhelm stammte aus Baliho und war dort Holzfäller gewesen, bis er sich bei der Arbeit mit Esche vergiftet hatte. Das war inzwischen etwas mehr als zwei Wochen her, aber das Gift schwächte ihn zunehmend, sodass er seine Arbeit nicht mehr ausführen konnte. Er hatte in Trallop nach Hilfe gesucht, aber – noch – keine gefunden. Besonders, da er sich bei der Geweihtenschaft Peraines nicht blicken lassen konnte. Um zu überleben hatte er mehrfach Firun freveln müssen – und in einem Fiebertraum einem Angebot Belshirashs zugestimmt. Zwar war er damit lediglich einen Minderpakt eingegangen – aber die Göttern waren weniger großmütig als Zerwas.
„…und dann waren da Wachen, also musste ich…“, stammelte der Mann sich gerade zusammen, während er den Vampir anstarrte. „Jaja. Ich kann meine Euphorie kaum zügeln.“, unterbrach Zerwas ihn. „Kommen wir zum Geschäftlichen. Deine Krankheit lässt dir keine Zeit für ausschweigende Entschuldigungen und mich interessieren sie nicht. Was hat der Medicus gesagt, wie lange du noch hast? Das Geld, das ich dir gab hat gereicht, nehme ich an?“
Ein Rasches Nicken war sein Lohn. „Er sagt, ich habe nicht mehr als 6 Götternamen. Bei den gütigen Schwestern! Ihr müsst mir helfen!“, die geröteten Augen in dem schmutzigen Gesicht mit dem langen, schwarzen Bart füllten sich mit Tränen, als er flehentlich seine Hände rang.

Bei Borons Gnade…hör auf zu wimmern, du Äffchen., schoss es dem Vampir durch den Kopf. „Dein Leben ist gerettet, Wolfhelm. Mehr noch – ich biete dir ein Leben das durch nichts mehr beendet werden kann. Du siehst der Unsterblichkeit entgegen…wenn du tust, was ich dir sage. Betrachte es als – eine Prüfung deiner geistigen Fähigkeiten und deiner Loyalität.“ Er verschränkte die Arme vor der breiten Brust und ließ seinen stechenden Blick in die Augen Wolfhelms wandern, der nickte, als hinge sein Leben davon ab.
„Es gibt da eine Stadt, die mir, obgleich sie mich behandelt wie einen Aussätzigen, sehr am Herzen liegt. Eine Stadt, die in diesen Tagen allzu sehr von inkompetenten Narren gelenkt wird. Sicher verstehst du, dass ich nicht zulassen kann, dass meine Heimat, meine Stadt wegen einiger törichter Ketzer zugrunde geht?“, langsam legte er seinen Kopf zur Seite und fixierte seinen Gesprächspartner.
Eben jener nickte erneut:“Natürlich, Herr! Was kann ich tun, um mich zu beweisen?“
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Nachtkindes. Die Ideale der Menschen krankten alle an demselben Fehler ihrer Rasse: Der Sterblichkeit. Er kannte nur wenige Menschen, die Golgaris Schwingen hörten und das Angebot auf ein langes, glückliches Leben ausschlugen, nur weil es von einem Vampir kam. „Es ist keine schwere Rolle, die du in dem Stück, das du ‚Leben‘ nennst spielen wirst.“, rasch warf er ihm einen Beutel zu, der mit nicht weniger als 200 Dukaten gefüllt war. „In einer Woche wird Anshag Lichtenfold, seines Zeichens wohlhabender Händler von Bernstein aus unserer wunderschönen Hauptstadt Gareth, in Greifenfurt eintreffen. Dort wird er mit den Geweihten Praios‘ handeln, mit ihnen trinken und versuchen bei ihnen zu nächtigen. Anshag ist ein frommer Mann, dessen Frau viel zu früh verstarb, sodass er sein Töchterlein daheim stets dem Schutze des Götterfürsten anempfiehlt, wenn er sich auf Reisen begibt. Man wird ihm viel erzählen und er wird noch mehr mithören.“

Nach dieser Erklärung verstrichen einige Sekunden, in denen Wolfhelm zwischen dem Beutel in seiner Hand und der hoch aufragenden, dunklen Gestalt des Vampirs hin und her sah. Dann strafften sich seine Schultern und er rückte die Mütze zurecht, die er auf dem Kopf trug. „Und ich nehme an…es ist besonders die Herrschaft und ihre politische Situation, die Euch interessieren?“
„…und die militärische, ja. Ich sehe, wir haben uns verstanden.“, entgegnete der Alterslose. „Ich erwarte deinen Bericht in vier Götternamen. Fällt er zu meiner Zufriedenheit aus, dann erhälst du deinen Lohn und weitere Aufgaben. Jetzt geh – meine Zeit ist nicht weniger kostbar als deine.“
Mit einer scheuchenden Handbewegung veranlasste er den Mann zu gehen und wandte sich dann selbst von der kleinen Gasse ab.
Ein Haus in Aranien wäre sicher eine Sache, wenn Neferu es mit ihm bewohnte. Eine Situation, die viele Menschen einfach genießen würden. Aber der Vampir wusste – er würde dort kein vollkommenes Glück finden. Zu tief saß der Stachel aus seiner eigenen Stadt vertrieben worden zu sein. Sein Reich eingebüßt zu haben, weil ein knabenliebender Schönling getan hatte, was er am besten konnte: Ein Horn zwischen die Lippen nehmen. Ein wütendes Schnauben ließ Luft durch seine Nase schiessen. Greifenfurt war sein, niemand hatte einen älteren Anspruch auf die Stadt als er selbst! Und wenn er erst die Schwächen der Herrschaft kannte, würde seine kalte Hand das Schicksal der Stadt erneut bestimmen. Ein Schicksal, das ein Heim für seine Familie ebenso beinhaltete, wie eine Namensänderung.

Er hielt inne, als er das Haus erreichte, in dem Neferu und er dieser Tage nächtigten. Der Duft der jungen Hexe hing noch schwach in der Luft, würde aber bald Vergangenheit sein. Sie war noch nicht zurückgekehrt – also würde er auf sie warten.

Trallop 1 (Garion)

Sie hatten die Kutsche für den Rest der Zeit für sich alleine gehabt, waren ungestört gewesen. Neferu hatte ein wenig mit ihm gesprochen und sich gegen ihn gelehnt. Hatte ihn gestreichelt und ihn mit ihrer sanften Stimme verwöhnt, ihn sogar mit dem Thema Phexdan verschont. Er war in ihren Schoß gesunken, hatte sich den Kopf von ihr kraulen lassen und sich an die Vorstellung geklammert, dass es ein Traviabund zwischen ihr und ihm sei, der bevorstand. Ihre sanften Finger auf seiner Stirn, an seiner Wange und in seinen Haaren waren ihm zum Genuss geworden und hatten ihn in Borons Arme hinüber geleitet. Es war ein angenehmer Traum, der ihn dort umsorgt hatte, ein Traum der sein Leben mit einer einzigen Veränderung der Realität gegenüber perfekt gemacht hatte – dann war er wieder aufgewacht. Auf seinem Gesicht hatte er Tränen gespürt, die Tränen Neferus. Auch sie hatte sich von dem sanften Schaukeln der Kutsche in den Schlaf wiegen lassen. Ihr Traum allerdings schien ihr etwas anderes offenbart zu haben als die Schönheit einer winzigen Veränderung. Sie war wieder in Schweigen verfallen und hatte sich ihm verschlossen.

Er hatte sie umarmt, ihr beruhigend den Nacken geküsst, aber ihre Tränen waren nicht versiegt. Die Feuchtigkeit auf ihren Wangen hatte in ihm einen furchtbaren Verdacht keimen lassen, den er wenig später bestätigt fand. Neferu hatte von ihrer eigenen Zukunft in Grangor geträumt…einer Zukunft in der offenbar weder Phexdan noch er vorgekommen waren. Sie war alleine mit ihrem und Phexdans Kind zurückgeblieben, einem Kind, das seine Gesichtszüge, aber ihre Augen und ihr Haar getragen und verzweifelt nach seinem toten Vater gefragt hatte…seinen Tod nicht hatte begreifen können und ihn eher als eine Art lange Reise verstanden und Phexdan nach einem oder zwei Götternamen zurückerwartet hatte.

Garion blinzelte mehrfach. Er lag noch immer auf dem Rücken, hatte sich kaum gerührt. Die Geräusche der Regentropfen auf seinem Zeltdach waren seltener geworden und ein Blick in Richtung seiner Füße zeigte ihm, dass es sich bei den wenigen Treffern nur noch um die Tropfen handeln konnte, die den Ästen des Baumes über ihm zu schwer wurden.
Statt des Regens benetzten nun seine Tränen den Boden neben sich. Vor einigen Wochen in der Kutsche hatte er in seinem Schreck über Neferus Trauer etwas übersehen, was ihn nun mit voller Härte einholte. Er war in ihrem Traum nicht vorgekommen…nicht einmal als Ersatzvater für ihren Jungen oder wenigstens als tröstender Freund. Er war wie weggewischt gewesen, wie eine vergessene Erinnerung, wie einer der vielen Teile eines Menschenlebens, die erstanden, existierten und vergingen ohne vermisst zu werden.
Rasch drückte er seine Lider aufeinander. Doch auch das konnte den Fluss seiner Tränen nicht aufhalten. Immer wieder sah er vor seinem inneren Auge eine verzweifelte Neferu, die sich trotz ihrer Trauer und ihrer Ängste nicht an ihn erinnern wollte. Die plötzliche Wärme der Tränen auf seiner Wange, die die Kälte der Nacht gewohnt war, ließ ihn erbeben. Niemals durfte ihr Traum in dieser Form Wahrheit werden. Selbst wenn er Nefs Seite für eine Weile verlassen sollte, würde er ein so schwerwiegendes Ereignis erfahren und an ihre Seite eilen, da war er sich sicher.
Er schluckte unter der Last seiner Tränen schwer und rieb sich mit einem leisen Schluchzen über die trockene Kehle.
Er hatte tatsächlich geplant sich einen Rückzugsort für den Fall seiner Niederlage zu schaffen, etwas, dass ihm im Falle des schwersten Verlustes etwas bieten konnte, das ihn am Leben erhielte, das ihm die Nähe zu Neferu wenigstens suggerierte. Der Plan war schon eine Weile in ihm gereift, doch fehlten noch einige Dukaten und ein Besuch bei seinen wahren Eltern um ihn umsetzen zu können.

Nie hatte er es zugegeben, nie mit jemandem darüber geredet, aber außer Neferu waren Prajeg und Felia die einzigen Menschen, denen er weit genug vertraute um vor ihnen zu weinen. Seine Gedanken glitten zu seinen Eltern, besonders zu seiner liebenden Mutter. Sie hatte schon in den frühesten Jahren stets Verständnis für ihren Ältesten gehabt, hatte sich geduldig seine Sorgen angehört und ihm Trost gespendet, wann immer er ihn gebraucht hatte.
Er presste seine blassen Lippen aufeinander und atmete tief ein. Seine Mutter würde ihm die Hilfe nicht verweigern, das wusste er.

Er hatte Neferu nach ihrem Traum zu beruhigen versucht. Hatte ihr versichert, dass ihr geliebter Phexdan schon auf sich aufpasste und ganz sicher nicht früh starb. Sie hatte sich beruhigt und aus dem Fenster gesehen, hinaus auf die rasch vorbeiziehende Landschaft des tralloper Umlandes.
Am selben Abend hatten sie die Stadt erreicht und sich in eine kleine Kaschemme zurückgezogen, die auf den klangvollen Namen „Kreuzergrab“ hörte. Der Wirt und auch die Gäste dort waren Garion ein wenig horasisch vorgekommen, aber die Gedanken waren wie hinweggefegt, als der Wirt ihnen großherzig erlaubte ein Einzelzimmer zu zweit zu beziehen. Der Rondrit war froh gewesen nicht getrennt von Neferu schlafen zu müssen und hatte sich mit ihr das Bett geteilt. Es hatte eine Weile gedauert, aber schließlich hatte er sich an den warmen Leib der Frau geschoben, die er liebte die aber den Traviabund mit einem anderen plante, und war eingeschlafen.

Der nächste Morgen hatte ihn unsaft aus dem Schlaf gerissen. Er hatte das laute und unnachgiebige Klopfen an der hölzernen Tür der Kammer bis in seinen Traum gehört und war nur unwesentlich nach Neferu erwacht. Garion war noch halb dem Schlaf verhaftet gewesen, hatte sich aber trotzdem aufgerichtet um Neferu den Weg zu ersparen. An der Tür hatte ihn der Wirt des Kreuzergrabes erwartet und ihn gefragt ob eine Neferu Banokborn in seinem Zimmer sei.
Er hatte ihm zur Antwort mit gerunzelter Stirn zugenickt und das Pergament an sich genommen, das der Wirt bei sich trug.
„Ein Bettler hat es vorbei gebracht, ich glaube ich hab‘ den schon öfter beim Tempel des Phex gesehen.“, diese Worte hatten gereicht um Nef das Stück Pergament sofort einfordern und lesen zu lassen, während Garion sich neben sie setze.
Das Lesen der Nachricht konnte kaum mehr als fünfzehn Augenblicke gedauert haben, doch hatte sie mindestens sechzig auf das Geschriebene gestarrt, ehe sie sich mit Tränen in den Augen zurück auf das Bett geworfen hatte.

Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen um die letzten Tränen zu verscheuchen und legte seine Hände dann unter dem Kopf zusammen. Noch immer sah er den Brief vor Augen, er hatte ihn immer und immer wieder gelesen, er lautete:

„Phex zum Gruße Neferu,
die Zeit ist gekommen, da du erfährst, was mich davon abgehalten hat dich zu meinem Eigen zu machen. Schon seit Jahren hat sich der junge Phexje mit einer Abart der Blauen Keuche gequält. Damals, als ich davon erfuhr habe ich ihm geschworen, dass ich nur für ihn da sein werde, so lange er lebt. Wir haben abgemacht, dass eine Frau mich davon mit Sicherheit abbringen würde. Und ich daher seine Zustimmung…oder seinen Tod bräuchte. Unglücklicherweise muss ich dir mit dieser Nachricht mitteilen, dass beides zusammenfällt. Phexje hat vor nicht ganz zwei Stunden den Kampf gegen seine Krankheit verloren und mir auf dem Sterbebett verraten, dass er dich liebt wie eine Schwester. Ich werde deine Rückkehr voller Sehnsucht erwarten. Wir sehen uns in 3 Wochen.

In dir ewig zugetaner Liebe,
Phexdan“

Er runzelte die Stirn und räusperte sich. Er hielt es nicht länger aus hier herum zu liegen, die Enge des Zeltes machte ihm normalerweise nicht zu schaffen, aber da er ohnehin nicht schlafen konnte, wirkte sie auf ihn wie ein Gefängnis. Mit vorsichtigen Bewegungen rutschte er zum Fußende der Schlafstatt und krabbelte schließlich ein wenig steifbeinig ganz heraus. Ein frischer Wind strich ihm um die Nase und ließ ihn frieren, während er einen kurzen Blick über den Lagerplatz gleiten ließ. Richard war tatsächlich schon verschwunden, wie er es vermutet hatte. Die Gegend war nicht sonderlich gefährlich, sie waren keine fünfzig Schritt von der Reichsstraße entfernt, wilde Tiere oder Räuberüberfälle waren hier nicht zu befürchten, so hatten sie sich darauf verständigt auf eine Wache zu verzichten.
Wenn er sich recht erinnerte, dann hatte er bei errichten des Lagers nicht weit entfernt einen kleinen Bach glitzern sehen, dessen Ufer flach und einfach zu erreichen war.
Kurzentschlossen griff er nach seiner Krötenhaut und warf sie sich über. Sie würde den Wind abhalten und unerwartete Begegnungen im Unterholz ungefährlicher machen. Für einen Moment sah er auch zu seinem Schwert hinüber, verwarf den Gedanken dann aber, er würde es nicht brauchen, im Falle eines Angriffes könnte er sich auch so wehren – davon, dass er keinen Kampf erwartete einmal abgesehen. Auf dem Weg zu dem leise glucksenden Gewässer wandten sich seine Gedanken wieder Vergangenem zu.

Neferu war nicht lange erstarrt geblieben, sie hatte sich rasch angekleidet und war mit einer Eile auf die Straße hinaus gerannt, die Garion vollkommen überrascht hatte. So war es gekommen, dass er erst Minuten nach ihr auf die Straße hinaus getreten und sie nur noch in der Ferne gesehen hatte. Aufzuholen war ihm unmöglich gewesen, nur bis zu einem Bettler, der an einer Gabelung der Straße mit dem Rücken an einen Brunnen gelehnt saß, hatte er ihr folgen können ehe er sie aus den Augen verlor. Nervös und zum Warten verdammt war er auf dem Vorplatz des Brunnens im Kreis gelaufen, den Kopf voller Gedanken und das Herz von ihren Tränen beschwert.
Damals war die Zeit ihm lang geworden. Er war unsicher gewesen ob sie aus dem Phextempel, den sie hatte aufsuchen wollen zurückkommen würde oder ob sie sich bereits ein Pferd oder eine Kutsche zurück nach Grangor organisierte. Da er aber nun darüber nachdachte, konnte er nicht viel länger als fünf, vielleicht zehn Minuten gewartet haben, ehe sie aus einer der Seitengassen links von ihm hervorgetreten war und auf ihn zugehalten hatte. Ein seltsames Lächeln hatte ihre Lippen umspielt und ihn erleichtert durchatmen lassen, dann hatte sie ihn fest umarmt und an sich gedrückt.

Mit einem Lächeln sah er auf das im Licht des Madamals funkelnde Wasser hinab. Irgendwo in der Nähe quakte leise ein Frosch oder eine Kröte. Von hier oben sah der Bach dunkel, beinahe schwarz aus.
Noch einmal sah Garion sich aufmerksam um, ehe er langsam in die Hocke ging und eine Hand nach der belebenden Kälte des Gewässers ausstreckte. Leise glucksend umspülte das Wasser des flachen Bächleins seine Finger, trieb einen kleinen Ast dagegen, riss ihn aber sogleich wieder mit sich fort. Ob es das war, was die Götter sahen, wenn sie das Leben eines Menschen beobachteten? Einen Stock, eine unbelebte Materie, die vom Strom der Zeit davon gerissen wurde?
Rasch griff er nach dem Stock und zog ihn aus den kalten Fluten um ihn einen Moment in Händen zu drehen. Schließlich aber legte er ihn zur Seite. Philosophie war nie seine Stärke gewesen und es gab wahrlich Wichtigeres um das er sich Gedanken machen musste.
Mit zwei Fingern massierte er seine Nasenwurzel. Er spürte noch immer keine Müdigkeit obwohl die Nacht dem Morgen sicherlich bereits näher war als dem Abend. Seufzend ließ er sich am Ufer des kleinen Bachs auf den Hosenboden fallen.

„Ich muss noch zu einem Schneider, Garion! Diese Tunika muss an der Taille dringend enger gemacht werden.“, hatte Neferu gesagt und das königsblaue Kleidungsstück mit ihren Händen so in Form gezogen, dass es ihren kurvenreichen Körper voll zur Geltung gebracht hatte. Ja, er war ganz ihrer Meinung gewesen, es musste dringend enger gemacht werden – sie sah wundervoll aus.
Sie waren auf dem schnellsten Weg in das Kreuzergrab zurückgekehrt um ihre Sachen zu holen. Dort jedoch hatten sie Zweifel beschlichen, ob die Zeit tatsächlich noch reichen würde einen Schneider aufzusuchen. Die Stunde zu der sie sich wieder bei der Kutsche einfinden sollten war schon sehr nahe gerückt, sodass sie sich entschlossen auf den Besuch der Schneiderei zu verzichten und besser sofort die Kutschstation aufzusuchen.
Dort angekommen waren sie von einem verwunderten Kutschfahrer begrüßt worden:“Guten Morgen. Ich hatte euch gar nicht so früh hier erwartet. Es sind doch noch mindestens vierzig Minuten bis zur zehnten Stunde.“, er hatte über das mangelnde Zeitgefühl der beiden gegrinst, ihnen aber dennoch erlaubt ihr Gepäck schon auf das Dach der Kutsche zu laden. In der übrigen Zeit war es ihnen dann tatsächlich gelungen einen Schneider – einen erstaunlich geschickten Thorwaler – aufzutreiben, dem es gelang die Tunika mit einigen, wenigen Stichen in die gewünschte Form zu bringen. Nicht einmal teuer war der Besuch gewesen, obgleich Neferu sich auch einen Satz neue schwarze Stiefel gekauft hatte. Als sie wieder zu der Kutschstation zurückgekehrt waren, waren sie noch immer einige Minuten zu früh dran gewesen, hatten sich aber schon in der Kutsche niedergelassen und sich leise unterhalten.